SSG setzt nicht nur auf Kurse
Der neue Großverein hat seine Mitgliederzahl seit der Fusion im März steigern können. Die Vielfalt der Angebote hilft.
Kampf dem Winterspeck, und ein Hoch auf die guten Vorsätze: Was in Fitessstudios durch Neuanmeldungen und das Auftauchen lange nicht gesehener Mitglieder immer Anfang Januar durchaus zu spüren ist, kommt zum Teil auch in den Vereinen an. Allerdings nur in abgeschwächter Form. „Gerade zum neuen Jahr hin kommen einige mehr, um hineinzuschnuppern und sich eventuell anzumelden“, sagt Tanja Jagobert, Übungsleiterin für „Fit for Fun“ im neuen Großverein SSG Wuppertal. Auch in der Zumba-Gruppe, wo sie „nur“ Teilnehmerin ist, habe es vereinzelt Neue gegeben, die sich mit Ganzkörpertraining zu lateinamerikanischen Rhythmen fit machen und fit halten wollten.
Insgesamt sei die Fluktuation allerdings vergleichsweise gering — und das ist im Sportverein ja auch gewollt so. „Wir wollen bewusst ein Gegenangebot zu den Fitnessstudios machen, die voll auf Individualität setzen“, sagt der SSG-Vorsitzende Michael Eckers. Die Bindung sei in Vereinssportgruppen natürlich deutlich größer. „Da fällt auf, wenn jemand mal nicht kommt, und nicht selten unternimmt man auch außerhalb des Trainings noch mal etwas gemeinsam“, so Eckers.
„In einer familiären Gruppe ist auch der gegenseitige Ansporn größer“, ergänzt Tanja Dagobert aus eigener Erfahrung. Fast alle Vereine versuchen, mit extra zu bezahlenden Kursen auch Nicht-Mitglieder zu locken, die dann freilich einen größeren Beitrag leisten, als Mitglieder, die ja auch noch den Vereinsbeitrag zu entrichten haben. Bei der SSG, die bis auf die im HSV schon vorher zusammengefasste Handballabteilung ausschließlich auf Breitensport setzt, kommen so insgesamt stattliche 100 Angebote pro Woche zusammen — von Aerobik bis Zumba, von Kinderschwimmen bis Seniorengymnastik. Gerade wird ein neues Programmheft aufgelegt, um alles auf einen Blick zusammenzufassen.
Ein durchaus erfolgreiches Modell, denn die SSG hatte Ende 2017 nicht zuletzt durch diese Bündelung der Kräfte und die damit entstandene größere Vielfalt sogar 60 Mitglieder mehr als die drei Ursprungsvereine Barmer TG, TV Friesen und TSV 1887 vor einem Jahr. „Aktuell sind es 1310 Mitglieder, das ist super“, sagt Michael Eckers und ist mit der Anlaufphase sehr zufrieden.
Nach den guten bisherigen Erfahrungen sei man sogar dabei, das Kurssystem wieder etwas zurückzudrehen. So würden etwa funktionelles Zirkeltraining oder Zumba, das dreimal die Woche stattfindet, jetzt nicht mehr als Kurse gegeben, sondern als normales Vereinsabgebot ohne Zusatzbeitrag gemacht. „Unsere Erfahrung ist, dass viele, die zuvor nicht Mitglied waren, trotzdem in den Kursen bleiben und sich dann im Verein anmelden“, so der Vereinsvorsitzende.
Eine generelle Tendenz will Eckers aus der teilweisen Abkehr von Kursen allerdings nicht ableiten. „Man muss das jeweils kundenorientiert sehen, sonst hat man mittel- und langfristig schlechte Karten.“
Tanja Jagobert jedenfalls ist überzeugte Vereinsgängerin. „Ich mache hier seit zwei Jahren bei den Zumba-Angeboten mit und kann nur sagen, viele bleiben lange.“ Ein weiterer Vorteil der Beständigkeit: „Ich muss nicht sagen, das neue Jahr ist da, jetzt muss ich mit dem Abspecken beginnen.“