Wissenschaft Millionen für Uni-Projekt

Professor Michael Scheffel und Wolfgang Lukas haben fünf Millionen Euro für Schnitzler-Forschu auf dem Grifflenber eingeworben.

Wuppertal. Das Projekt sucht wahrscheinlich weltweit seinesgleichen. Aber ebenso ungewöhnlich ist die Höhe der Drittmittel, die Micheal Scheffel und Wolfgang Lukas für die Zusammenarbeit zwischen Wuppertals Universität und der Bibliothek der Universität Cambridge eingeworben haben.

Es geht um fünf Millionen Euro, und es geht um ein geisteswissenschaftliches Projekt.

Cambridge, Wuppertal und die Universität Wien forschen gemeinsam über das Werk des bekannten jüdischen Schriftsteller Arthur Schnitzler, der von 1862 bis 1931 gelebt hat.

Während Wien seine Forschungsergebnisse über das Frühwerk des Österreichers schriftlich veröffentlicht, wird der große Rest digital aufbereitet.

Und das ist das Besondere, etwas, dass es in dieser Form noch nicht gibt. „Eine Herausforderung“, nennt Michael Scheffel (56) das. Denn wenn Literaturforschung auf Informatik trifft, bietet das einerseits ungeahnte Möglichkeiten, wirft aber dabei ebenso ungeahnt viele Fragen auf. Nun werden sie beantwortet.

Die Idee ist, das Werk Schnitzlers der Jahre 1905 bis 1931 digital für Forschung und Lehre, also auch für Schulen, so aufzubereiten, dass es in seiner Entstehung nachvollziehbar wird. „Wir zeigen einerseits die letztlich veröffentlichen Texte, andererseits aber auch Notizen und erste Entwürfe in der Handschrift Schnitzlers“, erklärt Scheffel.

Das Schnitzler-Archiv liegt in der Uni Cambridge

Das Forschungsprojekt ist auf den Zeitraum bis 2030 angelegt. Jedes Jahr stehen den Wuppertalern etwa 300 000 Euro zur Verfügung. Drei Mitarbeiter kümmern sich darum, die Schriften Schnitzlers zu scannen, Wort für Wort anhand von Dutzenden von Kriterien zu bewerten und in das digitale Projekt einzubinden.

Im Mittelpunkt des ersten Teils der Edition steht der Roman Fräulein Else, in dem Schnitzler aus der Sicht des 17 Jahren alte Mädchens eine existenzielle Frage von Anstand, Moral und Verantwortung beantworten lässt.

Nach und nach werden weitere Werke des Schriftstellers und Arztes digitalisiert, bis letztlich eine digitale historisch-kritische Edition der Arbeiten ab 1905 entstanden ist. So etwas gibt es bisher noch nicht.

Damit es funktioniert, arbeiten im Bergischen Land und in Cambridge mit Informatikern der Universität Trier zusammen. Die Bibliothek der Uni Cambridge beheimatet ein.

Die Vorbereitungen für die digitale Edition laufen bei den Professoren Scheffel und Lukas seit Jahren.

Es ist nicht leicht, die Union der Akademien der Wissenschaften als Geldgeber zu gewinnen. Der erste Anlauf reicht oft nicht. Die Konkurrenz ist groß, zumal jede Landesakademie pro Jahr nur zwei Projekte vorschlagen darf.