Muslimische Studenten werben für Toleranz
Islamische Hochschulgemeinde Wuppertal tritt Vorurteilen gegen Muslime entgegen.
Wuppertal. Für sein wichtigstes Anliegen zitiert Akif Yurduseven den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff: „Der Islam gehört zu Deutschland“, sagt Yurduseven — auch um dieses Bewusstsein in der Öffentlichkeit zu festigen, engagiert sich der Student in einem wenig bekannten Verein: der Islamischen Hochschulgemeinschaft Wuppertal (IHG).
Der Verein existiert seit knapp zehn Jahren an der Uni Wuppertal und will zur Verständigung zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen beitragen. Weitere Ziele: den islamischen Glauben transparenter machen und sich für die Belange muslimischer Studierender stark machen. Um das zu erreichen, organisiert die IHG Vorträge und feiert auch Feste an der Uni.
So waren zum Iftar-Fest, das in den Räumen der Uni anlässlich des Fastenmonats Ramadan stattfand, ausdrücklich auch nicht-muslimische Studenten eingeladen. Der Ramadan war auch Thema eines Vortrags — dazu kommen Themen wie „Die drei L’s im Islam“ (Leben, Lernen, Lesen). Gruppen wie die IHG sind laut Mitglied Amal Ben Moussa an jeder größeren Universität zu finden. Die Mutterorganisation dieser Vereine ist Ramsa, der Rat muslimischer Studierender und Akademiker.
Die IHG-Mitglieder hoffen, dass sie als praktizierende Muslime irgendwann als Selbstverständlichkeit in der Gesellschaft angesehen werden — wie die Studentin Amal Ben Moussa. Sie will Lehrerin werden, darf das aber wegen ihres Kopftuchs womöglich nicht. Für sie ein Zeichen von Intoleranz: „Das Lehrerkollegium sollte ein Querschnitt der Gesellschaft sein.“
Was zum Alltag für die muslimischen Studenten gehört, sind hingegen die häufigen Fragen danach, wie sie als Muslime zu Extremisten stünden — etwa zu Salafisten. „Diese Frage empfinden wir als beleidigend“, sagt Akif Yurduseven. „Es ist für uns selbstverständlich, dass wir uns von allen Radikalen distanzieren.“ Die Salafisten etwa lehnten eine moderne Auslegung des Korans ab, das sei bei anderen Gläubigen nicht der Fall. „Wir haben keinen Kontakt zu diesen Menschen“, betont der Student.
Er hofft, dass die Vorurteile gegenüber Muslimen in Deutschland irgendwann aufhören. Und diesmal zitiert er nicht Wulff, wenn er sagt: „Die Muslime gehören nicht in diese Schublade.“