Reform der Ausbildungsförderung Mehr Studierende in Wuppertal beantragen Bafög

Wuppertal · Der Regelsatz wurde erneut um fünf Prozent erhöht, der Wohnzuschlag um 20 Euro.

Mehr Studierende haben Anspruch auf Bafög.

Mehr Studierende haben Anspruch auf Bafög.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die Reform der „Bafög“ genannten finanziellen Unterstützung von Schülern und Studierenden zeigt Wirkung: Insgesamt erhalten mehr junge Menschen Geld nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz. In Wuppertal zeigt sich dieser Effekt ebenfalls, wenn auch noch aktuelle Zahlen fehlen.

Jahrelang war die Zahl der Schüler und Studierenden, die Bafög erhielten, gesunken. Seit 2022 steigen sie wieder: 2019 gab es deutschlandweit noch 680 000 Bafög-Empfänger, 2021 nur noch 623 000. Doch 2022 stieg die Zahl wieder auf 630 000, 2023 auf 635 000.

Schon 2022 hat die Bundesregierung die Freibeträge um knapp 21 Prozent erhöht. Damit war es bei höherem Einkommen der Eltern möglich, Bafög zu beziehen. Gleichzeitig wurden die Förderung selbst sowie der Wohnzuschlag erhöht.

2024 gab es weitere Verbesserungen: Der Regelsatz wurde erneut um fünf Prozent erhöht, der Wohnzuschlag um 20 Euro. Damit kann ein Student bis 24 Jahre einen Höchstsatz von 855 Euro erhalten. Auch der Freibetrag wurde noch einmal um gut fünf Prozent erhöht. Neu ist eine Studienstarthilfe von 1000 Euro. Erleichterungen gibt es beim Fachwechsel, der nun statt bis zum dritten bis zum vierten Semester möglich ist, ohne den Bafög-Anspruch zu verlieren. Außerdem kann es über die Förderungshöchstdauer für ein Semester mehr Bafög geben.

Für das Hochschulsozialwerk Wuppertal, das für das Bafög für Studierende in Wuppertal zuständig ist, bestätigt Wiega Schürmann: „Nach einem Rückgang in den Jahren 2020 und 2021 verzeichnen wir seit 2022 wieder steigende Zahlen.“ 2021 habe es 4195 Antragsteller gegeben, ein Jahr später 4379 und im vergangenen Jahr 4484. Die Zahlen für 2024 liegen noch nicht vollständig vor. Der aktuellste Jahresbericht des Hochschulsozialwerks Wuppertal bezieht sich auf 2022. In dem Jahr erhielten 18,4 Prozent der Studierenden in Wuppertal Bafög.

Bei der Stadtverwaltung, wo junge Menschen Schüler-Bafög beantragen können, sind Veränderungen noch nicht spürbar. „Seit 2021 haben wir konstant rund 1100 Fälle“, berichtet Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler. Für 2024 gebe es noch keine Zahlen. „Wegen der Gesetzesänderung rechnen wir auch damit, dass die Zahlen ansteigen.“

Trotz der Verbesserungen hat Till Sörensen-Siebel, einer der Vorsitzenden des Asta (Allgemeiner Studierenden-Ausschuss) der Universität Wuppertal, Kritik an der Bafög-Reform: „Das Bafög ist immer noch viel zu niedrig.“ Schon als der Anstieg der Inflation begonnen habe, sei ein Drittel der Studieren von Armut bedroht gewesen. Wenn man nur die Studentinnen und Studenten betrachte, die nicht mehr bei ihren Eltern wohnen, seien es sogar drei Viertel.

Ein großes Problem sei auch, dass Bafög zur Hälfte als Darlehen ausgegeben werde. „Das ist ein großes Risiko und Hemmnis“, sagt er. Damit hätten junge Menschen am Ende ihres Studiums Schulden. Er fordert, das Bafög dürfe kein Darlehen mehr sein und sollte unabhängig vom Einkommen der Eltern gezahlt werden. Für die Dauer sollte nicht die Regelstudienzeit maßgeblich sein, sondern die tatsächlich Durchschnittsstudiendauer.

Er ist enttäuscht, dass auf ein Anschreiben des Asta alle Bundestagsabgeordneten Wuppertals die Reform als „Schritt in die richtige Richtung“ gelobt haben. Als angehender Lehrer ist ihm bewusst, wie sehr Lehrkräfte gebraucht werden. Daher wäre es aus seiner Sicht wichtig, in die Ausbildung junger Lehrer zu investieren.