Geflüchtete „Mein Herz war ruhig in der Kirche“
Die evangelische Gemeinde Langerfeld hat mehrere iranische Christen integriert. Sie wurden als Konvertiten verfolgt.
Resa Jafarabadi musste fliehen. Aus seiner Heimat, dem Iran. Denn er ist zum Christentum konvertiert. „Ich hatte eine armenische Bekannte, die mir vom Christentum erzählt hat“, berichtet er, wie er mit dem anderen Glauben in Kontakt kam. Denn eigentlich war er Moslem. „Als Iraner wird man in den Islam geboren. Und man hat keine Chance sich als Erwachsener anders zu entscheiden“, sagt er. Das wollte er aber, auch wenn er wusste, dass es zu Problemen kommen würde.
Die kamen dann ganz plötzlich. Als er eines morgens seine Kinder in den Kindergarten gebracht habe, habe sein Bruder angerufen, dass die Polizei ihn suche. Er sei schnell zurück, habe die Kinder eingesammelt und sich mit dem Nachwuchs und seiner Frau bei seinem Großvater einquartiert. Er sagt „Opa-Haus“ in Ermangelung eines besseren Wortes. Und Sabine Kersebaum aus der Gemeinde und Ehrenamtskoordinatorin der Diakonie ergänzt seine Geschichte mit den fehlenden Vokabeln. An der Eindringlichkeit ändert das nichts. Jafarabadi war in einer Hauskirche aktiv. Als Selbstständiger mit Computer- und Copyshop hat er die Texte für die Gottesdienste kopiert. Eine der Kopien ist anscheinend in die Hände der Polizei gefallen. Er musste fliehen und kam vor gut einem Jahr nach Wuppertal. Jetzt lebt er hier, ist angekommen, seinem Asylgesuch wurde stattgegeben.
Er ist nicht der einzige iranische Konvertit, der Zuflucht und Hilfe bei der Gemeinde Langerfeld gefunden hat. Aber nicht alle dürfen sicher bleiben. Auch Hani Sohani ist mit seinem Sohn geflohen. Er war Feuerwehrmann im Iran. Nachdem er eine Frau aus einem Auto gerettet habe, sei er mit ihrem Mann in Kontakt gekommen. Der habe wiederum selbst eine Hauskirche geleitet. „Anfangs habe ich gelacht, als ich in der Kirche war.“ Mit der Zeit habe er sich aber immer mehr in den Geschichten der Kirche wiedergefunden. Und ist schließlich konvertiert. Heimlich. Seinen Sohn Ali habe er nicht mitnehmen können. „Zu gefährlich“.
Sabine Kersebaum weiß, wer sich im Iran mit dem Christlichen Glauben auseinandersetzt, der sagt keinem etwas davon. Nicht einmal seinen Kindern. „Wenn das herauskommt, wird das massiv bestraft.“ Am Ende wurde Sohani deswegen auch verhaftet — und musste fliehen, als er frei kam. Sein Bruder, der in der Politik arbeite, habe ihm geholfen. Sein Visum habe umgerechnet 20 000 Euro gekostet.
Und die Einreiseerlaubnis ist jetzt sein Problem. Denn Sohanis Asylantrag wurde abgelehnt, wie Pfarrerin Katharina Pött berichtet. Anke Herzog, Gemeindemitglied und Taufpatin Sohanis, erklärt, dass das Visum jetzt als Beleg gesehen werde, dass Sohani nicht habe fliehen müssen. Wer flieht, tut das ohne Visum, so die Logik. Anders komme man nicht aus dem Iran. Alle Iraner bei der Gemeinde Langerfeld hätten ein Visum gehabt. Auch Resa Jafarabadi, dessen Antrag angenommen wurde. Die Kirche geht dagegen vor. Der Fall werde gerade vor dem Verwaltungsgericht behandelt, sagt Sabine Kersebaum.
Sohani ist mittlerweile getauft, ebenso sein Sohn. Er sagt, er habe in der Kirche eine Zuflucht gefunden, Sicherheit. „Mein Herz war ruhig“, sagt er, als er dort angekommen sei. Denn im Iran musste er in Angst leben. Hier sei das anders. Auch wenn er nicht von allen toleriert werde. Denn im Art-Hotel, wo er anfangs untergekommen war, wurde ervon Muslimen angefeindet, weil er Konvertit ist. Auch jetzt habe er Angst vor Ablehnung und Gewalt. Aber das sei etwas anderes als die Angst vor dem Staat.