Traurige Titans sportlich auf Kurs

Einen Tag nach der Nachricht des Rückzugs gab es einen umkämpften 3:1-Erfolg in Essen.

Wuppertal. Wie geht man als Sportler damit um, wenn gerade ein großer Traum geplatzt ist? Die Zweitliga-Volleyballer der A!B!C Titans Bergisch Land taten das am Samstagabend mit Anstand, obwohl sie seit Freitag wissen, dass es keinen Lizenzantrag für die Erste Liga geben wird. Beim abstiegsbedrohten Team von Humann Essen gewannen sie trotz einiger Mühen mit 3:1-Sätzen und sind ihrem Ziel, Meister zu werden, noch ein Stück näher gekommen.

„Wir haben noch Arbeit zu verrichten“, hatte Trainer Georg Grozer die Mannschaft zuvor für die letzten fünf Saisonspiele beschworen, die Gedanken an das Aus zumindest auf dem Feld beiseite zu drängen. „Ich habe mir gesagt, ich will noch Spaß haben und natürlich auch die Spiele gewinnen“, formulierte es Libero Julian Stuhlmann.

Doch Vorsätze und die Umsetzung sind oft zwei verschiedene Paar Schuhe. Das merkte man den Titans vor allem im ersten Satz an. Gerade Stuhlmann und Kapitän Peter Lyck, die beiden langjährigen Wuppertaler, schienen völlig von der Rolle, und auch der Amerikaner Bryce Hickerson wirkte zunächst völlig indisponiert.

„Ich gehe in Wuppertal zum Volleyball, seit ich drei Jahre alt bin, das geht einem alles doch sehr nahe“, sagte Stuhlmann anschließen. Er gab zu, dass am Freitag im stillen Kämmerlein bei ihm auch ein paar Tränen geflossen seien.

Peter Lyck, der sich — wie die gesamte Mannschaft — nach dem ersten Satz zusammenriss und seiner Enttäuschung mit einigen brachialen Angriffsschlägen Luft machte, ließ sich nur ab und zu mal ein Lächeln abringen, wirkte sonst sehr reserviert. „Es ist schwierig, sich zu motivieren. Das galt schon die gesamte Saison über, denn natürlich merkt man, dass wir uns nicht so entwickelt haben, wie wir das vorhatten“, sagte Lyck.

Zumindest im zweiten Satz bewiesen die Titans in Essen, wer das Profiteam und wer die Hobbytruppe ist. Mit druckvollen Aufschlägen, guter Annahme und sicheren Blocks ließen sie den tapfer kämpfenden Gastgebern da nicht den Hauch einer Chance. Gegen Zuspieler Michal Kotas und Mittelblocker Daniel Thomsen fanden die Essener während des gesamten Spiels keine Mittel.

Es spricht für die Moral der Mannschaft, dass sie auch in den folgenden beiden Sätzen, als es wieder eng wurde, hartnäckig versuchte, ihr Spiel durchzubringen. Angefeuert von gut 30 Titans-Fans, die sich gegen das Essener Publikum lautstark bemerkbar machten, verwandelte Kapitän Lyck nach 106 Minuten den dritten Matchball.

„Natürlich will jetzt jeder von uns auch Meister werden, auch um sich vielleicht für andere Mannschaften anzubieten“, sagte Zuspieler Michal Kotas. Er war von Beginn an bemüht, sich und seine Kollegen mit Anfeuerungsrufen zu pushen. „Ich würde gerne in Deutschland bleiben“, bekannte der Pole, der mit seiner Lebensgefährtin in Krefeld lebt. Da sie dort als Ingenieurin arbeitet, sei es ohnehin schwer, die Zelte abzubrechen. Kotas, der gleich zu Beginn in VHS-Kursen gut Deutsch gelernt hat, ist allerdings bewusst, dass die Plätze in der ersten Liga sehr begrenzt sind — und in der zweiten hatte nur Bayer auch etwas bezahlt.

Versucht, Geschäftsführer Thorsten Westhoff bei seiner Entscheidung, keine Lizenz zu beantragen, noch umzustimmen, habe niemand aus dem Team. „Das hätte sicher keinen Sinn gehabt. Er hat sich das reiflich überlegt und ist fair mit uns umgegangen“, sagte Kotas. Westhoff selbst freute sich, dass die Mannschaft in Essen Charakter gezeigt habe. Die reine sportliche Leistung dürfte ihn dagegen in seiner Entscheidung eher bestätigt haben.

Die Wahrscheinlichkeit, dass 2012/13 zumindest weiter Zweitliga-Volleyball in Wuppertal gespielt werde, sei zudem nicht größer geworden. „Wir haben zwar einige sehr aufmunternde e-Mails von Fans und Freunden erhalten, andere Reaktionen gibt es noch nicht“, bedauert Westhoff. Um doch weiterzumachen, müssten bis Ende April extern rund 100 000 Euro aufgebracht werden. „Wir sind jederzeit ansprechbar und für alle Ideen offen.“