Wuppertal Muslimischer Friedhof: Anwohner fürchten um ihre Wohnqualität

Studenten informieren über ihre Entwürfe für das Gelände in der Varresbeck. Trägerverein will im Herbst mit den Arbeiten beginnen.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Wer sich über die mögliche Gestaltung des muslimischen Friedhofes in Varresbeck informieren wollte, der musste Geduld mitbringen. Gleich zwölf Teams aus angehenden Landschaftsarchitekten der Bergischen Uni stellten am Dienstagabend bei einer Info-Veranstaltung in der Kapelle des evangelischen Friedhofes ihre Entwürfe für den muslimischen Friedhof vor. 23 Studenten stellten Anregungen vor, wie der Friedhof auf dem 20 000 Quadratmeter großen Gelände aussehen könnte.

Da wurde eine Brücke vorgeschlagen, die den muslimischen mit dem jüdischen Friedhof verbindet. Andere regten einen See an. Auch eine kreisförmige Anordnung des Friedhofes wurde vorgestellt - als Symbol für den Kreislauf des Lebens. So gut wie alle Entwürfe verfolgten das Ziel, den Friedhof als Ort des Verweilens und Gedenkens zu entwickeln. Deshalb wird auch der Parkcharakter der Anlage betont. Das ist nicht ganz leicht, weil das Gelände abschüssig ist.

Die rund 150 Zuhörer verfolgten die Ausführungen mit Interesse, schüttelten hin und wieder auch den Kopf über den einen oder anderen Vorschlag. So monierte einer der Zuhörer, dass ihm schlecht werde, wenn er sehe, dass die Betonkuben auf den Gräbern fast bis zu den angrenzenden Grundstücken reichten. Mohamed Abodahab, stellvertretender Vorsitzender des Trägervereins Muslimische Friedhöfe Wuppertal, betonte, dass solche Betonkuben die Ausnahme seien.

Wie viele Gräber entstehen, ist noch unklar. Nach Angaben des Vereinsvorsitzenden Mustafa Temizer dürften es zwischen 1000 und 1500 werden. Die evangelische Superintendentin Ilka Federschmidt unterstrich die besondere Rolle des geplanten muslimischen Friedhofes, der neben einem jüdischen und dem großen evangelischen Friedhof entsteht. Der Verband Evangelischer Kirchengemeinden in Elberfeld überlasse das Areal des Friedhofs dem muslimischen Trägerverein, um die Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den drei Religionen Judentum, Christentum und Islam deutlich zu machen.

Oberbürgermeister Andreas Mucke lobte das Vorhaben. Es zeige, dass die etwa 30 000 Muslime in Wuppertal ihren Platz hätten. „Wo man zu Hause ist, da sollte man begraben werden.“ Gleichwohl müssten Bedenken der Anlieger ernstgenommen werden.

So interessant die Entwürfe auch waren, bislang sind sie „nur“ Seminarstoff für Studenten — das gab Anwohner Arno Eichhorn zu bedenken. Die Ideen seien „ansprechend, aber auch unverbindlich“. Eichhorn wie auch einige andere Anwohner befürchten, dass ihre Wohnqualität durch den neuen Friedhof leidet. Der Abstand von vier Metern zwischen dem Friedhofsgelände und Wohnhäusern reiche nicht aus. Deshalb rief der Anwohner den Oberbürgermeister dazu auf, die Planungen noch einmal zu überprüfen. Ob die Stadt diesem Wunsch nachkommt, scheint fraglich, sind die Planungen für den muslimischen Friedhof doch ohnehin schon deutlich im Verzug.

Abodahab skizzierte denn auch einen ambitionierten Fahrplan: Die studentischen Entwürfe seien die Grundlage für eine weitere Analyse. Dem sollen eine Professionalisierungsphase und die Auswahl eines Ingenieurbüros folgen, das eine konkrete Planung entwickelt. Er hoffe, dass ab Oktober die Arbeiten auf dem Gelände an der Krummacher Straße starten. Im Frühjahr 2018 könnte dann der muslimische Friedhof eröffnet werden.