Literatur Michael Scheffel, langjähriger Prorektor an der Bergischen Uni Wuppertal, verabschiedet sich in den Ruhestand

Wuppertal · Mit der Literatur in andere Welten abgetaucht.

Michael Scheffel verabschiedet sich in den Ruhestand, bleibt mit der Uni aber auch weiterhin verbunden.

Foto: Friederike von Heyden

2002 kam der Literaturwissenschaftler Michael Scheffel als Professor an die Bergische Universität Wuppertal; 14 Jahre lang – von 2008 bis 2022 – war er im damaligen Rektorat unter Lambert T. Koch als Prorektor zuständig für das Ressort Forschung, Drittmittel und Graduiertenförderung. Nun geht er in den Ruhestand und spricht über den Reiz unterschiedlicher Denkweisen sowie des persönlichen Kontakts und den Wert von überschaubaren Strukturen.

Sie sind Germanist mit dem Schwerpunkt Allgemeine Literaturwissenschaft und Neuere Deutsche Literaturgeschichte – ganz breit gefragt: Was fasziniert Sie an Literatur?

Michael Scheffel: Literatur öffnet uns ein Tor zu anderen Kulturen und Welten, seien es solche, die längst vergangen und verloren sind, seien es solche, die es nie gegeben hat oder geben wird. Literatur entführt uns aus einem oft banalen Alltag, sie vermag uns mit der Schönheit einer ästhetischen Form zu trösten und sie ermöglicht, was im wirklichen Leben unmöglich ist: Scheinbar unmittelbar Zutritt zum Bewusstsein anderer und zum Denken, Träumen und Fühlen Dritter zu erhalten.

Als Vorstandsmitglied sind Sie in das Wuppertaler Zentrum für Erzählforschung, kurz ZEF, involviert, das Themen wie Sprache, Erzählen und Edition aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Warum ist die Arbeit des ZEF so bedeutsam?

Michael Scheffel: Neben vielen anderen Effekten ist dieses 2007 gegründete Zentrum ein Treffpunkt für Vertreter verschiedener Fachdisziplinen und eine Art Katalysator für Forschung und Lehre zu allen Aspekten des Erzählens aus unterschiedlichen methodologischen Perspektiven. Konkret äußert sich das in einer Vielfalt von Aktivitäten. In einer Zeit, in der ‚Sichtbarkeit‘ und ‚Resonanz‘ auch in der Wissenschaft eine immer größere Bedeutung zukommt, ist das ZEF gewissermaßen zum Leuchtturm im weiten Feld der internationalen Narrativforschung geworden.

Wie würden Sie selbst Ihre Zeit an der Uni Wuppertal betiteln, wenn sie als Geschichte in einem Buch erscheinen würde?

Michael Scheffel: Die Zeit an der Bergischen Universität ist für mich eine wichtige und prägende Zeit, aber sie ist doch auch nur ein Kapitel in meiner persönlichen Geschichte. Ich habe ja an verschiedenen Universitäten im In- und Ausland studiert und immerhin rund zwanzig Jahre meiner akademischen Sozialisation an der Universität Göttingen verbracht. Nach einem Kapitel „Lehrjahre an der Georgia Augusta“ würde im Buch meines Lebens in diesem Sinne also folgen: „Meisterjahre mit offenem Horizont an der jungen Bergischen Universität.“

Bleiben Sie der Uni auf bestimmte Weise verbunden?

Michael Scheffel: Konkret gibt es noch das von der Union der Akademien geförderte und von der Cambridge University Library (CUL) gehostete Langzeitprojekt einer digitalen historisch-kritischen Edition der Werke Arthur Schnitzlers, das an der Bergischen Universität angesiedelt ist und das ich zusammen mit meinem Kollegen Wolfgang Lukas bis 2028 leiten werde. Außerdem werde ich wohl Mitglied in einigen Herausgebergremien und auch zum Beispiel dem ‚Zentrum für Erzählforschung‘ bleiben. Und zusammen mit meinem Kollegen Matías Martínez werde ich im Herbst 2025 eine große internationale Tagung von Narratologen in Wuppertal organisieren.

(Red)