Messerstiche in der City: Verletzter Sohn belastet den Angeklagten
Mutmaßliches Opfer sagte vor dem Landgericht aus. Auch der frühere Professor des Beschuldigten ist als Zeuge geladen.
Wuppertal. Weil er im April dieses Jahres zwei Männer in der Elberfelder Innenstadt mit einem Messer schwer verletzt haben soll, muss sich ein 34 Jahre alter Deutsch-Kurde vor dem Landgericht verantworten. Am Dienstag sagte dort eines seiner mutmaßlichen Opfer aus. Der 24-Jährige ist ebenfalls Deutsch-Kurde und betreibt mit seinem Vater ein Bekleidungsgeschäft in der City. Vor Gericht erzählte er dabei auch von drei Jugendlichen, die noch vor Eintreffen der Polizei den Angeklagten überwältigt haben sollen.
Nach Aussage des Zeugen sei der angeklagte Diplom-Physiker am Tag der Tat mehrmals vor dem Geschäft auf und ab gegangen, habe verächtliche Gesten gemacht und vor dem Schaufenster ausgespuckt. Ohne das Motiv für die Geste zu kennen, soll der Vater (48) des Zeugen zum Angeklagten auf die Schwanenstraße getreten sein. Dort kam es zu einem Wortgefecht. „Irgendwas mit töten“, will der Sohn aus dem Geschäft gehört haben. Als er sah, wie der Angeklagte seinen Vater mit der Faust auf die Hand schlug, eilte er ihm zur Hilfe — in der Hand hatte er einen 50 Zentimeter langen Schuhlöffel aus Metall. Nachdem die beiden mutmaßlichen Opfer den Angeklagten geschubst hätten, habe der 34-Jährige ein Messer gezückt, so der Sohn im Zeugenstand.
Bei dem darauffolgenden Kampf erlitt der 24-Jährige zwei seitliche Stichwunden, die sofortiges Milzbluten zur Folge hatten. Sein Vater erlitt eine Stichwunde in die Brust und wurde an der Hand verletzt. Auch der Angeklagte trug Kampfspuren davon: Ein Schlag mit dem Schuhlöffel soll eine sechs Zentimeter lange Platzwunde am Kopf verursacht haben. Zudem soll der 48-Jährige ihn mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben.
Während des minutenlangen Kampfes sei sein Vater in ein anderes Bekleidungsgeschäft geflüchtet, so der Zeuge. Der Angeklagte sei ihm gefolgt und habe weiter versucht, auf den Mann einzustechen.
Dann seien drei jugendliche Kunden des Geschäftes dazwischen gegangen. Einer der Kunden habe dem Angeklagten „die Beine weggetreten“, die anderen hätten ihn mit Hilfe eines Rollwagens, der eigentlich für Bekleidung bestimmt sei, in einer Ecke des Ladens festgesetzt — bis zum Eintreffen der Polizei.
Wie berichtet, hatte der Angeklagte die Situation in der Elberfelder City völlig anders geschildert: Der Physiker — er unterrichtete unter anderem an der Bergischen Uni und war an einem internationalen Forschungsprojekt am CERN in Genf beteiligt — will von dem Vater-Sohn-Duo angegriffen worden sein. Nur in Notwehr habe er das Messer gezogen und die beiden Männer verletzt.
Bisher sind vier weitere Termine für den Prozess angesetzt. Weil sich der Kampf am helllichten Tag in der Innenstadt abgespielt hat, kann das Gericht eine ganze Reihe unabhängiger Zeugen befragen. Auch der Professor, der an der Uni Wuppertal der Vorgesetzte des Angeklagten war, ist als Zeuge geladen.