Nahverkehr: Wie sieht der Bedarf in Wuppertal aus?
Die Stadt arbeitet an einem neuen Plan für den ÖPNV. Die Bürger sollen sich daran beteiligen — das Interesse ist mäßig.
Wuppertal. Es geht um das große Ganze des Nahverkehrs. Um die Busse und Schwebebahnen, die Linien, die Bushaltestellen und die Taktung des ÖPNV. Darum, wer wann wie im ÖPNV angebunden ist. Die Stadt arbeitet an einem neuen Nahverkehrsplan (NVP), dem zentralen Planungsinstrument der Stadt, um den Stadtwerken darzulegen, was nötig ist, um eine „ausreichende Bedienung“ der Bevölkerung zu erreichen.
Das klingt nicht ganz einfach und das ist es auch nicht. Deswegen plant die Stadt auch, zwei Jahre an dem Plan zu arbeiten. Volker Klöpper, der sich für die Stadt um den NVP kümmert, nimmt aber vorweg: „Das ist kein Wuppertal-Spezifikum.“
Abgesehen von der Dauer gibt es aber durchaus Aspekte des Wuppertaler Verfahrens, die besonders sind. Denn die Stadt lässt seine Bürger an der Entstehung des Planes teilhaben. Und das von Anfang an. Im September gab es einen ersten Workshop mit interessierten Bürgern. Dazu gab es bis zum 23. Oktober eine Online-Befragung, und seit dem 25. Oktober wird eine Vorlage durch die Bezirksvertretungen (BV) gereicht mit der Aufforderung, Vorschläge zu sammeln.
Die Resonanz ist aber relativ gering. An der Online—Befragung haben etwa 150 Bürger teilgenommen. Ein zweiter Workshop ist angesichts fehlender Teilnehmer ausgefallen. Und in einer der ersten BVen wurde die Ratlosigkeit über die Anfrage zum Ausdruck gebracht. „Sollen wir sagen, dass wir unsere Busse behalten wollen?“
Die Stadt steckt im Dilemma. Einerseits heißt es in der Vorlage, dass der NVP als „behördliche Rahmenplanung“ „keine unmittelbare Außenwirkung auf die Bürger habe“, andererseits — so Klöpper — war es der politische Wille, die Bürger daran zu beteiligen. Auch zu so einem frühen Zeitpunkt. Er sagt selbst, dass es eigentlich nichts zu diskutieren gebe, und die Verwaltung noch nicht durch die BVen „tingele“.
Die Beteiligung, die noch etwas fahrig wirkt, wird aber weithin begrüßt. So sagt etwa Volker Dittgen (SPD), Vorsitzender des Verkehrsausschusses, dass der frühe Zeitpunkt trotz aller Kritikpunkte nötig sei. „Wenn man das nicht jetzt schon macht, heißt es später, die Stadt habe alles alleine gemacht und ohne die Bürger beschlossen.“
Auch Anja Liebert, Verkehrsexpertin der Grünen, begrüßt die Beteiligung durch die BVen. Stellt aber — ebenso wie Dittgen — die Frage: Was soll denn mit den Eingaben passieren? Letztlich gebe es nur eine gewisse Summe für den ÖPNV — Dittgen geht von 100 Millionen Euro aus — und damit beschränkte Möglichkeiten, etwas zu ändern.
Liebert wittert vor allem Kürzungen in dem neuen Nahverkehrsplan: „Durch die engere Taktung der Schwebebahn wird aber — bei gleichbleibenden Finanzen — an anderer Stelle gespart werden müssen. Das ist für uns ein Problem.“
Volker Klöpper entkräftet das: „Es steht nicht jede Linie zur Disposition.“ Sie könnten aber anders heißen oder anders organisiert werden. Vor allem, weil durch den Döppersberg ganz neue Verhältnisse eintreten werden. Theoretisch könnten laut Klöpper auch eingestellte Linien wiederbelebt werden. „Ich will keine falschen Hoffnungen machen. Aber wir werden uns den Bedarf im Netz angucken und danach ein Konzept entwickeln.“