Gesprächsabend im Katholischen Stadthaus Kirchenentwicklung: Wuppertaler Gemeinde ist gefragt
Wuppertal · Wie sieht die Kirche von morgen aus? Was sollte gewahrt werden?
Weitermachen wie bisher – das ist angesichts der Entwicklung in den beiden christlichen Kirchen nicht gut möglich. Schon lange gibt es Arbeitskreise und Initiativen, die an Konzepten für eine zukunftsfähige Kirche arbeiten, die die Menschen auch erreicht. Jetzt hatten das Katholische Bildungswerk und das Stadtdekanat Wuppertal zu einer Ideenschmiede eingeladen, bei der es darum ging, aus einer Vielzahl von Wünschen, Ideen und Visionen erste Schritte für die Umsetzung in den Gemeinden vor Ort zu erarbeiten.
Unlängst erst hatte Burkhardt Kämper vom Katholischen Sekretariat NRW im Rahmen des Laurentius-Empfangs angemerkt, dass nur noch etwa die Hälfte der Bevölkerung überhaupt einer Kirche angehörten. Schrumpfende Einnahmen, steigende Kosten in den vielfältigen kirchlichen Einrichtungen kombinieren sich mit zunehmend weniger Bereitschaft der Menschen, sich in den Gemeinden, für den Glauben und die Mitmenschen zu engagieren.
Diese Veranstaltung war nicht der erste Schritt hinsichtlich eines Konzepts auf der Grundlage des „Bottom up“-Prinzips (von unten nach oben), das die Gemeindemitglieder am Umgestaltungsprozess beteiligt. Zahlreich waren Engagierten aus allen katholischen Bezirken der Stadt gekommen, um das weiterzuentwickeln und auf seine Praktikabilität hin zu prüfen und weiter auszudifferenzieren, was bereits an Ideen auf einer Studienfahrt nach Hildesheim gesammelt worden war. Eine große Runde, Flipchart, Pinnwände, Leinwand, Beamer und bunte Karten: Die Pastoralreferenten und Moderatoren Frank Reintgen und Daniel Gentner vom Fachbereich Gemeindeentwicklung und Engagementförderung des Erzbistums Köln moderierten unterhaltsam und prozessorientiert eine äußerst engagierte Runde von Aktiven aller Wuppertaler Pastoraler Einheiten. Die Begrüßung und Einführung übernahmen Stadtdechant Bruno Kurth, Esther Dufner vom Stadtdekanat und Katja Schettler, Leiterin des Katholischen Bildungswerks. Weil die Bezirke mit mehreren Gemeinden riesig sind, waren zu Beginn der Veranstaltung gelbe, grüne und rote Kärtchen ausgegeben worden, damit sich die Mitglieder der Pastoralbezirke Südhöhen, Wuppertal West mit Herz Jesu und Sankt Laurentius sowie Wuppertal Ost mit Sankt Antonius und Barmen Nordost später rasch zusammenfinden und über die konkreten Anliegen in ihren Gemeinden diskutieren konnten.
Über den Horizont der eigenen Stadt hinaus denken
Die Moderatoren erläuterten im Kreis der etwa 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass andere Bistümer, darunter beispielsweise Essen und Hildesheim, in Sachen Gemeindeentwicklung bereits weiter entwickelt seien. Es sei hilfreich für die Umsetzung von Veränderungsprozessen in den eigenen Gemeinden auch über den Horizont der eigenen Stadt hinauszuschauen und Ideen aus andernorts gelungenen Umstrukturierungen als Anregung mitzunehmen.
Es sei ein Leichtes etwa Strukturen im Bereich der Organisation zu verändern. Das dauere nur wenige Jahre. Die konkrete Arbeit in den Gemeinden zukunftsfähig zu gestalten hingegen, sei schwieriger. In diesem Zusammenhang herrschte in der Diskussionsrunde dahingehend Konsens, dass ein lebendiges und vertrauensvolles Gemeindeleben, in dem sich die Mitglieder gut aufgehoben, wertgeschätzt und angenommen fühlten, von der Qualität der zwischenmenschlichen Beziehung abhängt.
Mit einem ersten aktivierenden Arbeitsauftrag – die Idee dazu hatte Frank Reintgen von einer Reise nach Antwerpen mitgebracht – startete die engagierte Runde zu lebendigen Gesprächen in Kleingruppen: „Was ist Ihrer Meinung nach wertvoll, um es für die Zukunft aufzubewahren?“ Die Gemeindemitglieder sammelten und diskutierten Bräuche, Traditionen Sammlungen, Rituale, Sport, Botschaften, Erinnerungen, Feste, von denen sie überzeugt waren, diese müssten weitergehen und die Anwesenden würden gerne etwas dazu beitragen. Große Chancen, Menschen für Kirche und lebendige Leben in den Gemeinden zu begeistern, sahen Mitglieder der Runde in der Arbeit verschiedener kirchlicher Einrichtungen, etwa der Kindergärten und Schulen. Darüber hinaus wurde das Bild von der Gemeinde als „Aufladestation“ gezeichnet, denn auch das Thema „Spiritualität“ sei wichtig. Offene Türen, offene Herzen, ein großes Angebot für Familien und eine engagierte Jugendarbeit seien in den sich entwickelnden pastoralen Einheiten wichtig.