Brandstiftung in der Erlöserkirche?

Räume müssen laut Gemeinde im schlimmsten Fall bis zu sechs Monate geschlossen bleiben.

Wichlinghausen. Zum zweiten Mal innerhalb von 15 Monaten hat es in einem zentralen Gebäude der Gemeinde Wichlinghausen-Nächstebreck gebrannt. Sonntagabend war in den Gemeinderäumen im Erdgeschoss der Erlöserkirche an der Stahlstraße ein Feuer ausgebrochen. Zwar konnte die gegen 18.30 Uhr von Anwohnern alarmierte Feuerwehr den Brand schnell löschen, doch durch Ruß und Wasser ist die Kirche längere Zeit unbenutzbar. Im Juli 2015 brannte das CVJM-Jugendhaus an der Bartholomäusstraße. Dort war ein technischer Defekt die Ursache. War es jetzt Brandstiftung?

„Man macht sich so seine Gedanken“, sagt Pfarrer Jörg Wieder im Gespräch mit der WZ. „Als die Feuerwehr eintraf, fand sie ein geöffnetes Fenster vor, vor dem ein Stuhl stand.“ Das Feuer sei in den unteren Gemeinderäumen ausgebrochen. In einem der Räume, die nach hinten heraus liegen, berichtet der Theologe. In einer Ecke, direkt neben einer Einbauschrankwand, in der Materialien wie Tischdecken und Kerzen lagern, liege der Brandherd. „Fremdverschulden kann nicht ausgeschlossen werden“, heißt es ganz offiziell von der Gemeinde. Zurückhaltend äußert sich auch die Polizei, die den Raum als Tatort versiegelt hat: „Die Kriminalpolizei ermittelt in alle Richtungen. Wir schließen weder eine Brandstiftung noch einen technischen Defekt aus“, sagt Pressesprecher Christian Wirtz. Ob der Stuhl und das geöffnete Fenster mit dem Brand in Zusammenhang stehen, könne derzeit noch nicht gesagt werden.

Keine direkten Brandschäden weist der Kirchsaal auf. Aber durch den Rauch wurde er trotzdem stark in Mitleidenschaft gezogen. Feine und möglicherweise giftige Rußpartikel liegen auf Stühlen und Bänken. „Gerade war ein Sachverständiger da, der vermutet, dass wir die ganze Decke reinigen lassen müssen“, erzählt Pfarrer Wieder. Sollte das der Fall sei, könnten die Kosten schnell im sechsstelligen Bereich liegen und die Kirche bliebe bis zu sechs Monate geschlossen. In den nächsten Tagen kämen noch weitere Sachverständige und ein Chemiker.

Wegen des Brandes mussten gestern für die anstehenden Veranstaltungen der Gemeinde kurzfristig andere Räumlichkeiten gefunden werden. Externe Konzerte werden abgesagt. „Unter anderem stellt das Johanneum an der Melanchthonstraße uns einen Raum zur Verfügung. Ebenso kann die Friedhofskirche an der Hugostraße genutzt werden“, berichtet Wieder. Für Gemeindeglieder wie Klaus Dumke ist das nur ein schwacher Trost. „Wir sind geschockt. Das ist unsere Familienkirche.“ In zwei Wochen hätte seine Enkelin in der Erlöserkirche getauft werden sollen. Jetzt müsse die Familie umplanen. Ähnlich schockiert zeigte sich Michael Schmiedel vom Förderverein Erlöserkirche. „Wir haben gerade mit vielen Spenden das Foyer saniert. Und jetzt solch eine Katastrophe!“ In Sondersitzungen wollen der Förderverein und der Pfarrausschuss darüber nachdenken, wie es weitergehen kann. Denn gerade für die Heiligabend-Gottesdienste mit insgesamt 600 Besuchern gibt es keine räumlichen Alternativen. Die ehemalige Kirche an der Wichlinghauser Straße, die nun ein Veranstaltungszentrum ist, sei zu klein, sagt Wieder und ergänzt halb im Scherz: „Vielleicht mieten wir eine Turnhalle.“