Neubaupläne Neue Idee für ein Zuhause des Wuppertaler Sinfonieorchesters

Wuppertal · Ein neuer Probenraum für das Sinfonieorchester könnte zwischen Opern- und Konzerthaus entstehen.

Der Bereich zwischen Opern- (rechts) und Musikhaus (links) in Barmen: Hier könnte das Gebäude für den Probenraum des Sinfonieorchesters gebaut werden.

Foto: Kevin Bertelt/Kevin Bertelt Photography

Seit Jahren ist die Probenraumsituation des Sinfonieorchesters an der Burgunderstraße unhaltbar, wird nach Auswegen gesucht. Nachdem zuletzt im November über einen Neubau neben dem Opernhaus nachgedacht worden war, kommt nun eine neue Idee: Ein Gebäude zwischen Opern- und Musikhaus, das zugleich die hinter einem Bretterzaun nur notdürftig verborgene Lücke schließt und viele praktische Vorteile hat. Am Mittwoch stellte Architekt Hans Christoph Goedeking sein Konzept vor.

Das Sinfonieorchester ist über die Stadtgrenzen hinaus anerkannt. Es tritt im prächtigen Konzertsaal der Historischen Stadthalle auf und probt unter kümmerlichen Umständen – mit Feuchtigkeit, Schimmel, Zugluft, Kälte in den oberen Rängen, zugleich Wärme unten, Lärmschutzdefiziten, in zu kleinen Räumen. Mensch und Instrument geht es in der ehemaligen berufsbildenden Schule an der Burgunderstraße nicht gut. Die nötige Investition zur Behebung aller Mängel freilich lehnte der Rat 2010 endgültig als unrentabel ab.

Alle Appelle und Recherchen nach einem geeigneten Ersatz – ob stadteigen oder in privatem Eigentum – fruchteten nicht. Die Liste der Ausweichquartiere war lang und führte doch ins Nichts. Beispiele: Eine Umstrukturierung des Heckinghauser Gaskessels scheiterte an fehlenden 2,50 Meter. Die Zoosäle haben selbst einen zu hohen Sanierungs- und Investitionsbedarf. Die Erweiterung des Probenraums im Opernhaus scheiterte an Brand- und Denkmalschutz. Eine Fläche auf dem Gelände des ehemaligen Mirker Bahnhofs, die außerdem als Kunst- und Kulturort genutzt werden könnte, brachte es immerhin bis zur Bauvoranfrage. 2023 gewann die Idee eines Neubaus auf dem Parkplatz der Oper Auftrieb. Aufgeständert, um keinen Parkraum zu vernichten. Aber auch hier Bedenken: die gestörte Sichtachse, der nahe Engelsgarten, die nötige Verbindung zum Opernhaus im ersten Obergeschoss.

Die Lücke ist eine „gewaltige Provokation“

Für den Lückenschluss zwischen Opern- und Musikhaus spricht vieles. Er könnte eine architektonische Aufwertung des Bereichs bringen, den Architekt Goedeking einen „Zinken, mit dem man ganz schön viel machen kann“ nennt und als gut 20 Meter lange „gewaltige Provokation“ empfindet. Entstanden im Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges 1943. Fenster zum beidseitigen Baubestand wären nicht zu berücksichtigen, Eingriffe nicht nötig. Eher könnte das Musikhaus durch ein gemeinsames Treppenhaus samt Fahrstuhl profitieren, könnten umgekehrt vorhandene Fluchtwege der Oper mitgenutzt werden. Das im Moment angedachte Gebäude mit vier Etagen könnte genug Platz für Übungsräume, Instrumentenlager und Probenraum bieten. Der würde obenauf sitzen und durch leichten Überstand über das Dach des Musikhauses die benötigten 400 Quadratmeter Fläche sowie mit einer Raumhöhe von 7,50 Meter ein ordentliches Volumen bieten. Dabei, so Goedeking, müsste die Höhe des Bühnenturms berücksichtigt werden, um mit dem Denkmalschutz keine Probleme zu bekommen. Er strebt an, die Traufhöhe des Operngebäudes einzuhalten. Die Nähe zur vorhandenen Infrastruktur und die bereits abgeklopften Brand- und Denkmalschutzvorgaben seien weitere Vorteile. Und, ergänzt Kulturdezernent Matthias Nocke, der Bau biete die Chance, das Raum- und Funktionsprogramm der Oper selbst zu optimieren. Auch eine Zufahrt für Lkw, die größere Instrumente transportieren, werde bedacht. Im Moment tüftelt der Architekt an den Anschlüssen an die vorhandenen Gebäude, denkt über das Material nach. Den weithin sichtbaren Probenraum würde er gerne golden verkleiden, als Hinweis auf die 1950er-Jahre, in deren Stil die Oper wieder aufgebaut wurde, und Hingucker. Außerdem bereitet er die Bauvoranfrage vor.

Zeitrahmen und Kosten der „großartigen Lösung fürs Orchester mit städtebaulichem Mehrwert“, so Nocke, sind offen. Man befinde sich auf einem guten, gemeinsamen Weg. Vieles sei noch nicht festgezurrt, über die Raumhöhe werde sicherlich noch zu sprechen sein. Als nächstes stehen ein vergaberechtliches Update unter Hinzuziehung des Gebäudemanagements sowie Vertragsverhandlungen an. Der Kulturdezernent will mit interessierten Investoren sprechen, das mit diesen bislang angedachte Mietkaufmodell müsste an die Optionen angepasst werden, die sich durch die Nutzung des städtischen Bereichs ergeben. Ziel: Möglichst vor dem Sommer 2025 (Ende der aktuellen Ratsperiode) dem Rat eine Vorlage erarbeiten, die „eine, wenn nicht die beste aller denkbaren und eine auf Sicht bezahlbare Lösung“ fürs Probenraumdilemma bietet.

In all das sind die Betroffenen – Sinfonieorchester, Generalmusikdirektor Patrick Hahn, Orchesterdirektor Raimund Kunze, Orchestervorstand sowie Bühnen-Geschäftsführer Torger Nelson – einbezogen. Hahn freut sich über die neue Idee, die Nähe zum Opernhaus und das Raumangebot der Lösung: „Das ist ideal für uns.“

Und die Situation an der Burgunderstraße? Werde durch Bordmittel wie eine regelmäßige Heizungswartung erträglicher gemacht, verspricht Nocke, „sodass es das Orchester dort noch zwei Winter aushalten“ kann.