Fußball Auf dem Sportplatz gibt es kein Kasalla

Remscheid/Wuppertal · Fußball: Thorsten Legat ist wieder als Trainer tätig. Die Devise lautet: Bövinghausen statt Dschungelcamp.

 Thorsten Legat am Spielfeldrand beim TuS Bövinghausen mit seinem Co-Trainer Dirk Abel. Der war schon beim FC Remscheid sein Assistent gewesen.

Thorsten Legat am Spielfeldrand beim TuS Bövinghausen mit seinem Co-Trainer Dirk Abel. Der war schon beim FC Remscheid sein Assistent gewesen.

Foto: ASC 09 Dortmund/Frank Fligge

Thorsten Legat? Das ist doch dieser Kasalla-Typ. Der, der den Namen Remscheid höchst werbewirksam vor jeder nur auffindbaren Kamera so gekonnt in die Länge gezogen hat: Reeeemscheid. Na ja, und im Dschungelcamp und weiteren Trash-Shows hat der 50-Jährige auch ordentlich Sprüche geklopft und Muckis präsentiert.

Viele reduzieren den einstigen Fußball-Profi (VfL Bochum, Werder Bremen, Eintracht Frankfurt, VfB Stuttgart, FC Schalke 04) heutzutage alleine auf Klamauk. Auf herrlich simples Gequatsche. Noch immer. Wozu der Mann aus Wermelskirchen gewiss auch beiträgt. Ob nun bewusst oder unbewusst. Mit regelmäßigen Postings in den sozialen Netzwerken. Und immer noch regelmäßigen Auftritten in TV-Sendungen und -Shows.

Beim Dortmunder Landesligisten spielt auch Legats Sohn

Was viele gar nicht wissen: Der gebürtige Bochumer ist seit diesem Sommer wieder im Fußballgeschäft unterwegs, hat den TuS Bövinghausen übernommen. Nachdem er beim FC Remscheid im Mai 2016 die Brocken hingeschmissen hatte, war es aus rein sportlicher Sicht still um den Ehemann und zweifachen Familienvater geworden. Bis das Angebot aus Dortmund kam.

Es ist ein Mittwoch, einer der heißesten Tage des Jahres. Der TuS Bövinghausen nimmt in Aplerbeck am Hecker-Cup teil. Die Sonne brennt erbarmungslos. Legat sagt: „Sonnencreme habe ich aufgelegt, aber die Sonnenbrille leider vergessen.“ Das ist in der Anfangsphase des Spiels gegen den klassenhöheren FC Brünninghausen vielleicht gar nicht so schlecht. Bereits nach drei Minuten gerät der Landesligist in Rückstand. Legat, geblendet von der Sonne, steht kurz von seinem Stühlchen auf. Schaut grimmig drein, murmelt Unverständliches. Die vermeintlich schlechte Laune soll sich schnell legen – schon zehn Minuten später gleicht der Dortmunder Club zum 1:1 aus. Dem späteren Endstand.

„Der sportliche Aspekt in Bövinghausen hat mich gereizt“, lässt Legat wissen, spricht keinen seiner berühmt gewordenen Kauderwelsch-Sätze. Offensichtlich: Er kann auch anders. Mit vollem Fokus auf den Sport, auf die Mannschaft, auf die einzelnen Spieler. Zu denen gehört auch einer seiner beiden Söhne. Nico Legat spielt im defensiven Mittelfeld, ist von Westfalia Herne gekommen. Der andere, Leon, hat sich dem Bezirksligisten Dabringhauser TV angeschlossen.

Thorsten Legat -
der Familienmensch

Legat sieht sich als Familienmensch. Sie geht ihm über alles. Vielleicht ist das der wichtigste Grund, warum er dreimal wöchentlich das Training in Bövinghausen leitet: „Wir sind dort wie eine große Familie.“ Eine mit Zielen. Ein weiterer Durchmarsch ist nach zwei Aufstiegen in Folge kein Muss, wird aber nicht gänzlich ausgeschlossen. „Unser Ziel ist Tabellenplatz eins bis fünf“, erklärt der Ex-Profi, den einst sein bärenstarker linker Fuß ausgezeichnet hat. Und bekommt die Zustimmung seines Präsidenten. Ajan Dzaferosky macht deutlich: „Wir müssen nicht aufsteigen.“ Und warum hat er Legat verpflichtet? „Weil er gut ist als Typ und ein ganz lieber Mensch.“ Man sei sich dessen Bekanntheitsgrad bewusst: „Wir nehmen ihn so, wie er ist.“

Bislang fluppt es. Legat liefert solide Arbeit ab und kann sich ganz auf den Sport konzentrieren. Lediglich seine Präsentation als neuer Trainer des aufstrebenden Clubs war von einem riesigen Medienrummel begleitet worden. Alle wollten den Mann erleben, der für so herrlich verquere Formulierungen steht. Sogar überregionale Medien nahmen den Termin Mitte Juni wahr. Da war richtig etwas los. Was dem Bekanntheitsgrad des Clubs gewiss nicht geschadet hat.

Mittlerweile ist mehr Ruhe eingekehrt. Der Fußball-Promi kann entspannt arbeiten und hat mit Dirk Abel einen Mann seines Vertrauens an seiner Seite. Der Remscheider hat auch schon zu FCR-Zeiten als Co-Trainer ein Gespann mit Legat gebildet. „Dirk ist zu einem Freund geworden. Ihn kann ich Tag und Nacht anrufen – er ist immer für mich da.“ Legat – Typ raue Schale, weicher Kern – braucht das. Braucht Harmonie in seinem Umfeld. Braucht einen Verein, der ihn machen lässt. Bövinghausen könnte so einer sein.

Gerade ist ein neuer Kabinentrakt auf der Sportanlage entstanden. „Eine Tribüne für 1000 Leute soll auch noch gebaut werden“, sagt Legat. Das Interesse am TuS Bövinghausen, dem Verein im äußersten Dortmunder Westen, ist gewachsen. Enorm sogar.

Wobei man sich nichts vormachen muss: Viele werden kommen, um ihn zu erleben. Und möglicherweise enttäuscht sein, weil es auf dem Sportplatz kein Kasalla gibt. Und keine Stierhoden. Dort ist Legat ein Trainer wie jeder andere auch. Nur ein wenig bekannter.