Neues Lernen in idyllischer Umgebung

1946 wurde die Pädagogische Akademie gegründet. Sie hatte später als Pädagogische Hochschule ihren Sitz auf der Hardt.

Grundsteinlegung der Pädagogischen Akademie Wuppertal 1956: Die Ansprache wurde von Prof. Dr. Oskar Hammelsbeck auf dem Baugelände Dietrich-Bonhoeffer-Weg gehalten.

Foto: Archiv Universität

Hardt. Geistliche Lieder und warme Worte seitens des Ministerpräsidenten Rudolf Amelunxen und der Britischen Militärregierung: Am 7. November 1946 wurde im Festsaal des Neuen Rathauses (heutiges Polizeipräsidium) die Pädagogische Akademie Wuppertal eröffnet. Nach der Indoktrination während der Hitler-Zeit sollten nun neue junge Lehrer ausgebildet werden. Wissenschaftliche und fachliche Eignung, eine umfassende und durchaus auch evangelische Bildung war die Intention des ersten Leiters Prof. Dr. Oskar Hammelsbeck. Schnell machte sich die Lehrer-Ausbildung auch über die Grenzen Wuppertals hinaus einen Namen.

Der erste Standort der Akademie an der Thorner Straße (1946 bis 1957).

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Joachim Studberg, Archivar der Universität

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„Die Verwaltung war am Anfang in einem Einfamilienhaus“, erzählt der Universitätsarchivar Dr. Joachim Studberg. Während der ersten zehn Jahre lernten die angehenden Lehrer im Gebäude der Schule Thorner Straße 15 in „drangvoller Enge“. So schildert es Karl-Hermann Beeck in seiner Geschichte der Pädagogischen Hochschule. 200 Erstsemester unterschiedlichen Alters gehörten zum ersten Jahrgang. Sie mussten ihre Befähigung für das Studium mit einem Fragebogen beweisen (siehe Kasten).

Der erste Winter war hart. Im bitterkalten Hörsaal war es nicht auszuhalten, daher wurden die Vorlesungen dichtgedrängt im Seminarraum abgehalten. „Drei Wochen lang musste der Hochschulbetrieb im ersten Wintersemester ausfallen wegen totaler Kohleknappheit“, berichtet Studberg. „Der erste Mensabetrieb wurde mit Speckspenden aus Irland und gespendeten Erbsen und Linsen aus der Schweiz aufrechterhalten.“ Hammelsbeck erinnerte sich später daran, wie Studenten „in Mäntel gehüllt mit roten Nasen und blaugefrorenen Händen“ im Seminar saßen.

Als die Zeiten etwas besser wurden, entstand die Idee eines Neubaus. Feierlich wurde am 20. Juli 1955 der Grundstein für ein neues und geräumigeres Gebäude auf der Hardt gelegt. Im Mai 1958 wurde das Haus offiziell eingeweiht, bis November war der Umzug vollzogen. Heute nutzt das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium das idyllisch gelegene Gebäude.

Das „Wuppertaler Modell“ der Lehrerausbildung sah — anders als andere Einrichtungen — umfangreiche Schulpraktika und Sozialpraktika vor. „Führender Kopf war der Wuppertaler Schulpädagoge Fritz Bärmann, auch mit seinen umfangreichen und sehr erfolgreichen Praktikumsbriefen“, sagt Studberg. Der bekannte Pädagoge verfasste auch zahlreiche Lehrwerke für die Grund- und Volksschule. „Die Dozenten hatten damals enge Beziehungen zu den Wuppertaler Schulen“, erzählt Studberg.

1962 wurde die Akademie dann in Pädagogische Hochschule umbenannt. Die Lehrerausbildung sollte universitärer werden. Ab 1965 war sie den Universitäten in NRW rechtlich gleichgestellt und als „Abteilung Wuppertal der Pädagogischen Hochschule Rheinland“ in Köln neu organisiert. Die Absolventen konnten jetzt promovieren und habilitieren. 1972 ging die Pädagogische Hochschule dann in die Gesamthochschule auf. Johannes Rau hatte in seiner Zeit als Wissenschaftsminister für NRW das Anliegen, ortsnahe Hochschulen zu schaffen. Alleine 1972 wurden so fünf Gesamthochschulen in NRW gegründet, um auch Arbeiterkindern und Menschen vom Land die Chance auf ein Studium zu geben. 1977 zog die Gesamthochschule dann auf den Grifflenberg und wurde 2003 in Bergische Universität umbenannt. Die Pädagogische Hochschule war neben der Baugewerkschule und der Werkkunstschule einer der Gründungspfeiler der Hochschule. Seitdem werden im Institut auch Gymnasiallehrer ausgebildet.