Ehemalige Wuppertaler Bahndirektion Moderner Service im alten Wuppertaler Gemäuer
Wuppertal · Die Stadtverwaltung peilt den Einzug für das zweite Quartal 2025 an.
„Willkommen in der Akropolis an der Wupper“ — mit dieser Begrüßung lag Oberbürgermeister Uwe Schneidewind am Montag gar nicht falsch. So manchen Teilnehmer der Presseführung für die ehemalige Bahndirektion am Döppersberg beschlich bei dem Rundgang ein irgendwie antikes Gefühl angesichts mancher nunmehr frei gelegter Rundbögen und Durchgänge, die bis vor einiger Zeit noch hinter Putz verborgen lagen.
Dialogräume mit Schallschutz
Rund 100 Bauarbeiter sind derzeit dabei, das stadtbildprägende Gebäude neben dem Hauptbahnhof in Elberfeld für die neuen Mieter herzurichten: also für die Stadtverwaltung Wuppertal, das Wuppertaler Jobcenter und die Bergische Universität. Vor fünf Jahren hatte das Projekt mit Ausarbeitung des Konzepts und Planung seinen Anfang genommen. Die rund 20 Baufirmen, die derzeit dort aktiv sind, wurden von der Firma Phönix beauftragt, die eine hundertprozentige Tochter der CleesUnternehmensgruppe ist. Letztere ist bekanntlich die Eigentümerin der Bahndirektion und tritt nach Fertigstellung als Vermieterin auf. Die Wuppertaler Stadtverwaltung wird mit 800 Mitarbeitern dort einziehen, wie Sandra Zeh als zuständige Beigeordnete am Montag noch einmal bestätigt. Die städtische Administration wird demnach mit dem Sozialamt, dem Amt für Jugend und Familie, dem Straßenverkehrs- und dem Einwohnermeldeamt in der Bahndirektion einziehen. Diese Leistungseinheiten der Verwaltung werden „mit ihren Dienstleistungsangeboten ein modernes Bürgerhaus“ bilden, so formulierte es Zeh. Die Arbeit dort wird voll digitalisiert erfolgen. Es wird keine papiernen Akten geben, Archive dafür erübrigen sich demzufolge. Weiterhin laufen die Scanner in den Amtsstuben offenbar auf Hochtouren: Noch 10 000 Akten müssen digitalisiert werden, entsprechende Schulungen für die Mitarbeiter laufen, so die Dezernentin Zeh. Für die Verwaltungsmitarbeiter werden neue Arbeitswelten erschlossen, das heißt: mit Homeoffice, Desk-Sharing (wechselweise Nutzung von Arbeitsplätzen) und Clean Desk Policy (klare Regelungen, wie die Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz zu hinterlassen haben). Teeküchen und eine Cafeteria werden ebenfalls dazu gehören. „Trotzdem wird die Vertraulichkeit im Umgang mit den Kunden gewahrt bleiben“, verspricht Sandra Zeh. Es wird blick- und schalldichte Dialogräume dafür geben. Ein elektronisches Wegeleitsystem, verschiedene Smart-City-Bausteine (Informations- und Kommunikationstechnologien) und ein Sicherheitsdienst mit Lotsenkalkulation am Osteingang der Bahndirektion sind ebenfalls vorgesehen. Ein sprechender Roboter wird die Kunden später dort begrüßen, wie Sandra Zeh der WZ exklusiv verriet. Die Anmietung eines solchen Baus – statt durch Um- oder Neubau neuen Raum zu schaffen – ist ein Weg, den die Stadt künftig bevorzugt gehen will, wie Mirja Montag als Leiterin des Gebäudemanagements Wuppertal (GMW) weiß. In der Projektgröße wie am Döppersberg sei dies ein Novum für Wuppertal und Auftakt für weitere Verfahren dieser Art, so Montag.
Die Unternehmensgruppe Clees strebt in der Planung ihrer Baumaßnahme eine optimale und effiziente Nutzung der zur Verfügung stehenden Fläche an, so Ralf Schilling, der Projektleiter der Clees Unternehmensgruppe. Die einzelnen Büros sollen so eingeteilt werden, dass es zu weniger ungenutzten Flächen wie beispielsweise zu großen Fluren kommt.
Die Bergische Universität hat indessen eigene Vorstellungen zur Gestaltung ihres Gebäudetraktes. Sie besteht auf kleine Büros für ein bis zwei Personen. Diese Büros im ersten Stock des Ostteils haben hohe Decken – der entstehende Schall wird mit einer besonderen Deckenkonstruktion gedämpft. Die Fenster hin zu den Bahngleisen sind 70 bis 90 Zentimeter dick und halten auch den Lärm der vorbeifahrende Züge ab, wovon die WZ sich eigens überzeugte. Durch eine automatisch angepasste Lichtschaltung in den Räumen, kommt eine sparsame Energieeffizienz zustande. Ziel ist es, das Gebäude im ersten Quartal 2025 in Betrieb zu nehmen. Die Eröffnung und das Gebäudejubiläum 2025 sollen zusammen gefeiert werden. Kommenden Donnerstag wird aber erst einmal Richtfest gefeiert.