Das Winterschwimmen im Neuenhof: Eine wohlig-warme Erfolgsgeschichte

Täglich genießen bis zu 300 Schwimmer das 28,1 Grad warme Wasser.

Foto: Schinkel, Uwe (schin)

Küllenhahn. Der Nebel wabert über dem türkisblau schimmernden Wasser. 25 rote, blaue, grüne und gelbe Badekappen wirken darauf wie bunte Farbtupfer. Ein Blick auf das Thermometer zeigt: zehn Grad Außentemperatur. Das ist zwar nicht besonders winterlich, aber dennoch so kalt, dass es einen nicht unbedingt in Badehosen oder Badeanzug nach draußen treibt. Doch hier am Küllenhahn schreckt das niemanden, die bunten Farbtupfer sind unaufhörlich in Bewegung. Denn: Im Freibad Neuenhof ist Bahnen ziehen auch im Winter angesagt.

Foto: Schinkel, Uwe (schin)

Wer sich und seinen inneren Schweinehund nämlich überwindet und den kurzen Weg vom Schwimmertunnel zum Becken wagt, wird mit einem einmaligen Erlebnis belohnt: Schwimmen in 28,1 Grad warmen Wasser unter freiem Himmel im bergischen Winter. „Wenn ich hier meine Bahnen ziehe, kann ich alles hinter mir lassen“, sagt Cornelia Müller. Die 59-Jährige ist eine von 1300 Winterschwimmern, die eine Saisonkarte vom 1. Oktober bis zum 28. Februar gelöst haben. „2000 Meter müssen es schon sein“, sagt die Ronsdorferin, die täglich im Neuenhof anzutreffen ist — und dort als Kind das Schwimmen gelernt hat. „Damals kostete der Eintritt zehn Pfennig“, erinnert sie sich. Und warum schwimmt sie nicht in einem Hallenbad? „Da ist die Luft doch so Chlor geschwängert“, lautet die kurze Antwort der Rentnerin.

Die Zahlen belegen, dass nicht nur Cornelia Müller Spaß an dem nassen Wintervergnügen hat: Bis zu 300 Schwimmer kommen täglich. „Unsere Rush Hour ist um sieben Uhr morgens, wenn wir öffnen. Dann wird es noch einmal gegen halb fünf richtig voll“, sagt Schwimmeister Bernd Damaschke (24). Am Vormittag sei es ein wenig ruhiger. „Heute aber nicht“, wirft Bernd Buttenborg ein. Der 65-Jährige schwimmt täglich rund 35 Minuten unterhalb der Müllverbrennungsanlage, deren Fernwärme das Wasser beheizt.

„Im Sommer schwimme ich aber bei den Wasserfreunden“, sagt er. Sein Vater sei früher Bademeister im Bendahler Bad gewesen — dort habe er auch Schwimmen gelernt, auf die traditionelle Art: „Mit vier Jahren wurde ich dort ins kalte Wasser geworfen“, erinnert er sich. „Aber da unser Vater ja dabei war, hatten mein Bruder und ich keine Angst.“

Dem Schwimmen ist Bernd Buttenborg seither treu geblieben — und das ist auch im Winter ein großer Spaß, zumindest im Freibad Neuenhof. Wenn da nicht immer dieser innere Schweinehund wäre. Aber der braucht vielleicht nur einen kleinen Schubser — ins 28,1 Grad warme Wasser.