WZ Wissen „Mentale Briefkästen“ helfen dem Gedächtnis

Wuppertal · Markus Hofmann vermittelte bei „WZ Wissen“ verschiedene Lern- und Merktechniken.

 Markus Hofmann vermittelte seine Techniken anschaulich.

Markus Hofmann vermittelte seine Techniken anschaulich.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Bevor Markus Hofmann dem Publikum seine Techniken zum Lernen und Erinnern vorführt, geht es zunächst darum, gewohnte Denk- und Erkenntnismuster beiseite zu schieben. Deshalb lässt er die Besucher der Reihe „WZ Wissen“ an diesem Mittwochabend erst einmal einen Hund in einen von ihm verteilten „Mitmach-Flyer“ malen. 90 Prozent der mehr oder minder gelungenen Vierbeiner schaut nach links, Darstellungen in anderen Perspektiven sind dagegen die Ausnahme. „Ihr habt ein Schema Hund und das bringt ihr aufs Papier“, verrät der Gedächtnisexperte den Besuchern im Casino der Barmenia-Versicherungen.

Die kreative Aufwärmübung soll zeigen, dass es beim Lernen und dem Weg zu „geistiger Höchstleistung“ wichtig ist, dass jeder einzelne seine persönliche Komfortzone verlässt. Wer neues Wissen erwerben oder auch vermitteln möchte, dürfe sich eben nicht auf Sätze wie „Das haben wir schon immer so gemacht“ zurückziehen, betont der Gedächtnisexperte, der 2014 mit dem Deutschen Weiterbildungspreis ausgezeichnet wurde.

Die Arbeit mit den grauen Zellen ist lernbar und unabhängig von Alter. Diese aufmunternde Einschätzung teilt Hofmann den Besuchern auf dem „Mitmach-Flyer“ mit: 30 Prozent der Gehirnleistung sind demnach genetisch – also per Geburt – festgelegt, 70 Prozent kann jeder Mensch selbst beeinflussen. Das sei „unabhängig von Alter oder Bildungsstand“. Als Beispiel verweist Hofmann auf sich selbst: Aufgrund der von ihm angewandten Methode habe er Wissen deutlich schneller erworben und seinen Notenschnitt im Studium gegenüber dem Abitur von vormals 3,2 auf 1,3 nach oben schrauben können.

Ein paar Aspekte sind dabei für das erfolgreiche Gedächtnistraining elementar: Es muss Spaß machen, sich einen kindlichen Ansatz bewahren und Wissen vermitteln, das jederzeit und in jeder Situation schnell wieder abgerufen werden kann. Wie man sich einen beliebigen Sachverhalt merken kann, führt Hofmann anhand von „mentalen Briefkästen“ vor, die er mit bestimmten Körperteilen verbindet. Soll heißen: Man muss wissen, wo man etwas ablegt, und wie man es wiederfindet.

Als Beispiel dienen dem 44-Jährigen die sieben Weltwunder der Moderne: Da werden die Zehen mit der Christusstatue in Rio de Janeiro verbunden oder der Po mit der Chinesischen Mauer memoriert – Ausgangspunkt sind kleine Anekdoten oder Assoziationen, die mit den Sachverhalten verbunden werden. Anschließend werden die Erinnerungstechniken im Plenum mehrmals laut wiederholt und dann in Partnerarbeit auf dem Flyer notiert. Schon nach ein paar Übungseinheiten zeigen sich signifikante Lerneffekte bei den Anwesenden. Um welche Inhalte es sich dabei handelt, ist egal: „Der Prozess ist das Entscheidende“, erklärt Hofmann.

Neben der „Körperliste“ führt der Experte auch die aus der antiken Rhetorik übernommene Loci-Technik – mit Cicero als Ahnherrn – vor. Dabei geht er durch das Casino der Barmenia-Versicherungen und benennt Gegenstände in dem Raum mit den Namen der bislang zwölf Bundespräsidenten. Da wird dann zum Beispiel ein Tisch mit Walter Scheel oder ein Bild mit Roman Herzog assoziiert. Die Assoziation muss nicht immer besonders originell oder logisch sein – Hauptsache, sie funktioniert. Diese „Macht der Bilder“ könne dazu genutzt werden, um sich einen „Vorsprung durch Wissen“ zu sichern, verspricht der Gedächtnistrainer.

Zum Abschluss geht Hofmann alle memorierten Sachverhalte noch einmal unisono mit dem Publikum durch. Mehr als 80 Wissensinhalte sind an dem Abend vermittelt worden. Zudem legt sich der Experte gut zwei Stunden ins Zeug, um seine Techniken nahezubringen. Damit hat er unter den acht Vortragenden von „WZ Wissen“ für dieses Jahr einen Rekord erzielt.