25 Jahre Ortsjubiläum Wuppertaler Pater Thomas hat immer ein breites Lächeln im Gesicht

Wuppertal · Eigentlich sollte der Inder nur vier Wochen vertretungsweise aushelfen, nun ist er schon ein Vierteljahrhundert im Bergischen.

Pater Thomas ist in Barmen inzwischen heimisch geworden.

Foto: Andreas Fischer

Was als Aushilfsstelle nach der Entsendung durch den Orden nach Deutschland begann, ist eine Zusammenarbeit auf Dauer geworden: Der aus Indien stammende Pater Thomas feiert jetzt sein 25-jähriges Ortsjubiläum in seiner Stammgemeinde Sankt Antonius. Zuvor hatte er bereits vier Jahre in einer Gemeinde in Erkrath als Kaplan gearbeitet.

Pater Thomas gehört dem Orden der indischen Karmeliten Maria Immaculata an und arbeitete nach der Priesterweihe in seiner indischen Heimatgemeinde. „Hier bin ich immer mit dem Motorrad in den äußeren, dünn besiedelten Bereichen der Gemeinde von Haus zu Haus gefahren und meiner Aufgabe, der Seelsorge nachgekommen“, erinnert sich der 67-Jährige.

Gerade kommt er von einer Beerdigung ins Pfarrhaus von Sankt Antonius, schaut freundlich in jedem Büro vorbei. Das Lächeln ist ihm ins Gesicht geschrieben, hinter ihm weht keine Soutane, denn Pater Thomas trägt einen dunklen Anzug, sieht ein bisschen „businessmäßig“ aus. Die Verabredung eines Pressetermins war nicht leicht, denn der Kirchenmann ist ständig unterwegs.

Und wenn nicht in der eigenen Gemeinde, bei Schul- und Kindergottesdiensten, bei Bestattungen, Trauungen oder bei der Vorbereitung der Kommunionkinder, dann hilft er in Nachbargemeinden aus. „Ich war schon im ganzen Stadtgebiet unterwegs – von Vohwinkel bis Beyenburg“, sagt er lachend, und weil die Gemeindebezirke im Zuge von Umstrukturierungen derzeit neu zugeschnitten werden, bekommt er demnächst noch weitere „Schäfchen“ zur Betreuung dazu.

Wenn er dann aber doch auch einmal Freizeit hat, dann spielt er gerne mit Freunden, die er auch in Schwelm besucht, Karten. Klassische oder geistliche Musik – auch in einer der indischen Sprachen – entspannen ihn, aber auch Pop, mal ein Spielfilm aus dem Internet oder ein gutes Buch. Eines der Highlights in seinem Priesterleben ist das einmal jährlich stattfindende Treffen mit indischen Kollegen, die dann ins Bistum nach Köln reisen. Dann ist die Wiedersehensfreude groß.

Schon drei Jahre nach der Priesterweihe habe ihn sein Provinzialoberer einbestellt, erinnert sich Pater Thomas, und in diesem Gespräch wurde er gefragt, ob er sich vorstellen könne, nach Deutschland zu gehen.

„Wahrscheinlich hat man geglaubt, ich sei in der Lage, die deutsche Sprache zu lernen“, sieht er einen Grund dafür, dass gerade er geschickt wurde. Die Verbindung der indischen Provinzialkirche zum Erzbistum nach Köln waren die Grundlage für den Austausch, und so hieß es, acht Monate Deutsch büffeln, bevor es 1991 nach Köln und von hier aus „vertretungsweise“ für acht Wochen zu seinem ersten Einsatzort nach Erkrath ging.

„Ich bin recht zurückhaltend, aber die Menschen sind sehr nett auf mich zugekommen“, erinnert sich der Pater. „Aus der Vertretung sind vier Jahre geworden, dann sollte ich in einer anderen Gemeinde Dienst tun. Ich hatte aber leider Pech mit dem Führerschein, so dass ich ohne Auto unterwegs bin. Vorgesehen war für mich eine Gemeinde in Grevenbroich. Ich habe beim Erzbistum gefragt, ob ich nicht vielleicht dort eingesetzt werden könne, wo es eine gute Verkehrsinfrastruktur gibt“, schildert Thomas. Da schien Wuppertal den Vorgesetzten passender zu sein. So ist er Anfang August 1999 nach Barmen gekommen.

Rechtzeitig vor seinem 60. Lebensjahr erreichte ihn wieder ein Anruf aus dem Bistum, denn bis zu diesem Alter können Kirchenmänner versetzt werden. Jenseits dieser Altersgrenze dürfen sie in ihren Stammgemeinden bleiben. Der damalige Pfarrer Sven Goldhammer habe in Köln angerufen und gefragt, ob Pater Thomas nicht in Barmen bleiben dürfe, und die Anfrage wurde positiv entschieden.

Einmal im Monat gibt es eine internationale Messe

Sankt Antonius ist jetzt für den Kirchenmann bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst seine Stammgemeinde.

Die „Pensionierung“ sieht das kirchliche Personalrecht mit 75 Jahren vor. Ohne Begründung dürfte man auch in den Ruhestand gehen, wenn die Gesundheit einem früher Grenzen aufzeigt. „Thomas, wir lassen Dich auf keinen Fall gehen!“, postuliert Edith Eicken vom Pfarrgemeinderat und scheint der Gemeinde aus der Seele zu sprechen, was den beliebten Kaplan betrifft.

Der hat ihre Idee, einmal im Monat eine internationale Messe zu feiern, gerne aufgegriffen, und auch das internationale Erlebniscafé, das zwischen Hochamt und internationaler Messe öffnet, begleitet Pater Thomas gern. Mitglieder afrikanischer Gemeinden brächten beispielsweise tanzend ihre Gaben zum Altar.

Die indischen Gläubigen tanzten, hielten Kerzen, Weihrauch und Blumen. Blumen und Licht – das sei in Indien die höchste Form der Ehrerbietung gegenüber Gott. Jedes Mal wird die Lesung in einer anderen Sprache gehalten, die Übersetzungen bekommen die Teilnehmer der Messe ausgedruckt.

„Die Fürbitten werden in sieben verschiedenen Sprachen gelesen“, beschreibt Edith Eicken die beliebte und lebendige internationale Messe. „Die Menschen, die hier leben, sollen sich heimisch fühlen, es soll ihre Kirche sein. Deswegen gestalten sie auch Kirche und Gottesdienst mit“, erklärt Pater Thomas die Idee der internationalen Messe.

Inzwischen gebe es auch afrikanische, tamilische oder indische Chöre, die die Gottesdienste musikalisch begleiteten. Pater Thomas veranschaulicht den Gedanken mit der ‚eigenen‘ Kirche durch ein Beispiel aus seiner Heimat: „Meine Eltern haben die Kirche mit ihren eigenen Händen selbst gebaut. Sie haben Sand geschleppt und Steine herangeschafft. Sie haben sich ihre eigene Kirche geschaffen.“

Präses bei Kolping, Kommunionvorbereitung, Kinderchortreffen, Schul-, Kinder- und Seniorengottesdienste: „Pater Thomas ist immer für alle da“, fasst Edith Eicken die komplexe Aufgabensituation des Kirchenmannes, der eng mit Pfarrer Klaus Dieter Vosen zusammenarbeitet, zusammen.