„Man kann Parallelen in unserer Arbeit feststellen“

Leonard Erlbruch spricht über die Arbeit seines Vaters Wolf Erlbruch. Der Illustrator wird am 30. Juni 70 Jahre alt.

Foto: Anna Schwartz

Er ist einer der gefragtesten Illustratoren und Kinderbuchautoren Deutschlands. Seinen „Kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ hat wohl jeder als Kind (oder Erwachsener) kennengelernt. Er kommt aus Wuppertal und lebt in Wuppertal. Erhielt zahlreiche Auszeichnungen, erst im vergangenen Jahr den Astrid-Lindgren-Preis in Stockholm. Jetzt wird Wolf Erlbruch 70 Jahre alt. Die WZ sprach mit seinem Sohn, Leonard Erlbruch, über den berühmten Vater. Der 34-Jährige ist ebenfalls Illustrator von Kinderbüchern.

Foto: Erlbruch

Wie ist Ihr Vater zu den Kinderbüchern gekommen? War das Zeichnen schon Kinderwunsch?

Leonard Erlbruch: Ob er schon als Kind den Wunsch hatte, Kinderbücher zu illustrieren, kann ich nicht sagen. Allerdings gibt es noch wunderschöne Zeichnungen, auf Obsttüten (Mäuse und Brillen), von ihm als Zweijährigem. Mein Papa hatte schon sehr früh ein ausgeprägtes visuelles Gespür.

Ihr Vater arbeitete zunächst in der Werbung. Hat er je bereut, dort aufgehört zu haben?

Erlbruch: Ich glaube nein.

Was liegt ihm mehr, das Schreiben oder das Illustrieren der Geschichten?

Erlbruch: Für meinen Papa sind Text und Bild gleich wichtig. Bevor der Text nicht geschrieben ist, beginnt er nicht mit der Entwicklung der Bilder. Die Arbeit des Illustrators wie des Autors sind für ihn homogen, ergänzen sich. Beides gefällt ihm gleichermaßen.

Wie arbeitet Ihr Vater, wie geht er vor?

Erlbruch: Mein Papa ist ein relativ stiller Mensch. Oft steht er einfach im Garten und schaut sich um. In solchen Momenten denkt er vielleicht über Projekte nach. Oder er sitzt morgens am Küchentisch und probiert Kompositionen auf kleinstem Format aus. Ihm ist es wichtig, sich immer wieder neu zu erfinden, einen neuen Stil für ein neues Manuskript zu finden, Materialien eine neue Bedeutung zu geben.

Wie haben Sie Ihren Vater beim Arbeiten zu Hause im Atelier erlebt?

Erlbruch: Das Atelier war und ist sein Rückzugsort. Ich bin dort immer nur kurz reingeschneit, dann brauchte er wieder seine Ruhe.

Haben Astrid Lindgrens Bücher eine Rolle für Ihren Vater gespielt?

Erlbruch: Er hat mir viel aus „Michel aus Lönneberga“ vorgelesen. Die anderen Bücher von Astrid Lindgren spielten keine so große Rolle. Die Jugendromane habe ich selbst gelesen.

Tiere sind seine Helden — gibt es welche, die er weniger gerne malt?

Erlbruch: Nicht dass ich wüsste.

Sie treten in die Fußstapfen des berühmten Vaters. Was hat er Ihnen mitgegeben?

Erlbruch: Zunächst einmal fand ich es toll, in einem Haushalt groß zu werden, indem es ums Zeichnen ging und ich den Beruf meines Papas von klein auf miterleben konnte. Mir hat die Freiheit gefallen, den Tag so zu gestalten, wie ich es möchte. Ich habe auch schon sehr früh begonnen zu zeichnen, und der Beruf hatte sehr schnell eine Art Selbstverständlichkeit für mich. Wenn ich kein Illustrator geworden wäre, hätte ich gerne etwas Soziales gemacht, mit Menschen gearbeitet. Er hat mir vor allem beigebracht zu zeichnen, die anatomischen Grundlagen waren ihm wichtig. Man kann sicherlich Parallelen in unserer Arbeit erkennen. Mal sehen, wo mein Weg mich noch hinführt.

Welche Bedeutung hat der Kinderzimmerkalender, den Sie von Ihrem Vater übernommen haben?

Erlbruch; Er hat eine große Bedeutung für mich. Ich trete da ein riesiges Erbe an. Anthropomorphe Figuren liegen mir eigentlich ganz gut, und ich hoffe, dass ich eine schöne Mischung aus guten Bildern und einer Prise Humor noch viele Jahre hinbekomme und sich einige darüber freuen.

Sie haben Wuppertal verlassen - Ihr Vater blieb hier.

Erlbruch: Mein Papa ist sehr mit dem Bergischen verwurzelt.

Wie wird der 70. Geburtstag begangen?

Erlbruch: Wir fahren zusammen ans Meer.