Am 15. September werden Sie nach 34 Jahren als Gemeindepfarrer in Cronenberg verabschiedet. Hand aufs Herz: Wollten Sie so lange bleiben?
Interview Nach 34 Jahren: Wuppertaler Gemeindepfarrer Thomas Hoppe verabschiedet sich
Wuppertal · Der Theologe geht in den Ruhestand und erzählt, wie sich die Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat.
Wenn Pfarrer Thomas Hoppe in den Ruhestand geht, übernimmt ein multiprofessionelles Team in der Gemeinde Cronenberg-Küllenhahn. „Das ist für die Weiterentwicklung von Gemeindearbeit wichtig“, betont Hoppe im Interview.
Thomas Hoppe: Ich bin zwar ein bodenständiger Mensch, aber ehrlich gesagt: Nein, das hatte ich nicht geplant, als ich vor 34 Jahren in die Gemeinde kam. Ich bin ja sogar in Barmen aufgewachsen und habe deshalb gezögert, mich innerhalb Wuppertals zu bewerben, als die Pfarrstelle in Cronenberg neu zu besetzen war. Doch dieser Stadtteil war mir damals genauso fremd wie irgendein anderer Ort und daher Neuland, auf das ich mich gut einlassen konnte. Die Gemeinde in Cronenberg ist sehr aufgeschlossen. Es gab immer wieder Neues und Veränderungen. Es wurde mir als Pfarrer nie langweilig. Und ich konnte gut Ideen einbringen, die ich in meinem ehrenamtlichen Engagement auf landeskirchlicher Ebene kennengelernt habe.
Gehört dazu auch die Neuaufstellung der Gemeindeleitung in Cronenberg mit einem sogenannten „multiprofessionellen Team“?
Hoppe: Diese Idee, andere Berufsgruppen gleichberechtigt ins Pfarrteam einzubinden, wie wir es jetzt mit unserer Diakonin Julia Sebig tun, gibt es schon länger. Sie wird am 8. September bei uns ins sogenannte Gemeinsame Pastorale Amt eingeführt. An den rechtlichen und inhaltlichen Rahmenbedingungen für diese multiprofessionellen Teams habe ich im Fachbeirat für Personalentwicklung der Rheinischen Landeskirche mitgewirkt. Menschen, die nicht aus dem Pfarramt kommen, haben oft einen anderen Blick auf Kirche, sprechen eine andere Sprache, bringen zum Teil andere berufliche Kenntnisse mit und hinterfragen Traditionen und Strukturen. Das ist für die Weiterentwicklung von Gemeindearbeit wichtig. Ich bin mir sicher, dass Julia Sebig, die Jugenddiakonin und Gemeindepädagogin ist, in diesem Sinne eine Bereicherung für unsere Gemeinde sein wird.
Wie hat sich Gemeindearbeit in den 34 Jahren Ihrer Tätigkeit verändert?
Hoppe: Im Grunde hat sie sich gar nicht so sehr verändert. Gemeindearbeit ist immer Beziehungsarbeit. Es geht darum, Menschen an den Wendepunkten ihres Lebens zu begleiten, Ehrenamtliche einzubinden und uns gut mit dem Stadtteil zu vernetzen. Damals wie heute sollten wir uns dabei fragen, was die Menschen brauchen, bevor wir handeln. Bei der Gewinnung von Ehrenamtlichen gilt es zum Beispiel zu überlegen, welche Anreize wir als Kirche mit Fortbildungs- und Supervisionsangeboten oder auch einer kleinen finanziellen Aufwandsentschädigung schaffen können. Und das Thema der Digitalisierung und Nachhaltigkeit ist viel wichtiger geworden. Ich bin stolz, dass wir für unser Umweltengagement als erste Gemeinde im Kirchenkreis mit dem Grünen Hahn der Landeskirche ausgezeichnet wurden.
Was macht für Sie eine gute Vernetzung im Stadtteil aus?
Hoppe: Kirche sollte im Bewusstsein der Menschen auftauchen – und zwar nicht nur, wenn sie unsere Kirchtürme sehen. Die Vernetzung in Kitas und Schulen finde ich wichtig. Wir sollten uns auch einmischen, wenn es um die soziale Gestaltung des Stadtteils geht. Und in Krisen als Partner da sein. So haben wir uns während der Hochwasserkatastrophe in der Kohlfurth und im Morsbachtal als Teil eines großen Helferteams verstanden und die Spendenverwaltung übernommen.
Was hat Ihnen als Gemeindepfarrer am besten gefallen?
Hoppe: Es ist einfach schön, für so viele verschiedene Menschen da zu sein. Kein Arbeitstag gleicht dem anderen. Am meisten hängt mein Herz aber an der Arbeit mit Kindern in der Gemeinde und in den Kitas. Im Gottesdienst der Kirchenmäuse, der Familienkirche und -freizeit habe ich einen Kerzenritus eingeführt, den viele mit mir und meiner Arbeit verbinden. Wir zünden drei Kerzen für Gott, Jesus und den Heiligen Geist an, singen dazu ein Lied und sprechen am Schluss des Gottesdienstes den Segen mit Bewegung. Als ich neulich an einem Garten vorbeikam und dort ein Kind hinter der Hecke laut dieses Lied singen hörte, habe ich mich total gefreut und gedacht: Deine Arbeit als Gemeindepfarrer ist in den Herzen der Kinder angekommen.