Betreuung Zuteilung der OGS-Plätze stresst Eltern

Wuppertal · Analyse Warum die Stadt erst im Frühsommer zusagt und was das für die Familien bedeutet.

In Wuppertal gibt es zu wenig Plätze in der OGS, die späten Bescheide sind eine Belastung für Eltern.

Foto: dpa/dpa /Daniel Bockwoldt

Fredericke Oberender ist erleichtert. Vor wenigen Tagen hat sie erfahren, dass ihr Sohn Eyk (6) doch einen Platz im Offenen Ganztag (OGS) hat. Er konnte auf einen frei gewordenen Platz nachrücken. Damit ist für seine Mutter eine schwierige berufliche Situation gelöst. „Es ist wirklich gut gelaufen“, freut sich Fredricke Oberender.

Aber den Stress, den die Vergabe der OGS-Plätze für viele Familien bedeutet, hat sie auch erlebt. Denn der Bedarf an Ganztagsplätzen an Schulen ist viel höher, als Plätze vorhanden sind. 4700 werden es im Schuljahr 2019/20 sein, das reicht für 36 Prozent der Kinder. Aber rund 50 Prozent der Kinder gehen schon vor dem dritten Lebensjahr in die Kita oder zu einer Tagesmutter – entsprechend viele Eltern arbeiten.

Fredericke Oberender hat schon bei er Anmeldung gehört, dass es schwierig würde mit einem OGS-Platz. Das war keine gute Nachricht: Hätte sie Eyk, der bisher in die Kita ging, ab 11.30 Uhr betreuen müssen, „dann hätte ich meinen Job an den Nagel hängen können“. Das Problem: „Die Schule hat uns gesagt, eine Rückmeldung gibt es erst kurz vor den Sommerferien.“

Sie hat das direkt mit ihrem Arbeitgeber besprochen. Und sich nach anderen Jobs umgesehen, führte bereits Bewerbungsgespräche. Dann kam der Bescheid, dass Eyk in die Betreuung „Verlässliche Grundschule“ bis 13.30 Uhr gehen kann. Das konnte sie mit reduzierter Stundenzahl managen, wenn auch mit viel Hetze zwischen Arbeit und Schule.

„Aber an der Betreuung hängen ja auch die Ferien“, moniert sie. Kinder aus der Betreuung bis 13.30 Uhr dürften anders als OGS-Kinder nicht mehr in die Ferienbetreuung. „Das ist der Supergau“, sagt sie. Selbst wenn sie und ihr Mann getrennt Urlaub nähmen, könnten sie Eyk nicht in allen Ferien betreuen.

Mit dem Nachrücker-Platz hat sich für die Oberenders die Situation entspannt, zeitlich und finanziell. Anders sieht es bei einem Paar aus, das anonym bleiben möchte. „Wir sind beide berufstätig. Und gehen erstmal davon aus, dass es mit der OGS hinhaut“, sagt der Vater eines angehenden Schulkinds. Aber sicher seien sie eben nicht. Gibt es keinen Platz, „dann kann einer von uns den Job sein lassen“. Weil er mehr als seine Frau verdiene, werde sie wohl zu Hause bleiben. „Das erfährst du teilweise zu einem Zeitpunkt, an dem du noch nicht einmal mehr ordentlich kündigen kannst. Da ist man schon auf den Goodwill des Arbeitgebers angewiesen.“

Das Vergabeverfahren erklärt Anja Süther von der Stadt: Bei der Anmeldung könnten Eltern ihren Bedarf anmelden. Dann entschieden die Schulleiter mit dem jeweiligen Träger der OGS, welche Kinder sie nehmen. „Der Kriterienkatalog ist an allen Schulen gleich“, betont sie. Bevorzugt würden Kinder aus Familien mit sozialen Problemen, Kinder von Alleinerziehenden, von Berufstätigen und Geschwisterkinder. „Zwischen gleichgelagerten Fällen wird per Los entschieden.“

Die Vorschlagsliste gehe an den Stadtbetrieb Schulen, gleichzeitig würden die Verträge vorbereitet, die an die Eltern gehen. Diese müssen zur Beitragsberechnung Einkommensnachweise einreichen.

Stefan Wollny von der Stadt erläutert: „Weil auch Kinder wieder abgemeldet werden, müssen wir den Kündigungstermin 30.4. abwarten.“ Ab Anfang Mai könnten sie den Eltern schriftlich bescheiden, dass sie einen Platz haben. „Wir arbeiten das nach Eingang ab.“ Einige erhielten den Bescheid im Mai, andere im Juli.

Er kennt die Klagen der Eltern, sieht aber keine Lösung. „Wir haben den Ablaufplan schon mehrmals überarbeitet.“ Viele Eltern bekämen im Februar von der Schule mündliche Zusagen. „Aber ich kann die Eltern auch verstehen, dass sie es schriftlich haben wollen.“