Klavier-Festival Ruhr Farben und Gefühle: Ein Poet am Klavier in Wuppertal
Wuppertal · Seong-Jin Cho spielt Ravel und Liszt beim Klavier-Festival Ruhr in der Historischen Stadthalle
Der Pianist Seong-Jin Cho ist ein Weltstar an den Tasten. Nachdem er 2015 den Internationalen Chopin-Wettbewerb in Warschau gewann, spielte er sich an die Weltspitze. Am Montag, 1. Juli, spielt der 1994 in Südkorea geborene Ausnahmepianist Werke von Ravel und Liszt in der Historischen Stadthalle.
Unlängst zog er von Paris nach Berlin, dort begleitet er in der Spielzeit 2024/25 die Berliner Philharmoniker als „Artist in residence“. Zum 150. Geburtstag von Maurice Ravel wird er dann unter anderem das vollständige Solo-Klavierwerk des französischen Impressionisten aufführen. „Er ist ein Poet am Klavier“, sagt Sir Simon Rattle über Seong-Jin Cho. Beim Klavier-Festival Ruhr debütierte er 2016 in der Reihe „Die Besten der Besten“. Nun kehrt er zum Festival zurück und wird Ravels „Sonatine“, die Suite „Valses nobles et sentimentales“ und „Gaspard de la nuit“, das als Ravels virtuosestes Klavierstück gilt, präsentieren. Ravel ist für Seong-Jin Cho einer seiner liebsten Komponisten. „Er war genial, er war innovativ. Seine Werke enthalten unendlich viele Ideen und Farben und gleichzeitig tiefe Gefühle“, sagt Cho im Gespräch mit der WZ. Die drei unterschiedlichen Werke habe er ausgewählt, um alle Seiten des Komponisten zu zeigen. Wenn der Koreaner Ravel interpretiert, ist immer wieder von der besonderen „Clarté“ – Klarheit, Helligkeit und Brillanz die Rede, die er auf faszinierende Weise hörbar macht. „Ravel muss man so spielen, das ist essenziell. Klar und farbenreich muss es einfach sein“, sagt Cho bescheiden.
Von Berlin aus besucht er die Konzerthäuser in London, San Francisco, Zürich oder Wien. Mit den Berliner Philharmonikern und dem Gewandhausorchester Leipzig konzertierte er in Südkorea, die WZ erreichte ihn am Wochenende im spanischen Granada. Der Pianist Krystian Zimerman, der Ende Mai mit dem Klavier-Festival Ruhr in Wuppertal konzertierte, weckte in dem zurückhaltenden Koreaner den Traum, Pianist zu werden. „Als Kind hörte ich eine Schallplattenaufnahme von Zimerman und dachte, so möchte ich spielen können. Von Klang und Interpretation war ich völlig fasziniert“, sagt Cho im Interview.
Starke Ausdruckskraft und ein Hauch von goldener Wärme
Im zweiten Teil des Konzerts wird er die Deuxième année „Italie“ aus den „Années de pèlerinage“ – den „Pilgerjahren“ von Franz Liszt präsentieren. „Diese Musik ist nicht nur romantisch, sie ist tiefgründig und dramatisch“, erklärt Cho. „Man hört, wie literarisch dieses Werk geprägt ist.“ Da es von einem Dante-Text inspiriert ist, wird Cho virtuos Hölle und Himmel hörbar machen. Kritiker sprechen gern von seinem „reinen, leichtfüßigen Stil“. Das möchte Seong-Jin Cho so nicht unterstreichen. „Es hängt vom Repertoire ab, das ich spiele. Chopin spiele ich leichtfüßig, Brahms sicherlich nicht“, sagt der Pianist, zu dessen Spiel immer starke Ausdruckskraft und ein Hauch von goldener Wärme gehören.
In der Historischen Stadthalle hat Seong-Jin Cho 2021 schon einmal gespielt. Das Konzert konnte wegen der Corona-Einschränkungen nur aufgenommen und gestreamt werden. Mit Werken von Schumann, Janáček, Szymanowski und Chopin ist es noch im Netz zu finden und vielleicht zur Einstimmung geeignet. Die Werke, die er am Montag spielt, passen wieder hervorragend in Ambiente und Akustik der Stadthalle.
» Klavier-Festival Ruhr: Seong-Jin Cho spielt Werke von Maurice Ravel und Franz Liszt. Montag, 1. Juli. 20 Uhr, Historische Stadthalle. Karten: