Fußball-Regionalliga So denken Fans über Krise des WSV
Wuppertal · Die Anhänger des Wuppertaler SV reagieren mit Unverständnis und Treueschwüren auf die Finanznöte des Vereins.
Was sagen die WSV-Fans zur Situation ihres Vereins und den von den Gremien beschlossenen Adhoc-Maßnahmen, um eine mögliche Insolvenz abzuwenden? Die WZ hat sich unter langjährigen Anhängern des Clubs umgehört. Hier ein Stimmungsbild:
Jochen Mandel (71) geht seit 65 Jahren zum Wuppertaler SV und wäre als aktueller Dauerkarteninhaber und Mitglied nicht bereit, für den Club einen Extra-Betrag zu zahlen. „Ich möchte mir als Außenstehender kein Urteil über die handelnden Personen erlauben. Das eigentlich Traurige ist doch, dass es in Wuppertal scheinbar nicht möglich ist, Sponsoren für einen Viertligisten zu finden. Ich finde, Regionalliga müsste sich Wuppertal leisten können. Ich frage mich, was eigentlich die Leute aus dem so genannten Wirtschaftsrat des WSV machen. Die müssten doch gute Kontakte zur Wirtschaft haben. Unbegreiflich ist mir, dass ein Wuppertaler Unternehmen wie Barmenia mit Millionen Bayer Leverkusen unterstützt. Mit fünf Prozent von dieser Summe wäre dem WSV sehr geholfen. Ich finde, dass solche Unternehmen auch ein Stück weit eine Verantwortung gegenüber den Wuppertalern haben, schließlich gehören zur Lebensqualität einer Stadt neben der Kultur auch der Fußball und der Sport generell.“
Neben der fehlenden Unterstützung aus der Wirtschaft sieht Mandel aber auch ein Manko hinsichtlich der Zuschauerunterstützung. „Die könnte besser sein, vielen Wuppertalern ist der WSV wohl egal.“
„Der Verwaltungsrat muss künftig besser kontrollieren“
Während in den Sozialen Netzwerken eine überwiegende Tendenz auf Ablehnung der ersten Maßnahmen zur Rettung des WSV herrscht, schließt Daniel Hillen (33) nicht aus, sich etwa eine nun angebotene lebenslange Mitgliedschaft in Höhe von 1954 Euro zu kaufen. „Dafür möchte ich aber noch die weitere Entwicklung abwarten. Und ich mache es auch vom weiteren Handeln der Verantwortlichen abhängig. Sie müssen endlich seriös, professionell und transparent nach außen arbeiten, das ist in der Vergangenheit nicht passiert. Erst auf medialen Druck wurde jetzt kommuniziert, wie es um den WSV steht. Das ist nicht integer.“ Einen konkreten Schuldigen für die Misere möchte er nicht nennen, hat aber als Vereinsmitglied eine klare Forderung in Richtung des Verwaltungsrats: „Er muss zukünftig als Kontrollorgan die Arbeit des Vorstands besser überwachen.“
Deutlichere Vorwürfe in Richtung der Vereinsverantwortlichen formuliert ein ehemaliger Sponsor und Fan, der namentlich nicht genannt werden möchte. „Der Verein geht mir mit seinen seit Jahren praktizierten Betteleien gegenüber den Fans gehörig auf die Nerven. Viele Probleme sind hausgemacht. Mir ist schleierhaft, wie der Vorstand finanziell so ins Risiko gehen konnte. Der Verein ist so aufgepumpt worden, dass er jetzt in Dimensionen angekommen ist, die er nicht mehr stemmen kann. Rücklagen? Fehlanzeige. Ich vermute, dass mit den ursprünglichen Machern der Initiative „WSV 2.0“ so eine Situation nicht entstanden wäre. Ich hoffe sehr, dass der WSV auf Dauer kein Fass ohne Boden ist, denn ich will nicht, dass er untergeht.“
Michael Gronau, seit 1965 (im Alter von 2 Jahren) WSV-Fan, hält zu seinem Verein: „Üble Beschimpfungen gegen den amtierenden Vorstand in Foren und Sozialen Netzwerken helfen in dieser brenzligen Situation jetzt nicht weiter. Natürlich muss restlos aufgeklärt werden, wieso das Defizit mitten in der Saison entstanden ist und wer für die vermeintliche Harakiri-Finanzplanung verantwortlich ist. Doch jetzt gilt es zunächst, den Verein zu retten und den Zwangsabstieg kurzfristig zu verhindern. Dazu müssen alle ‚echten‘ WSV-Fans zusammenstehen und die Kräfte bündeln. Ich habe in den letzten Jahren auch mehrmals außer der Reihe gespendet. Ich hege keinen Groll und werde es, wenn es jetzt nötig ist, wieder tun, um meinen kleinen Teil zur Rettung beizutragen. Denn jetzt zeigt sich, wie stark die rot-blaue-Einheit wirklich ist.“
Stephan Volter (55), ist dem WSV seit 46 Jahren verbunden und will auf die „Rettungsmaßnahmen“ des Vereins nicht sofort anspringen, denn er sieht den Vorstand in der Verantwortung für die wirtschaftliche Situation: „Ich kann nicht nachvollziehen, wie man als Verein derart ins Risiko gehen kann, obwohl mit Viktoria Köln ein starker Konkurrent mitmischt. Das war nach meiner Meinung wirtschaftlicher Selbstmord.“