Schwimmausbildung Schwimmbecken in Wuppertal bleiben vorerst leer

Wuppertal · Schwimmschulen und Verbände in Wuppertal schlagen Alarm: Kinder lernen durch den Lockdown später schwimmen. Der Kursstau ist immens.

Babykurse sind optimal zur Wassergewöhnung, aber im Lockdown ebenfalls nicht möglich.

Foto: ja/David Young

Während Läufer ihrem Hobby auch im Lockdown weiter frönen können, sitzen Schwimmer seit November und noch auf unabsehbare Zeit buchstäblich auf dem Trockenen. Sie sehnen die Rückkehr ins beliebte Nass herbei. Doch was ist mit denen, die noch gar nicht schwimmen können? Hier sehen Experten ein Problem, das noch längst nicht behoben  sein wird, wenn die Bäder auch für Vereine, Schwimmschulen und die Öffentlichkeit wieder öffnen dürfen.

„Wir haben unabhängig von Corona schon Wartelisten von 12 bis 18 Monaten. Eltern die jetzt anrufen, kann ich erst danach wieder ein Angebot machen“, sagt Thilo Eisenhardt von der  gleichnamigen Privaten Schwimmschule für Säuglinge und Kleinkinder, die er mit seiner Ehefrau Nadine in Wuppertal und Solingen betreibt. Ganz abgesehen davon, dass die derzeitige Situation für private Schwimmschulen existenzbedrohend sei, befürchtet er Auswirkungen auf einen ganzen Jahrgang von Kindern, die nicht oder später schwimmen lernen. „Einrichtungen wie unsere ertrinken und mit uns unsere Kinder“, formuliert er drastisch. Seit dem ersten Lockdown am 16. März 2020 bis jetzt sei die Schwimmschule 27 Wochen lang geschlossen gewesen.  Das dadurch Versäumte sei nicht mehr aufzuholen, zumal Wassergewöhnung als Voraussetzung für das Schwimmenlernen einfacher sei, je jünger das Kind sei.

Schwimmschulbetreiber Thilo Eisenhardt warnt vor Langzeitschäden.

Foto: Thilo Eisenhardt/Eisenhardt

Hygienekonzept liegen vor, doch es gibt keine Ausnahmen

Von der Schwimmschule Eisenhardt gingen die Kinder dann weiter in Schwimmkurse etwa bei Vereinen. Der Bundesverband für AquaPädagogik (BvAP), ein Zusammenschluss von privaten Schwimmschulen in Deutschland, hat diese Problematik in  einem Schreiben an die Landesregierung und Ministerpräsident Armin Laschet eindringlich geschildert. „Wir haben ja hier auch gute Hygienekonzepte und kleine Gruppen mit höchstens sechs Kindern, in denen sich das gut umsetzen lässt“, so Thilo Eisenhardt. Damit habe man an verschiedenen Stellen auch immer wieder um eine Ausnahmegenehmigung ersucht, zumal die Schwimmschule zwei eigene Lehrschwimmbecken betreibe. „Aber niemand fühlt sich zuständig.“

Die Städte und Ämter verweisen auf die geltende Coronaschutzverordnung, die derartige Ausnahmen zurzeit noch nicht vorsieht. Und so wird der „Schwimm- oder Nichtschwimmstau“ immer größer. „Der Bedarf war schon vorher so, dass wir Wartelisten anlegen mussten. Corona verschärft das Problem“, sagt etwa Desirée Richter, die bei der Stadt für das Thema Schulsport zuständig ist und sich seit vielen Jahren in ihrem Heimatverein Freie Schwimmer Wuppertal mit der Organisation von Schwimmkursen beschäftigt. Einen Kurs Wassergewöhnung und vier Nichtschwimmerkurse gibt es bei den Freien Schwimmern. „Das lässt sich nicht weiter ausdehnen, weil weder mehr Wasserfläche noch mehr Personal zur Verfügung steht“, so Richter. Außerdem sei damit zu rechnen, dass die Teilnehmerzahl pro Kurs künftig reduziert sein muss. 

Der Schwimmverband Wuppertal etwa nimmt in seinen Schwimmenlernkursen, die zuletzt im Lockdownfenster in den Herbstferien stattfinden konnten, nur noch zehn Kinder pro Kurs auf. „Wir hatten 32 Kurse mit insgesamt 320 Teilnehmern, früher waren das locker über 400. Und der Bedarf ist da“, sagt Petra Focke, die für den Schwimmverband, die aus dem NRW-Fördertopf „NRW lernt schwimmen“ bezuschussten Ferienkurse organisiert. Für die Teilnehmer kostet eine Woche mit fünf Einheiten dadurch nur zehn Euro. „Ich habe für die Osterferien beim Land gerade den Antrag gestellt, wieder 32 Kurse durchführen zu können“, berichtet Focke. Doch bevor sie die Kurse auch wirklich zur Anmeldung ausschreiben kann, müsse sie noch auf Signale warten, dass die Bäder dann auch tatsächlich öffnen dürfen. Sie hoffe, dass der Wuppertaler Krisenstab in der kommenden Woche ein entsprechendes Signal aussendet.

Offen sind neben dem Schwimmleistungszentrum , das für Kaderschwimmer auch im Lockdown verfügbar geblieben war, seit Wochenbeginn auch wieder das Gartenhallenbad in Langerfeld und das Bürgerbad am Uellendahl für den Schulsport. Die Schwimmoper soll nach vorgezogenen Wartungsarbeiten in Kürze folgen. „In der jetzigen Lage sind  viele Schulen aber zurückhaltend. Die haben ja viel zu regeln“, so Desirée Richter. Manche würden erst nach den Osterferien wieder mit Schwimmunterricht beginnen. Das bestätigt Petra Focke, die über die vom Schwimmverband gesteuerte „Wuppertaler Schwimmoffensive“ normalerweise 71 Klassen von 29 Schulen  mit einer zusätzlich Fachkraft beim Schwimmunterricht unterstützte. Focke: „Bisher hat das  im Schwimmleistungszentrum erst eine Schule wieder angefordert.“

Auch hier wurde im vergangenen Jahr viel Zeit bei der Schwimmausbildung verloren, die kaum wieder reinzuholen ist. „Ich warne eindringlich vor ein, zwar Jahrgängen an Nichtschwimmern, erst recht wenn die derzeitige Situation noch länger andauern sollte“, sagt Thilo Eisenhardt.