Ölberg Neuanfang nach Kündigungen am Ölberg

Von Erdinc Özcan-Schulz · Nachgehakt Ein Jahr nach dem Umzug zweier Läden ist in den alten Lokalen wenig passiert.

Volkan Sarikaya, Sohn des Kiosk-Besitzers, guckt aus dem neuen Lale-Kiosk an der Marienstraße, im Hintergrund der alte Standort des Geschäfts. Ein Jahr nach dem Umzug des Kiosks tut sich dort langsam etwas.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Vor gut einem Jahr mussten zwei auf dem Ölberg geschätzte Läden ihre Lokale verlassen – mit der Folge einer breiten Diskussion um die Verhältnisse auf dem Berg. Damals bekamen mit dem Kioskhändler Beser Sarikaya und der Schmuckhändlerin Ramona Weinert zwei Gewerbetreibende der Marienstraße die Kündigung. Dabei argumentierte – zumindest der Vermieter von Weinert – mit dem Vorhaben, das Lokal selbst nutzen zu wollen. Im Fall der Sarikayas, die den Kiosk als Familiengemeinschaft führen, wurde der Mietvertrag gekündigt, weil die Hausbesitzer das Gebäude umfangreich sanieren wollten.

Zumindest auf den ersten Blick erscheint es paradox, dass nach rund einem Jahr beide Räumlichkeiten noch immer eher ein Baustellenbild abgeben als das sanierter Räume.

Damals befürchten einige Bewohner des Ölbergs die Gentrifizierung, also den sozialen Strukturwandel, die Umwandlung des einstigen Arbeiterviertels. Durch steigende Mieten würde – im Extremfall – die bisherige Bevölkerung aus Viertel verdrängt werden können, so die Sorge. Die Eigentümer sprechen dagegen von nötigen Sanierungen, die man im Viertel jahrelang nicht durchgeführt habe.

Für die Mieter hatte es erst einmal unangenehme Folgen: „Zuerst war es schwierig, etwas auf dem Berg zu finden, da keine Räumlichkeiten frei waren“, erinnert sich Weinert an die nervenzerreißende Zeit. Doch durch den Einzug in die Räume von Kirschbaum Bestattungen, das ihr Ehemann betreibt, konnte sich die Schmuckhändlerin aus der Not helfen. „Das war mein Glück, da der Standort durch meine Kunden aus anderen Städten sehr wichtig für mich war“, berichtet die Händlerin, die jetzt nur drei Häuser von ihrem alten Laden entfernt arbeitet und verkauft.

Schnell und günstig könne man auf dem Ölberg nicht sanieren

Ihr ehemaliger Vermieter, der nicht namentlich genannt werden möchte, betont weiterhin, die Immobilie für sein Architektenbüro nutzen zu wollen. Doch beim Start der Sanierungsarbeiten seien immer neue Hindernisse und weitere zum Teil strukturelle Gebäudeprobleme aufgetaucht. „Es ist eine Illusion zu glauben, dass man gerade auf dem Ölberg schnell und günstig sanieren kann“, sagt der Wuppertaler. Auf dem Ölberg wirtschaftlich zu sanieren ist seiner Meinung nach schwierig, wenn die Mieten aber seit Jahrzehnten nicht mal um einen Euro ansteigen dürften, kritisiert er die Diskussion. Er zeigt sich aber offen: „Gerne erkläre ich nach der Sanierung, was wir hier alles machen mussten.“ Er glaubt, noch gut eineinhalb Jahre für die Sanierung zu brauchen.

Auch die Sarikayas konnten genau gegenüber ihres alten Ladenlokals einziehen. „Wir hatten Glück, dass der Vertrag mit der Stadt (Anm. d. Redaktion: Auf der Ecke Gertrudenstraße war vorher die Frauenberatung) unseres jetzigen Vermieters gerade abgelaufen war. Im Nachgang sind wir hier nun besser dran“, sagt Nihal Sarikaya.

In dem alten Kiosk gegenüber, früher ein Friseursalon in den 90er Jahren, laufen aktuell Bauarbeiten. „Wir wissen nicht, was hier reinkommt. Wir haben nur die Aufgabe, alles freizustellen“, sagt ein Handwerker. Erkennbar ist nichts Konkretes. Lediglich in der Tür hängt ein verblasster Zettel mit einem Grundriss: „Gewerbefläche sucht Idee. Bitte keine Gastronomie.“