Ausstellung Moritz Neuhoff stellt wieder bei Hengesbach in Wuppertal aus
Wuppertal · Neuhoffs Acryl-Gemälde sind abstrakt, doch malt er nicht völlig gegenstandslos.
Sieht man Moritz Neuhoffs Bilder zum ersten Mal, so glaubt man kaum, dass sie wirklich gemalt wurden. Die glatte Fläche der Leinwand täuscht eine nicht vorhandene Haptik, einen reliefartigen Malanstrich vor. Eine optische Explosion aus Lichtreflexen, Farbpartikeln und sich windenden Linien. Wie ist das gemacht? „Geheimnisvolle Undurchdringlichkeit des Bildes“, nennt Rolf Hengesbach diesen Moment, „und bisweilen scheinen uns seine Bilder zu überfordern“. Der Galerist ist von der technischen Brillanz und visuellen Intensität des Künstlers begeistert. Unter dem Titel „tangled relations“ (verworrene Beziehungen) stellt der Maler in der Hengesbach Gallery erneut aus.
Moritz Neuhoff wurde 1987 in Osnabrück geboren. Er studierte Malerei an der Kunstakademie Münster und war bis 2016 Meisterschüler bei Professor Cornelius Völker. Im selben Jahr gewann er den Kunstförderpreis der Vereinigten Volksbank Münster. Heute lebt und arbeitet er in Berlin, ist gefragt und gut beschäftigt. „Ich habe ganz normale Arbeitszeiten“, sagt er lachend. Rolf Hengesbach kennt er seit seiner Zeit in Münster, die Ausstellung ist seine dritte in der Hengesbach Gallery. „Wir stehen in stetigem Austausch“, erzählt er, „und diskutieren viel über meine Arbeit.“
Seine Acryl-Gemälde sind abstrakt, doch malt er nicht völlig gegenstandslos: „Mein Gegenstand ist der Pinselstrich, der Gestus.“ Dabei nutzt Neuhoff alle Möglichkeiten, die ihm zur Verfügung stehen, um Farbe auf die Leinwand zu bringen: Pinsel, Bürsten, Besen, Autolackpistolen, Airbrush, selbst gebaute Farbspritzwerkzeuge oder auch mal einen Feuerlöscher. Gerahmt sind seine Bilder nie, denn sie widersetzen sich jeder Begrenzung, „dehnen sich in den Raum aus“. Seine Ideen entwickelt der Künstler aus dem Malprozess heraus. Dabei arbeitet er zumeist in Serie an mehreren Bildern gleichzeitig. „Ich bin eher ein schneller Maler, schon weil ich Nass in Nass arbeite“, erklärt er „manchmal kann ich so ein Bild in einer Session, in zehn Stunden, fertig malen.“
Ein visuelles Ereignis,
das live wirken muss
„Moritz Neuhoffs großformatige Bilder feiern das Malen“, schreibt Hengesbach im Ausstellungskatalog, den er ein „Opus magnum“ nennt. Und in der Tat fasst das 150 Seiten starke Buch alles, was der Künstler zu bieten hat. Ein beeindruckendes Werk, das für 30 Euro zu erstehen ist, dennoch nicht das Original ersetzt. Viel zu unterschiedlich ist die Wahrnehmung der Bilder aus unterschiedlichen Perspektiven und Lichtstimmungen. Ein visuelles Ereignis, das live wirken muss. „Ich empfinde seine Bilder als extrem aktuell“, meint der Galerist: Sie beschäftigen sich mit der technischen Gegenwart und der Entkörperlichung der Welt.
» dienstags bis freitags, von 14 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung in der Hengelsbach Gallery.