Interview Neue JVA-Leiterin spricht über ihren „Wechsel auf Zeit“

Katja Grafweg tritt ab 1. September in der JVA Ronsdorf kommissarisch die Nachfolge von Rupert Koch an.

Foto: Roland Keusch

Frau Grafweg, Sie werden die neue Chefin des Jugendgefängnisses Ronsdorf. Kehren Sie Lüttringhausen den Rücken?

Katja Grafweg Nein. Ich übernehme die Leitungsfunktion in Ronsdorf nicht, weil ich aus Remscheid weg möchte. Das Gegenteil ist der Fall. Ich fühle mich in Lüttringhausen sehr wohl, und ich übernehme die Leitung in Ronsdorf nur kommissarisch, also auf Zeit. Es ist nur so, dass es in Ronsdorf einen Leiterwechsel gibt und dass ich vom Justizministerium gefragt wurde, ob ich helfen kann. Ich habe dazu nicht nein gesagt.

Hintergrund Ihres Wechsels sind massive Vorwürfe, die sich gegen den bisherigen Leiter des Jugendgefängnisses, Rupert Koch, richten. Die Rede ist von internen Querelen, Gewalt unter Insassen. Hinzu kamen Suizide. Was wissen Sie darüber?

Grafweg Ich kann Ihnen zu den Vorkommnissen in der JVA und auch zu den Gründen, die Herr Koch für seine Versetzung hat, nicht mehr sagen, als Sie schon wissen. Denn ich habe auch nur die Informationen, die bisher in den Medien standen. Und ich kenne auch die JVA Ronsdorf bislang nur von der Besichtigung. Am 7. September werde ich dort meinen ersten Arbeitstag haben. Bis dahin bleibt für mich noch viel in Remscheid zu tun.

Worin unterscheidet sich der Jugend- vom Erwachsenenvollzug?

Grafweg Jugendliche Straftäter sind weit weniger gefestigt als Erwachsene. Sie lassen sich leichter verleiten, irgendwelchen Blödsinn zu machen, sie sind impulsiver und auch stärker emotional gesteuert als Erwachsene. Der Erziehungsgedanke steht deshalb im Mittelpunkt des Vollzugs. Die Jugendlichen sollen schulisch und beruflich Fuß fassen, wenn wir sie entlassen.

Sie sind seit 2008 die Leiterin der JVA Lüttringhausen und auch in dieser Funktion krisenerprobt. 2010 wurde einer Frau in einer Liebeszelle von ihrem inhaftierten Mann das Leben genommen. Wie wollen sie die Situation in Ronsdorf befrieden?

Grafweg Ich muss zunächst natürlich die Mitarbeiter kennenlernen. Sie sind die Fachleute im Jugendvollzug. Hier stoßen zudem nicht nur viele verschiedene Sozialisationswelten, sondern auch viele verschiedene Nationalitäten und Kulturen aufeinander. Auch deshalb gehört es für mich dazu, dass ich mit der Gefangenenmitverantwortung ins Gespräch komme. Nur auf dieser Grundlage können wir daran gehen, die negative Stimmung, die in Ronsdorf offenbar herrscht, zu verbessern. Parallel dazu muss die Leiterstelle für Ronsdorf neu ausgeschrieben werden. Denn ich möchte meine Funktion in Lüttringhausen ja nur vorübergehend aufgeben und dorthin zurückkehren.

Wann ist damit zu rechnen?

Grafweg: Das ist jetzt noch nicht absehbar.

Wer trägt zwischenzeitlich in der JVA Lüttringhausen die Verantwortung?

Grafweg Ich habe eine sehr erfahrene Stellvertreterin: Jutta Lauxen führt die JVA deshalb in der Zeit meiner Abwesenheit. In dieser Funktion arbeitet sie schon seit vielen Jahren in Lüttringhausen.