Muslimischer Friedhof: Noch fehlt Geld für die Realisierung
Der für die Gestaltung zuständige Verein benötigt Spenden. Die Kosten belaufen sich auf 500.000 Euro.
Die Pläne für den muslimischen Friedhof an der Krummacher Straße in Varresbeck sind fertig. Es wird aber noch einige Zeit dauern, bis sie umgesetzt werden können. Das Problem: die Finanzierung. Der Verein „Muslimische Friedhöfe Wuppertal“ rechnet mit Kosten in Höhe von 500 000 Euro, um das Gräberfeld zu gestalten.
„Ursprünglich haben wir einen schlichten Friedhof geplant“, sagt Mohamed Abodahab, 2. Vorsitzender des Trägervereins, dem zehn der 22 Wuppertaler Moscheevereine angehören. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt er. In den vergangenen Jahren seien die Anwohner und Studenten der Bergischen Universität in die Planung einbezogen worden und der Verein habe viel Öffentlichkeitsarbeit betrieben. „Wir haben gezeigt, dass wir die Wünsche der Anwohner berücksichtigen wollen“, so Abodahab.
Der Verein hätte den Friedhof auch einfach umsetzen können. Das Gelände war seit jeher als Friedhofserweiterungsgebiet für den evangelischen Friedhof vorgesehen, so steht es im Bebauungsplan.
Vor dem Hintergrund, dass der muslimische Friedhof der erste in Trägerschaft eines muslimischen Vereins sein wird, wollte der Verein den Ort konfliktfrei gestalten. Herausgekommen ist ein parkähnlicher Friedhof, der im unteren Teil terrassenförmig angelegt ist. Im oberen Teil sollen vorhandene Bäume zum größten Teil erhalten bleiben. „Der Friedhof ist total ansehnlich und wir glauben, dass die Anwohner etwas davon haben“, sagt Abodahab.
Der Preis für die aufwendige Planung zeigt sich in den gestiegenen Kosten. „Der muslimische Friedhof soll auch ein Signal an die Gesellschaft sein“, so Abodahab. Die Muslime seien in Wuppertal angekommen und stünden in einem guten Kontakt zur Gesellschaft. Deshalb wollen Muslime ihre Toten auch in ihrer neuen Heimat bestatten, erklärt Mohamed Abodahab. Dass Interesse besteht, zeige das muslimische Gräberfeld in Ronsdorf. Es sei fast voll.
Für muslimische Friedhöfe gilt das sogenannte Ewigkeitsprinzip. „Das heißt, dass ein muslimischer Friedhof ein muslimischer Friedhof bleibt“, sagt Abodahab. Auch im islamischen Bestattungsrecht ist es möglich, Gräber wieder zu belegen - in islamischen Ländern sind das in der Regel Familienangehörige.
Auf dem Gelände an der Krummacher Straße sollen 1500 Gräber entstehen. Pro Jahr rechnet Abodahab mit etwa zehn bis zwanzig Beerdigungen. Die Zahl könne sich im Laufe der Zeit auf etwa 100 steigern. Mit dem Bau will der Verein aber erst beginnen, wenn genug Geld zusammengekommen ist. Ein Kredit kommt zunächst nicht Betracht. „Wir wissen nicht, welche Kosten auf uns zukommen“, sagt Abodahab.
Unterstützung bekommt der Verein „Muslimische Friedhöfe Wuppertal“ unter anderem vom SPD-Landtagsabgeordneten Andreas Bialas. Er weiß, dass es schwierig sein wird, für die Errichtung eines Friedhofes öffentliche Fördergelder für das Projekt zu bekommen. „Aber wir können ja nicht immer betonen, welch wunderbares Projekt wir in Wuppertal haben und die Leute dann alleine lassen“, sagt Andreas Bialas. Er befürwortet den Plan, dass Friedhöfe von drei monotheistischen Weltreligionen in unmittelbarer Nähe zueinander entstehen. „Das hat eine Symbolkraft und ist ein Zeichen von interreligiösem Dialog“, sagt er.
Der interreligiöse Dialog scheint aber nicht immer leicht zu sein: Es gab Irritationen, weil der jüdischen Kultusgemeinde es ablehnt, dass Brücken zum jüdischen Friedhof gebaut werden. Der Grund ist aus Sicht von Leonid Goldberg einfach. Er ist als Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde für den Nachbarfriedhof verantwortlich. Jüdische Friedhöfe sind am Sabbat und jüdischen Feiertagen für Besucher geschlossen. „Wir wollen keine Brücke, damit andere Menschen aus Unwissenheit nicht an diesen Tagen auf den jüdischen Friedhof gehen“, sagt Leonid Goldberg. „Sabbat ist ein Ruhetag für alle. Die Toten sollen auch ihre Ruhe haben.“
Abodahab hofft, dass der Trägerverein viele Menschen von dem Konzept des muslimischen Friedhofs überzeugen kann. Neben der Gestaltung ist es durch die Nachbarschaft zu den Friedhöfen anderer Weltreligionen ein „weltweit einzigartiges Projekt“.