Sicherheit Mehr Vollsperrungen bei Baustellen

Eine neue Verordnung sorgt für mehr Sicherheit. Aber auch für fehlende Fahrspuren.

Für Arbeiter auf Straßenbaustellen gelten neue Sicherheitsregeln.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Für Straßenbauarbeiter war es bisher schonmal eng zwischen Baustelle, Baugerät und fließendem Verkehr. Denn der wurde häufig direkt an den Baustellen vorbeigeführt, wenn etwa der Straßenbelag neu gemacht werden musste. Das geht nicht mehr. Seit dem 21. Dezember 2018 gibt es eine neue Regel des Bundesarbeitsministeriums zur Arbeitssicherheit, die Sicherheitsabstände vorsieht. Und das führt künftig zu mehr Vollsperrungen bei Straßenarbeiten. Eine der ersten Straßen, an denen die neue Regel in Wuppertal wirksam wird, ist die Hainstraße. Sie wird ab dem 11. November für rund acht Monate voll gesperrt.

Was gut für die Arbeiter ist, hat seine Tücken für den Verkehr und die Stadt. Stefan Lederer, Abteilungsleiter Straßenbau, erklärte das bei der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses. Für die Arbeiter auf Straßenbaustellen wird der Arbeits- und Sicherheitsbereich vergrößert. Künftig soll es zum fließenden Verkehr hin neben den Arbeitsgeräten einen Arbeitsbereich von 80 Zentimetern geben, der um einen Sicherheitsbereich von 30 bis 50 Zentimeter ergänzt wird.

Klingt nicht viel. Macht aber einen Unterschied. Wenn die Stadt eine Straße erneuert, arbeitet sie jeweils an einer kompletten Fahrbahn. „Wir müssen der Straße ein Profil geben, sie von der Mitte aus absenken“, sagte Lederer. Damit das Wasser abfließt. Das gehe nicht, wenn man schmalere Streifen erneuere. Jedenfalls nicht bei den kommunalen Straße, die seien häufig nicht breit genug.

Somit muss der Sicherheitsabstand auf die Hälfte der Straße aufgerechnet werden. Damit der Verkehr neben den Baustellen noch fließen kann, „bräuchten wir Straßen von 8,40 Meter Breite“, sagte Lederer. Die kommunalen Straßen seien aber nur sechs bis acht Meter breit. „Die Konsequenz ist, dass wir häufiger Vollsperrungen veranlassen müssen“, so Lederer. Trotzdem sei es nicht möglich, die Straßen auf ganzer Breite zu bearbeiten. Denn Baustellen-, Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge müssen weiter freie Fahrt haben und gegebenenfalls Aufstellflächen nutzen können.

All das hat Folgen für Anlieger und andere Verkehrsteilnehmer. Für Autos wird es Umleitungen geben, Busse werden auf Ausweichrouten fahren, Anlieger müssen Umwege in Kauf nehmen, andere Parkplätze suchen. Im Falle der Hainstraße soll ihnen die Zufahrt außerhalb der Arbeitszeiten und an Wochenenden aber ermöglichst werden.

Baustellenabschnitte kürzer anzulegen, um dann zu wandern, sei auch nicht möglich, erklärte Lederer. Zu kurze Baustellenabschnitte seien unwirtschaftlich. Zudem sei die phasenweise Öffnung einer Straße zu umständlich.

Die Stadt gehe davon aus, dass die Regelung zu mehr Aufwand und höheren Kosten führt, kündigte Lederer an, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Auch dürften Baustellen länger dauern. Im Falle der Hainstraße geht die Stadt von acht Monaten aus.

Zusätzlicher Aufwand ergebe sich für die Stadt auch dadurch, dass sie die Anwohner informieren muss. Baustellenkoordinator Martin Lorenz sagte, dass um die Hainstraße rund 2500 Haushalte informiert werden mussten. Er sagte aber auch, dass das Verfahren bereits an der Saarbrücker Straße angewandt werde und es dort keine Beschwerden von den Anwohnern gebe.

Straßenbau-Leiter Stefan Lederer zog das Fazit, die Stadt sei schon sehr beschäftigt mit der neuen Regel. Bei kleinen Baustellen ließen sich die Vollsperrungen vielleicht vermeiden, aber bei großen eher nicht.

Als sachkundiger Bürger war Lorenz Hofmann-Gaubig vom ADFC anwesend, der als Kinderkrankenpfleger arbeitet. Er erzählte, dass er häufig von Straßenbauarbeitern in der Unfallchirurgie höre, die schwer verletzt seien. Er halte die Maßnahme für sinnvoll.