Mit Heiner Brand im Wohnzimmer
Heiner Brand, Deutschlands Handball-Ikone, plauderte entspannt in der Hako-Arena über Privates und Sportliches.
Vohwinkel. Als Spieler und Trainer hat Heiner Brand so ziemlich jeden Titel gewonnen. Doch in Wuppertal zog die Handballlegende den Kürzeren. Beim Torwandwerfen (drei unten, drei oben) im Rahmen des Hako-Sporttalks unterlag er in Vohwinkel dem Publikumskandidaten mit 0:1. Deutschlands berühmtester Schnauzbart-Träger nahm es mit Humor.
Der 59-Jährige, zweifellos so etwas wie der Franz Beckenbauer des Handballs, ist nicht nur wegen seines markanten Äußeren der Botschafter schlechthin der zweitpopulärsten deutschen Mannschaftssportart. Brand ist gern gesehener Interviewpartner, seine Meinung ist gefragt, auch wenn sie teilweise unbequem ist. Als Stargast des Fairplay Sparda-Bank Sporttalk schlug Brand aber eher leise Töne an.
In der Wohnzimmer-Atmosphäre der Hako Event Arena schaffte es Moderator Marcus Lindemann sogar, ein paar unbekannte Geschichten aus der Handball-Ikone herauszukitzeln. Etwa, dass Brand sich einmal seinen Bart abrasieren musste, weil man ihn ansonsten nicht in die damalige Tschechoslowakei hätte einreisen lassen — weil sein Aussehen nicht dem Foto im Visum entsprach. Oder dass er und seine Mitspieler so leidenschaftliche Doppelkopf-Spieler waren, dass sie auf einer Busreise zu einem Europapokalspiel 14 Stunden am Stück Karten spielten.
Im Mittelpunkt des Abends stand natürlich Brands unvergleichliche Karriere, in der er als erster Athlet als Spieler und Trainer den Weltmeistertitel holte. 1978 und 2007, die i-Tüpfelchen. Dazwischen lagen nicht nur 29 Jahre, sondern eine unglaubliche Entwicklung des Handballsports, „der heute viel attraktiver ist als früher“, wie Brand feststellte.
Auch wenn die WM 2007 im eigenen Land einen regelrechten Hype auslöste, so hat Brand den Titelgewinn als Spieler noch intensiver erlebt. Vor allem weil die Bundesrepublik damals im Finale den großen Favoriten Sowjetunion niederkämpfte. „Die Russen waren körperlich so unglaublich stark. Man hatte den Eindruck, dass jeder von denen einen von uns auf die Schulter nehmen könnte, und die wären trotzdem genauso schnell gelaufen. Aber wir haben das über Spielfreude und Zusammenhalt wettgemacht“, erinnerte sich Brand, der in den 70er Jahren als weltbester Abwehrspieler galt, inzwischen aber eine künstliche Hüfte hat und sich mit Rückenproblemen herumplagt.
Inzwischen ist die Talentförderung das große Anliegen des Gummersbachers — damit so viele junge deutsche Spieler wie möglich den Sprung in die Bundesliga schaffen. Dass Brand selbst bereits mit 32 seine Spielerkarriere beendete und wegen des Olympia-Boykotts in Moskau schon als 27-Jähriger aus der Nationalmannschaft zurücktrat, wurmt ihn im Nachhinein. „Heute rate ich jedem Spieler, dass er so lange spielen soll, wie es ihm Spaß macht.“
Natürlich wurde Brand auch zum Bergischen HC befragt. Die Chance auf den Klassenerhalt sieht die Handball-Legende durchaus gegeben — sofern die Bergischen heute (19 Uhr, Uni-Halle) den Sieg gegen Balingen schaffen.