Schwimmen Wuppertals Spitzenschwimmer zieht eine positive Saisonbilanz

Wuppertal. Christian vom Lehn sehnt den Urlaub herbei. Doch nach der gerade abgeschlossenen WM gilt es für den einzigen Spitzenschwimmer der SG Bayer, noch die letzten „Körnchen“ Motivation und Kraft zusammenzukratzen.

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Noch bis Donnerstag ist er mit seinen Nationalmannschaftskollegen zur Leistungsdiagnostik in Hamburg, um daraus Rückschlüsse für die künftige Vorbereitung auf Großereignisse ziehen zu können. Nach drei Tagen in der Heimat Wuppertal, muss er dann — ebenfalls vom Deutschen Schwimmverband verordnet — noch beim Kurzbahn-Weltcup in Berlin schwimmen, ehe endlich Pause ist. „Ich fliege für zehn Tage in die Sonne“, steht vom Lehns Plan schon.

Trotz der Erschöpfung nach einer langen Saison, sei die Stimmung aber gut, versichert der 25-Jährige. „Wenn man die Deutschen Meisterschaften hinzunimmt, sind wir auf jeden Fall auf dem richtigen Weg“, bilanziert er nach nun siebenmonatiger Zusammenarbeit mit Bayer-Cheftrainer Michael Bryja. Das Vertrauen ist da. Vom Lehn hätte sich in Budapest sogar einen direkten Kontakt am Beckenrand mit ihm gewünscht.

„Das ist wichtig, wenn man kleine Korrekturen vornimmt, gerade weil wir viel in der Technik umgestellt haben. Am Telefon ist das schwierig“, sagt vom Lehn. Ob es ein Grund mit war, warum er seine enttäuschende Zeit von 1:00,60 min im Einzelrennen über 100 Meter Brust drei Tage später in der Mixed-Staffel nicht verbessern konnte, lässt er offen. „Die ersten 50 Meter bin ich, wie besprochen, voll angegangen, auf der zweiten Bahn dann aber gestorben“, beschreibt er selbst sein Gefühl.

„Man kann ja nicht erwarten, dass man nach so kurzer Zeit, die man miteinander arbeitet, in Wettkampfsituationen alles immer umsetzt“, sieht auch Bryja die Auftritte seines Musterschülers durchaus positiv. Bei den Deutschen Meisterschaften, als vom Lehn in 59,47 Sekunden eine fantastische Bestzeit aufstellte, sei eben alles optimal gelaufen.

Bisher galt vom Lehn immer als guter Gleiter, was ihm auf seiner ehemaligen Spezialstrecke 200 Meter zu Gute kam. Doch er hat bewiesen, dass ihm auch das hochfrequentere Schwimmen auf den 50 (bei der WM verbesserte er erneut seine Bestzeit) und den 100 Metern liegt. „Vielleicht war ja auch der Abstand zwischen DM und WM zu lang. Er hat eben noch nicht die Substanz, die Form so lange aufrecht zu erhalten wie etwa eine Franziska Hentke“, sagt Michael Bryja. Mit mehr hochintensiven Einheiten will er das künftig ändern und liebäugelt auch damit, Christian wieder zusätzlich zu den 200 Metern zu bewegen, auf denen inzwischen auch viel hochfrequenter geschwommen wird.

„Wir setzen uns noch zusammen und werden über alles reden“, sagt vom Lehn entspannt. Wohl bis Anfang September wird ihm Bryja eine Pause gewähren, während die übrigen Trainingskollegen am 14. August wieder einsteigen.

Die Kritik an Bundestrainer Henning Lambertz, die am Rande der WM zum Teil auch von Schwimmern laut wurde, können vom Lehn und Bryja übrigens nicht nachvollziehen. „Wir persönlich arbeiten mit ihm vertrauensvoll zusammen, tauschen uns bei Trainingsplänen aus und er befürwortet die“, sagt Bryja. Vom Lehn ergänzt: „Er lässt mir die Freiheiten, die ich brauche.“