Wuppertal Neue Professorin für feministische Theologie

Claudia Janssen beschäftigt sich an der Kirchlichen Hochschule mit Frauen in Bibelnd Religion.

Professorin Claudia Janssen ist neu an der Kirchlichen Hochschule.

Foto: Martin Göbler

Wuppertal. In der Bibel kommen viele Frauen vor, die Großartiges leisten. Doch erwähnt werden sie nur selten. Im Vordergrund stehen häufig Männer. Doch woran liegt das? Unter anderem mit dieser Frage beschäftigt sich Claudia Janssen. Sie ist die neue Professorin an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal-Bethel für ein ebenfalls neues Fach.

Foto: Martin Göbler

Das heißt etwas sperrig Feministische Theologie/Theologische Geschlechterforschung und Neues Testament.

Es vereint die drei einzelnen Studiengebiete in einem. Am 8. November Claudia Janssen, die gerade nach Wuppertal gezogen ist, ihre erste Vorlesung an der Missionsstraße. Bei der Marburger Professorin könneen angehende Theologen lernen, wie wichtig Vielfalt in der Gesellschaft ist.

„Die Theologische Geschlechterforschung ist eine Querschnittsaufgabe, in der es um das Verhältnis aller Geschlechter zueinander geht“, erklärt die Dozentin. Die Tatsache, dass in der Bibel überwiegend Männer herausgehoben würden — als Beispiel nennt Janssen die Jünger Jesu, zu denen durchaus Frauen gehört hätten — bewertet sie kritisch. Doch auch im modernen Kirchenalltag läuft nach ihren Beobachtungen noch nicht alles gendergerecht. Geschockt sei sie, sagt die Professorin, dass die Reformation grundsätzlich nur an Martin Luther festgemacht werde.

Das absichtliche Fehlinterpretieren von Bibelstellen zum Nachteil von Frauen ist der Professorin ein Dorn im Auge: „So wurde der Satz ,Das Weib schweige in der Gemeinde’ fälschlicherweise dem Apostel Paulus zugeschoben. Das war ein Mittel, um Frauen aus den Gemeinden herauszuhalten.“

Das Ergebnis dieser jahrhunderte alten Fehlinterpretation sei noch heute erkennbar, wie Claudia Janssen mit Zahlen begründet: „Seit 1978 haben wir in der evangelischen Kirche in Deutschland die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern. Dennoch sind in der Kirche im Rheinland nur 36 Prozent Frauen beschäftigt, in Leitungsfunktionen sogar nur 20 Prozent.“

Den Studierenden ein Bewusstsein für diese Ungleichbehandlung zu geben, ist das eine Ziel des neuen Studienfaches.

Der andere ist, ihnen die fachliche Kompetenz zu vermitteln, um sie sprachfähig zu machen. „Sie müssen argumentieren können, wenn sie zu solchen Themen befragt werden“, sagt die Dozentin.

Ein Thema nennt Claudia Janssen, das immer wieder in den Gemeinden angesprochen wird: die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. „Seit 2000 gibt es in der evangelischen Kirche im Rheinland (EKR) die Möglichkeit, das homosexuelle Paare in einem Gottesdienst gesegnet werden können. Damit ist das Rheinland sehr progressiv. Aber erst seit diesem Jahr wird die Segnung auch ins Kirchenbuch eingetragen.“

Janssen ist überzeugt: Die Kirche muss gesprächsfähig bleiben

Die Fragen in den Gemeinden zur gleichgeschlechtlichen Ehe sind vielschichtig, weiß Claudia Janssen. Deshalb lernen die zukünftigen Theologen in ihren Vorlesungen, wo zu diesem Thema etwas in der Bibel zu finden ist. Janssen ist überzeugt: Die Kirche muss gesprächsfähig sein.