Magischer Zirkel sucht zauberhafte Frauen
Silvia Becker, einzige Frau im Magischen Zirkel, sucht zauberhafte Verstärkung.
Wuppertal. Wer Silvia Becker in ihrem Hinterhofhaus auf dem Ölberg besucht, der trifft eigentlich auf zwei Frauen. Denn ein bisschen steckt die 50-Jährige immer in ihrem alter ego — der Magierin Frieda von Flunkershausen. Seit mehr als zehn Jahren schlüpft sie regelmäßig in ihre bunte Kluft mit geblümtem Hemd und Melone und wird so zur leicht tollpatschigen Zauberin, die ihr Publikum verzaubern will.
Das kann auch mal spontan passieren, wie sie verrät: „Wenn ich Lust habe, ziehe ich mich um und gehe in die Stadt zaubern“, sagt sie. Zur Zauberei kam die 50-Jährige eher durch Zufall, über ihre Arbeit in einer Werkstatt für Behinderte. „Dort habe ich einen Zauberer gesehen und es war so toll, wie der die Menschen begeistern konnte“, sagt sie. Für Silvia Becker ein Ansporn, selbst in die Welt der Zaubertricks einzusteigen.
Viele Gleichgesinnte auf ihrem Weg zur Zauberkünstlerin fand sie im Magischen Zirkel. „Dort habe ich am Anfang auch viel Hilfe bekommen“, sagt sie. Seit fünf Jahren ist sie festes Mitglied im Zusammenschluss der Wuppertaler Zauberkünstler — als einzige Frau im Bunde. Erste Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. „Man kann ziemlich schnell Leute verblüffen“, sagt sie, und zaubert drei rote Bälle aus der Hand des staunenden Reporters. Mancher Trick sitzt schon nach ein paar Tagen, andere brauchen hingegen Jahre bis zur Perfektion.
„Wer sich mit Zauberei beschäftigen will, braucht vor allem Ausdauer“, hat sie festgestellt. Und man darf sich nicht entmutigen lassen. Denn manchmal, wenn sie auf der Bühne steht, geht auch etwas schief. So wie bei der Sache mit dem Ehering: „Da habe ich den Ring einer Zuschauerin verschwinden lassen, und der war dann tatsächlich verschwunden.“ Zum Glück tauchte das gute Stück später wieder auf.
Ihre Trickkiste umfasst Stücke aus dem Zauberbuch, von befreundeten Magiern gelernte Tricks und eigene Kunststücke, dazu kann sie auch Ballons zu kunstvollen Formen knoten oder auf Stelzen laufen. Ihre Tricks verrät sie nur unter einer Bedingung: „Wenn Leute mir ein Kunststück zeigen, dann zeige ich ihnen auch eins“, sagt sie.
Eine Ausnahme gibt es aber doch. Im Hof ihres Hauses, einer ehemaligen Werkstatt, hat sie eine kleine Bühne eingerichtet. Dort will sie dafür sorgen, dass sie vielleicht bald nicht mehr die einzige Frau im Magischen Zirkel ist. „Ich suche nach Frauen mit Interesse an der Zauberei“, sagt sie. Aber auch Akrobatik und Jonglieren können geübt werden.
„Es soll eine offene Bühne sein, für Leute, die sich ausprobieren wollen.“ Silvia Becker möchte nämlich, dass es mehr weibliche Magier gibt. „Männer die zaubern, kenne ich viele“, sagt sie. Schlimm findet sie das nicht, aber sie hat entdeckt, dass Frauen anders zaubern. „Die Frauen die ich kenne, schlüpfen eher in eine Rolle. Männer sind eher der klassische Zauberer“, sagt sie.
Und gerade ihre Rolle als Frieda von Flunkershausen ist immer für eine Überraschung gut. Zum Abschied zückt sie noch schnell eine brennende Visitenkarte.