Wie eine Idee aus Wuppertal die Welt eroberte

Schau im Historischen Zentrum blickt auf die Zeit Adolph Kolpings in Elberfeld.

Wuppertal. Eberhard Illner, Direktor des Historischen Zentrums, ist sich sicher: „Wäre Kolping in Köln geblieben, wäre es mit den Gesellenvereinen nicht so weit gekommen.“ Der berühmte Kaplan kam aber 1845 von der Domstadt in die Industriemetropole Elberfeld. „Die Schlüsselstelle in seinem Leben“, sagt der Wissenschaftler Michael Stratmann über diese Lebensphase. Daher steht sie im Mittelpunkt bei der Ausstellung „Auf Ihr Brüder, reicht die Hand. . .“, die bis zum 1. September im Historischen Zentrum Kolpings Wuppertaler Jahre in den Blick nimmt. Am Donnerstag wurde sie eröffnet.

Ein Abschnitt der Schau nimmt die katholischen Gesellenvereine in den Blick. Der in Elberfeld wurde bekanntlich von Johann Gregor Breuer gegründet — es war der erste in Deutschland. In vielen Original-Schriftstücken ist das nachzuvollziehen — etwa mit dem Statut, in dem Breuer seine Motivation für die Vereinsgründung aufschrieb. Er wolle die armen Gesellen vor der geistigen Verwahrlosung bewahren und ihnen Wissen mitgeben und sie „angemessen und anständig“ unterhalten, heißt es dort. Allerdings hatte der Verein zu Beginn in Elberfeld nur 50 Mitglieder.

Kolping, seit 1847 zweiter Präses dieses Gesellenvereins, war dennoch von Breuers Ansatz so überzeugt, dass er 1849 den ersten Kölner Gesellenverein gründete. Bis zu seinem Tod 1865 gab es mehr als 400 Vereine mit etwa 24 000 Mitgliedern. Heute hat das Kolpingwerk rund 450.000 Mitglieder — die Wuppertaler Idee hat längst den Siegeszug um die Welt angetreten.

In zweiten Teil geht es um die Biografien Kolpings und Breuers. So werden erstmals die Briefe zwischen Kolping und seinem Lehrer Ignaz von Döllinger gezeigt. „Dass überhaupt so viele Dokumente über Kolping vorhanden sind, verdanken wir seiner Seligsprechung“, erklärt Michael Stratmann. Dafür seien so viele Dokumente zusammengetragen worden, dass fast nichts in seinem Leben unaufgeklärt blieb. Die vielen Quellen sollen laut Eberhard Illner auch für eins sorgen: Sie rücken die historische Person Kolpings ins Blickfeld — und nicht den Mythos.

“ Die Öffnungszeiten: dienstags 13-19 Uhr; mittwochs, freitags, samstags und sonntags 10-19 Uhr