Millionenschwere Stiftung zieht ins Zooviertel
Die Gert und Susanna Mayer Stiftung verlegt ihren Sitz von Solingen nach Wuppertal.
Solingen/Wuppertal. Von Solingen aus begann Gert Mayer seine steile Karriere als Unternehmer. In seiner Heimatstadt Solingen startete die millionenschwere Stiftung, die nach seinem Tod im Jahr 2014 nach einer dreijährigen Gründungsphase im Stadtteil Ohligs im ehemaligen Rathaus die Arbeit aufnahm. „Krebskranke Kinder und Jugendliche, sowie deren Angehörige waren dem Gründer eine Herzensangelegenheit“, erklärt Peter Kruft. Er ist mit dem Solinger Steuerberater Wolfgang Sandow Mayers Testamentsvollstrecker. Sie brachten seine verfügbaren Anteile an der Firma Walter Klein Wuppertal (WKW) in die Stiftung ein. Von Solingen aus verlegt die Stiftung jetzt aus Kostengründen ihren Sitz ins Zooviertel nach Wuppertal in eine firmeneigene Villa — ohne Änderung des Stiftungszwecks. Trotzdem setzen die Verantwortlichen weiter auf die Solinger, sie sollen sich im zu benennenden Beirat engagieren.
Der Beirat werde fachlich Anträge Hilfesuchender an die Stiftung beurteilen, erläutert Kruft. Zum Mitmachen sind nicht nur Ärzte aufgerufen. Gerade Angehörige von krebskranken Kindern, die das alles erlebt hätten, wünscht sich die Stiftung an ihrer Seite. Denn Mayer wollte nicht nur, dass Forschung unterstützt wird. Familien sollen unterstützt werden, die das tragische Schicksal unvorbereitet trifft.
Mayers Wurzeln liegen in der elterlichen Besteckfabrik. In der Klingenstadt lernte er auch seine spätere Frau Susanna Klein kennen. Deren Vater leitete die Firma WKW. Kruft berichtet, dass der Solinger das Unternehmen zu einem globalen Akteur der Automotive-Branche mit heute 13 000 Mitarbeitern ausgebaut habe.
Die Kinder der Mayers interessierten sich nicht für die Firma. Gert Mayer habe sich daher für eine Stiftung entschieden. Sie kann immer dann Mittel für ihre Zwecke ausgeben, wenn WKW aus seinen Umsätzen jenseits der Grenze von einer Milliarde Euro entsprechend Gewinne erzielt. Zwei Millionen Euro Barmittel gab es zum Start der Stiftung. Sechsstellige Summen für den Stiftungszweck werden bewegt. 550 000 Euro wurden 2017 ausgegeben. Stiftungsvorstand Kruft erklärt: „Wir wollen etwas für das Bergische Land tun.“ Aber man blicke auch darüber hinaus.
Geschäftsführerin der Gert und Susanna Mayer Stiftung ist Dr. Eva-Maria Hartinger. Aus dem ehemaligen Ohligser Rathaus heraus hat sie erste Projekte angeschoben. So wurde 2017 eine Elterninitiative an der Uni-Klinik in Essen gefördert. In Wuppertal kann das Kinderhospiz Burgholz mit Unterstützung rechnen. Hartinger ist selbst Biologin und war in der Krebsforschung aktiv. Es gehe der Stiftung darum, die Heilungschancen der Kinder zu verbessern. Da brauche es vor allem Unterstützung der Familien. Oft müsse ein Elternteil den Job aufgeben, berichtet Hartinger. Gehe dann die Waschmaschine kaputt, könne man helfen. So profan bleibe es aber nicht. Kurzfristige oder mittelfristige Hilfen beim Lebensunterhalt seien möglich. Das werde durch persönliche Beratung ergänzt. Dazu baue die Stiftung ihr Netzwerk aus. Ziel: den betroffenen Eltern Sorgen von den Schultern nehmen.
Wichtig sei die Forschung selbst, dabei liege der Schwerpunkt in der Förderung neuer Therapieansätze. Heute könnten 80 Prozent der Kinder geheilt werden. So erhielt das „Zweitmeinungsnetzwerk Hodentumore“ der Deutschen Krebsgesellschaft 2016 und 2017 bereits 100 000 Euro. Anträge auf Unterstützung nimmt die Stiftung ständig entgegen, will sie dann regelmäßig bearbeiten. Aktuell stehen 15 Anträge zur Entscheidung an. Im Frühsommer folge die nächste Runde, zu der sich Kruft und Hartinger schon den Beirat wünschen, für den sich schon drei Ärzte interessieren.
Nach dem Beirat entscheidet das Kuratorium der Stiftung. Zu dem gehört auch der Solinger Jörg Föste. Er und Mayer kannten sich über die Liebe des Wuppertaler Unternehmers zum Handball. WKW ist einer der Sponsoren des Bundesligisten BHC 06. Früher war er, erinnert sich Kruft, den Solinger „Oheios“ zugetan, die 1965 deutscher Feldhandballmeister wurden.