Märchenbrunnen ist 120 Jahre alt
Der Brunnen ist ein zentraler Ort im Zooviertel. Und eine Herzenssache für den Bürgerverein.
Zoo. Nachdem der Märchenbrunnen seinen Platz 1897 im Zooviertel eingenommen hatte, ist er schnell zu einem beliebten Motiv auf Postkarten geworden. Auch heute ist er ein zentraler Ort im Viertel: „Er ist das Herzstück des Zooviertels“, sagt Bernd Udo Hindrichs, Vorsitzender des Bürgervereins Sonnborn-Zoo-Varresbeck. Er selbst komme ständig an dem Kleinod vorbei. „Die Anwohner erfreuen sich daran, wenn er sprudelt oder beleuchtet wird“, sagt Hindrichs. Der Brunnen diene auch als Treffpunkt.
Dabei ist der Bürgerverein maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Brunnen wieder sprudelt. Der Brunnen überstand das 20. Jahrhundert fast unbeschadet. 1939 wurde aber die Wasserzufuhr entfernt und die dazugehörigen Wasserbecken verschwanden. Außerdem kamen die vier kleineren Figuren Reineke Fuchs, der gestiefelte Kater, Swinegel und König Nussknacker abhanden. Heute sind noch Figuren-Gruppen zu sehen, die Szenen aus den Grimmschen Märchen Aschenputtel, Dornröschen, Schneewittchen und Rotkäppchen darstellen.
Die letzten Restaurationen wurden 1975 vorgenommen. Der Bürgerverein rief immer wieder dazu auf, den Brunnen restaurieren zu lassen. Mit Erfolg: Der sandsteinerne Brunnenstock und die Zinkgussfiguren des Bildhauers Wilhelm Albermann wurden bis 2007 mit öffentlichen Mitteln saniert. Unter dem Arbeitstitel „Der Märchenbrunnen am Wuppertaler Zoo — bald soll er wieder sprudeln“ sammelte der Bürgerverein Spenden, um das Wasser wieder fließen zu lassen. Zusammen mit dem Wuppertaler Architekten Martin Nakat wurde das Projekt 2011 umgesetzt.
Bei der Planung beteiligt war Reinald Schneider, zweiter Vorsitzender des Bürgervereins. „Für die Becken haben wir uns von einem Brunnen in Rom inspirieren lassen“, erzählt er. Schneider wohnt seit 40 Jahren 300 Meter vom Märchenbrunnen entfernt. Ein klarer Vorteil, denn er kontrolliert das Schmuckstück regelmäßig. Nach der Instandsetzung hatte der Bürgerverein die Patenschaft für den Brunnen übernommen — das ist mit Arbeit verbunden, wie Schneider betont: „Wenn er läuft, müssen die Becken regelmäßig gesäubert werden.“ Beispielsweise müssen Algen oder hineingeworfene Erde entfernt werden.
Zur großen Putzaktion wird gerufen, wenn am Martinstag das Wasser über die Wintermonate abgestellt wird. Mehrere Personen seien damit beschäftigt, dass Wasser abzulassen und die Becken zu reinigen. Ein Aufwand, den Schneider aus Verbundenheit zu seinem Viertel betreibe. „Ich fühle mich wohl und habe mit meiner Frau hier zwei Kinder großgezogen. Wir sind bereit zu investieren, weil es uns um das Ästhetische geht“, sagt er.
Dazu gehören beispielsweise auch die kunstvollen Stuckarbeiten, die die Häuser im Zooviertel schmücken. Dass dieser verspielte und fantasievolle Stil auch am Märchenbrunnen fesseln kann, beobachte auch Bernd Udo Hindrichs immer wieder: „Die Leute bleiben am Brunnen stehen und lassen sich verzaubern.“ Ein gesondertes Fest zum Jubiläum hätte die Kapazitäten des Bürgervereins dieses Jahr überstiegen. Das soll beim 125-Jährigen nachgeholt werden.