Wuppertal „Hier kann man richtig gut arbeiten“

Reinold Mertens, neuer Schulleiter am Carl-Fuhlrott-Gymnasium, ist von seinen Schülern und Kollegen begeistert. Wichtige Themen für ihn sind die Digitalisierung und die Einführung einer Feedback-Kultur.

Reinold Mertens ist gut in seiner neuen Position angekommen.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Nach dem Abschied des langjährigen Direktors Karl W. Schröder hat im Sommer Reinold Mertens die Schulleitung des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums übernommen. Die WZ hat ihn nach dem ersten Halbjahr nach seinem bisherigen Eindruck gefragt und was er vorhat.

Herr Mertens, wie sind Sie angekommen?

Reinold Mertens: Sehr gut!

Kennen Sie schon alle 1500 Schüler?

Mertens: Natürlich kenne ich noch nicht alle persönlich. Aber ich habe mich überall vorgestellt, war in 30 Klassen und drei Stufenversammlungen. Wegen vieler anderer Termine hat das länger gedauert, als ich dachte. Aber bis Weihnachten hatte ich es geschafft.

Und Ihr Eindruck?

Mertens: Ich bin begeistert von den Schülern hier. Sie arbeiten hochkonzentriert, sind sehr motiviert. Ich unterrichte eine neunte Klasse, die sind fleißig, kritisch und offen. Hier kann man richtig gut arbeiten.

Und von den Kollegen?

Mertens: Sie sind sehr interessiert an Weiterentwicklung, gehen gern auf Fortbildungen, vernetzen sich. Das bringt viele Anregungen für die Schule.

Welche neuen Akzente wollen Sie setzen?

Mertens: In einem so großen System spielt Orientierung eine große Rolle, um das zu bewahren, was sich bewährt hat, und dann gemeinsam neue Akzente zu setzen. Wir prüfen gerade, wie wir unser Förderkonzept verbessern können, sowohl für diejenigen, die Unterstützung brauchen, als auch für die, die ihren Begabungen intensiv nachgehen wollen. Wir planen weitere Sprachangebote wie Spanisch als Leistungskurs, mehr bilingualen Unterricht und Wirtschaftsenglisch. Im Gespräch ist ein Betreuungsangebot von 7 Uhr bis Schulbeginn um 8.30 Uhr, genannt „Early Bird“.

Welche großen Themen sehen Sie auf die Schule zukommen?

Mertens: Ein Riesenthema wird die Digitalisierung. Wir wünschen uns dringend eine schnellere Leitung. Die meisten Klassenräume haben Internet-Anschluss und Beamer. In den Fachräumen gibt es Smartboards, auf denen man das Tafelbild speichern und in der nächsten Stunde wieder aufrufen kann. Da ist aber noch viel mehr möglich, was wir noch gar nicht nutzen. Aber trotzdem bleibt der Lehrer im Zentrum.

Wird die Mediennutzung auch kritisch begleitet?

Mertens: Es gibt bei uns Medienunterricht in Klasse 5 und 8. In Klasse 6 wird das Stück „Click it“ besucht, was zu einer intensiven Auseinandersetzung mit Mobbing durch soziale Medien führt.

Sie sind MINT-Schule — wie begeistern Sie die Schüler für Naturwissenschaften?

Mertens: Wir beginnen in Klasse 5 mit Laborunterricht. Der Schwerpunkt liegt auf dem Experimentieren. Es gibt Angebote für AGs und bei der Differenzierung in der achten Klasse. Wir haben auch Leistungskurse in Physik und Chemie. Und wir unterstützen Schüler bei der Teilnahme an Wettbewerben wie Jugend forscht. Da ist auch viel praktische Arbeit dabei — das ist fast wie basteln. Unsere Möglichkeiten mit der schuleigenen Sternwarte setzen schon Standards. Aber das macht auch deutlich, wie wichtig engagierte Lehrer sind. Gute Leute sind das A und O.

Was liegt Ihnen persönlich am Herzen?

Mertens: Die Feedback-Kultur zwischen den Kollegen und zwischen Schülern und Lehrern — in beide Richtungen. Nach der Hattie-Studie ist Feedback — abgesehen von der Lehrerpersönlichkeit — einer der wichtigsten positiven Faktoren für das Lernverhalten. Damit ist gemeint, dass Schüler zurückmelden, ob sie alles verstanden haben, wie zufrieden sie mit dem Engagement der Lehrer sind. Wir haben schon Fragebögen ausprobiert und daraus gelernt, die Betreuung beim Übergang in die Oberstufe zu verbessern. Feedback sollte zur Selbstverständlichkeit werden — auch im Kollegium. Wir wollen da auch Vorbild sein im gegenseitigen Bestärken und respektvollem Umgang.

Aktuell läuft das Volksbegehren zur Wiedereinführung von G9. Wie stehen Sie dazu?

Mertens: Ich kann nur versichern: Das CFG kann beides. Wir haben G8, wir können G9 wieder einführen, wir können G8 und G9 gleichzeitig, egal wie die Politik entscheidet.