Mit dem lokalen Einzelhandel gut beraten

Vor Ort kaufen statt online — die WZ machte den Vergleich und testete die Elberfelder City mit einer ungewöhnlichen Einkaufsliste.

Foto: Andreas Fischer

Von A wie AA—Batterien bis Z wie Zylinder — im Internethandel ist jedes denkbare Produkt nur einen Klick weit entfernt. Steht da der lokale Einzelhandel zwangsweise hinten an? Die WZ hat den Test in der Elberfelder City gemacht und ist mit einer festen Einkaufsliste von Laden zu Laden gezogen. Die Spielregeln: Wir wollen vier ganz bestimmte Artikel kaufen. Am liebsten in kleinen Läden, zur Not aber auch bei den großen Filialisten. Bekommen wir die Produkte sofort? Können wir sie wenigstens bestellen? Werden wir nett beraten? Wie sieht der Preisvergleich aus?

Wir suchen eine handgroße Spielzeugdrohne für den 14-jährigen Neffen. Bei einem großen Onlinehandel, den wir im Folgenden als Preisreferenz nehmen, bekommen wir ein Modell für 23,99 Euro.

Wir probieren’s zunächst im inhabergeführten Spielzeughandel bei Spielwaren Lindwurm an der Friedrich-Ebert-Straße. Hier gibt’s zwar fliegendes Spielzeug, aber keine Drohnen — auch nicht zum bestellen. Zudem bekommen wir zu hören: „Mit Kamera kommt mir hier sowas auch nicht rein.“ Ein klares Statement. Wobei wir als Kunde eigentlich nicht wissen wollten, ob unsere Einkaufsliste dem Verkäufer gefällt. Wir versuchen es eine Nummer größer und gehen zu „Toys R Us“ in der Rathaus-Galerie. Eine Mitarbeiterin führt uns zu einem vergleichbaren Modell für 34,99 Euro. Den ersten Kauf halten wir in den Händen. Auch wenn wir leider nicht viel mehr über die technischen Details erfahren konnten.

Nun haben wir es auf Nordic-Walking-Stöcke abgesehen. Wir hätten sie gerne höhenverstellbar, damit sie von mehreren unterschiedlich großen Personen genutzt werden können. Das Internet bietet uns zum Beispiel ein Spar-Modell für 29,85 Euro.

Beim Wuppertaler Laufladen „Bunert“ an der Friedrich-Ebert-Straße hat man Zeit für uns. Bei der Beratung wird uns auch der wertvolle Tipp gegeben, dass die verstellbaren Stöcke etwas fragiler sind. Trotzdem drängt man uns in keine Richtung, obwohl die Modelle nicht vorrätig sind und erst bestellt werden müssen. Sie kosten zwar 70 bis 80 Euro, sind dann aber Markenware.

Bei Sportarena im Kaufhof am Neumarkt finden wir verstellbare Stöcke, ähnlich wie im Netz, für 24,99 Euro. Auch hier gibt uns ein Mitarbeiter bereitwillig Auskunft und verschweigt uns auch nicht die Nachteile der günstigen Alternative: Die Spaten an der Spitze sind nicht nachbestellbar.

Wir möchten etwas Geld in die Hand nehmen und uns einen Kaffeevollautomaten der Marke Jura gönnen. Das hat seinen Preis: 669 Euro im Onlinehandel.

Bei Kochshop an der Herzogstraße blitzen wir bei der freundlichen Mitarbeiterin ab: Gibt es leider nicht, auch nicht zum bestellen. Der zweite Anlauf führt zurück in den Kaufhof. Hier muss man in der Küchenabteilung erst einmal die Initiative ergreifen, damit man das Personal erwischt. Leider gibt es auch hier keine Jura-Kaffeemaschine zum mitnehmen. Die Mitarbeiterin führt uns daher an einen Bildschirm. Plötzlich surfen wir im Onlineshop von Kaufhof und fragen uns, ob wir das nicht auch von zu Hause hätten erledigen können. Kleiner Unterschied: der günstigste Jura-Kaffeevollautomat würde uns 879 Euro kosten.

Ein Kindersitz fürs Auto der Marke Maxi-Cosi soll’s sein. Im Internet sehen wir ein Modell für 126,67 Euro.

Bei der Babystube an der Neumarktstraße sehen wir nur noch ein leeres Ladenkokal. Für den Räumungsverkauf sind wir etwas zu spät. Wollen wir Elberfeld nicht verlassen, bleibt uns nicht viel — also wieder „Toys R Us“. Eine Mitarbeiterin berät uns ausführlich und stattet uns mit einer wichtigen Information aus, die im Netz nur im Kleingedruckten zu finden war: Der Maxi-Cosi braucht noch eine Isofix-Station, damit das Baby fest im Sattel sitzt. Der Sitz kostet im Laden 229,99 Euro, die Station noch mal 159,99 Euro. Gut, dass die Verkäuferin uns auch über Alternativen aufklärt. Ein ärgerlicher Fehlkauf ist damit abgewandt.

Ja, im Netz gibt es alle Testprodukte zum günstigeren Preis. Aber: Dafür wurden wir in fast allen Fällen exzellent beraten, was zwei Mal dazu geführt hat, dass wir unseren ursprünglichen Wunsch noch einmal überdenken mussten. Auch hätten wir in drei von vier Fällen direkt mit unseren Einkäufen nach Hause marschieren können. Das alles in unter 2,5 Stunden Shoppingzeit. Ein ansehnliches Ergebnis.