Musikalisches Talent Wie ein junger Düsseldorfer die Liebe zur Gitarre entdeckte

Düsseldorf · Musik ist für Andreas Spektorov mehr als ein Hobby. Die Gitarre hat es ihm angetan, zuletzt nahm er am Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ teil. Wie er zur Musik gefunden hat.

Beim diesjährigen Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ hat der 18-Jährige Andreas Spektorov in seiner Altersklasse den zweiten Platz belegt.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Wenn Andreas Spektorov Gitarre spielt, schließt er seine Augen. Bewegt seinen Kopf zur Musik, fühlt sie. Seine Finger fliegen zupfend über die Saiten, erzeugen schnelle und laute, dann langsame und zurückhaltende Melodien. Am Ende von „Arroyos de la Alhambra“, dem Stück, was er gerade gespielt hat, hält er inne und lässt die letzten Töne nachwirken. Dann schaut er auf und ist wieder zurück im Übungsraum der Clara-Schumann-Musikschule.

Andreas Spektorov hat sich der Musik, vor allem dem Gitarrenspiel, verschrieben. Er spielt das Instrument, seit er zehn Jahre alt ist und will es zum Beruf machen. Beim diesjährigen Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ hat der 18-Jährige in seiner Altersklasse den zweiten Platz belegt. Jetzt bereitet er sich neben einem Bundesfreiwilligendienst auf ein Studium der Musikpädagogik vor.

Dass der Düsseldorfer eine musikalische Karriere einschlägt, war zwar nicht in die Wiege gelegt – seine Eltern haben als Kinder Instrumente gelernt, sie aber nicht weiter gespielt – aber früh erkennbar: Im Kindergarten hört eine Pädagogin ihn zufällig singen und attestiert ihm musikalisches Talent. Spektorovs Eltern fördern seine Begabung, zunächst singt er in Chören, besucht mit der Einschulung auch die Clara-Schumann-Musikschule. Mit zehn Jahren wechselt er an ein Instrument, dabei soll er sich schließlich zwischen Klavier und Gitarre entscheiden. „Ich habe damals Aufnahmen von klassischer Gitarre, Flamenco und lateinamerikanischer Musik gehört. Das hat mich schon als Kind inspiriert“, sagt Spektorov über die verschiedenen Künstler und Techniken. „Klavier ist super, aber die Gitarre ist noch was anderes“, sagt er, der sich schnell in das Instrument verliebt habe. Sie biete so viel Farbe, so unterschiedliche Stilrichtungen und technische Möglichkeiten, schwärmt er über sein Instrument. Es erzeuge verschiedene Arten von Musik, im Prinzip gebe es keine Grenzen. „Ein Leben reicht nicht aus, um die Musik und dieses Instrument zu verstehen“, sagt Spektorov.

Den Versuch, es dennoch möglichst umfassend zu verstehen, tritt er im Unterricht an der Musikschule an. Dort lernt er beim renommierten Gitarristen und Musikpädagogen Eduardo Inestal Garcia. „Er ist ein unglaublicher Pädagoge, ohne ihn wäre ich heute nicht da, wo ich bin“, sagt Spektorov und betont seine Dankbarkeit gegenüber dem Lehrer. Er habe seinen künstlerischen Weg maßgeblich mitgestaltet, ihm auch zum Erfolg in Wettbewerben und Konzerten verholfen. Mit ihm habe er sich auch auf die Teilnahme bei „Jugend musiziert“ vorbereitet – erstmals erreichte Spektorov das Bundesfinale.

Dort zu spielen und so gut abzuschneiden, sei ein „richtiges Glücksgefühl“ gewesen. Zwar habe er bei seinem Vortrag technische Fehler gemacht, gibt der Musiker zu. Aber dafür habe bei der Virtuosität alles gestimmt, sagt Spektorov stolz. Statt nur das Instrument zu spielen, mache er Musik. „Dazu gehört, dass man ein Gefühl für das Stück und seine Geschichte, seinen Charakter entwickelt“, sagt Spektorov. Dass man die Musik so erleben und präsentieren kann, sei Talent, das könne man schwer lernen, findet der Gitarrist.

Darauf ausruhen könne man sich aber keinesfalls: „So ein Teil ist Talent“, sagt Spektorov und hält Daumen und Zeigefinger etwa drei Zentimeter auseinander, „so ein großer Teil ist Übung“ und streckt die Arme weit auseinander. Ums regelmäßige Üben komme niemand herum, der ernsthafte Ambitionen als Musiker hat – und die hat Spektorov. Gerade in der Pubertät sei das aber bei ihm nicht immer einfach gewesen. Es habe Motivationsprobleme und Phasen gegeben, in denen er wenig geübt hat. Aber: „Ich habe nie gesagt, dass ich aufhören möchte. Ich habe nie den Spaß daran verloren, sondern zwischenzeitlich nur die Disziplin.“

Rückblickend sei die Musik immer das Hobby mit Priorität gewesen, nichts habe ihn so sehr geprägt wie seine Laufbahn als Gitarrist, sagt Spektorov heute. „Irgendwann musst du dich entscheiden: Willst du was damit erreichen oder machst du das einfach als Hobby“, sagt Spektorov. Er entscheidet sich für Ersteres, denkt dabei an das für ihn wunderbare Gefühl, auf der Bühne zu stehen, vor vielen Menschen zu spielen, andere Künstler zu treffen. Für seinen Traum nimmt er auch Kompromisse in Kauf, stellt zum Beispiel Treffen mit Freunden während Konzert- oder Wettbewerbsvorbereitungen hinten an.

Ab dem Wintersemester studiert Spektorov an der Folkwang-Universität in Essen Musikpädagogik, lernt dafür in einer „Studienvorbereitende Ausbildung“ an der Musikschule noch Klavier und Musiktheorie. Er will andere Menschen für die Musik begeistern, Talente fördern, so wie er bisher gefördert wurde. Ob er später selbst an einer Musikschule arbeitet, musikpädagogische Projekte durchführt oder doch noch erst mal eine künstlerische Karriere anstrebt, kann der Musiker heute noch nicht sagen. Ob die Gitarre denn in Zukunft eine wichtige Rolle spielt? „Auf jeden Fall“, sagt Spektorov.