Wuppertal Mucke will stadtübergreifende Gewerbegebiete
Areale ab 20 000 Quadratmetern sind in Wuppertal kaum noch zu finden. Die Nachfrage ist groß. Eine Zusammenarbeit mit den Nachbarstädten könnte helfen.
Bei der Investorentour der Wirtschaftsförderung standen unter anderem potenzielle Gewerbeflächen auf dem Tour-Programm. Doch ob Bergische Sonne oder die ehemalige Friedhofserweiterungsfläche in Nächstebreck: Klassiker dominierten das Bild. Die Stadt hat – gerade was Areale mit mehr als 20 000 Quadratmetern angeht – aktuell wenig anzubieten. Dabei sei genau dieser Größenbereich „sehr spannend“, wie Rolf Volmerig von der Wirtschaftsförderung erklärt. „Dort besteht eine große Nachfrage.“ In den vergangenen Jahren sei vieles vermarktet worden, sagt Volmerig und nennt als Beispiele den Mittelstandspark VohRang in Vohwinkel oder den Engineering Park auf dem Gelände der ehemaligen Generaloberst-Hoepner-Kaserne.
Doch die Reserven scheinen aufgebraucht, was Flächen von mehr als 20 000 Quadratmetern betrifft. Ein großes Areal an der Spitzenstraße zwischen den Bahnlinien biete noch Potenzial, so Volmerig, und natürlich das Landesgelände an der Parkstraße – auf dem viele lieber den Bau der Forensik sehen würden. In der momentanen Konstellation sei es aber gut als Gewerbefläche geeignet, betont der Vorstand der Wirtschaftsförderung.
Die Stadt müsse Gewerbeflächen schaffen, sagt auch Oberbürgermeister Andreas Mucke. „Wir brauchen Arbeitsplätze.“ Die Gesamtzahl in der Stadt sei zwar in den vergangenen Jahren gestiegen und lag zuletzt bei 127 000. Das reiche aber nicht. Vorrangiges Ziel sei es deshalb, brachliegende Flächen für Firmen zu reaktivieren. Oder durch Bebauungspläne Vorhaben so zu steuern, dass mehrgeschossig geplant werde. Früher sei das bei Gewerbe durchaus üblich gewesen, so Mucke. Auch bei Parkflächen müsse man neu denken. Der Parkplatz bei Ikea etwa sei ein Negativbeispiel, was die Flächenausnutzung angehe.
Zu 60 Prozent gelingt die
Reaktivierung alter Flächen
Doch auch wenn zu 60 Prozent die Reaktivierung alter Flächen gelinge, komme die Stadt nicht umhin, Grünflächen ins Visier zu nehmen. Schonend, betont Mucke, versuche man das. „Es ist ein Spagat.“ Marc Schulz von den Grünen sieht die schwierige Situation der Verwaltung. Es gebe zwei wichtige Fragen: Wo kann man Flächen für Gewerbe, wo für Wohnen schaffen? Und wie kann man Grün erhalten? In der Vergangenheit, kritisiert er, habe bei der Stadt der Grundsatz Quantität vor Qualität gegolten. Fläche um Fläche sei geschaffen worden, mit dem Gedanken, „dann kommen die Unternehmen schon“, so Schulz. Dieses Denken sei überholt.
Wichtig sei aus Sicht der Grünen auch beim Thema Gewerbe „Innen- vor Außenentwicklung“. An der Talachse gebe es viele Leerstände auch von ehemaligen Firmen. Die seien mitunter kleinteilig, trotzdem müsse man sich erst um sie kümmern, so Schulz, ehe es auf die grüne Wiese geht. Bei größeren Flächen falle ihm sofort das ehemalige Happich-Gelände auf Clausen ein, „das sich sicher noch besser nutzen lässt“.
Dass es beim Werben um neue Firmen einen teilweise harten Konkurrenzkampf zwischen den Städten gibt, verhehlt Oberbürgermeister Mucke indes nicht. Sein Ansatz, den er auch in den Deutschen Städtetag tragen will: Interkommunale Gewerbegebiete. „Es ist erst einmal nur eine Idee“, betont Mucke.
Doch er sieht darin Chancen: Hat eine Stadt ein Gewerbegebiet und wird es nicht los, könnte eine Nachbarstadt im Gegenzug eine Firma aus dem eigenen Gebiet vermitteln, für die man selbst vielleicht nicht das passende Grundstück anbieten kann. Doch es müsse ein Weg gefunden werden, dass die abgebende Stadt nicht komplett auf die Gewerbesteuer verzichten muss.