Buchvorstellung Karl-Wilhelm Weeber: Mein Kumpel — ein Lateiner
Karl-Wilhelm Weeber zeigt in seinem neuen Buch, wie präsent die tote Sprache auch heute noch ist.
Elberfeld. Verstaubt, langweilig, humorlos — Karl-Wilhelm Weeber hasst diese Klischees über Latein. „Natürlich“, räumt er ein, „ist Latein eine tote Sprache, weil es keine ,Native Speaker’ mehr gibt.“ Aber, betont der langjährige Direktor des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums immer wieder im Gespräch mit der WZ, sei Latein doch auch heute noch sehr präsent. Mehrfach hat sich der 67-Jährige, der in Witten lebt, bereits mit diesem Thema auseinandergesetzt. Auch sein neuestes Buch „Latein — da geht noch was!“ zeigt eindrucksvoll, wo überall bei uns noch Latein „drinsteckt“, also sehr wohl noch lebendig ist. Und so humorlos könne die Sprache ja auch gar nicht sein, sagt Weeber und lacht. „Denn Humor kommt ja schließlich auch aus dem Lateinischen.“
Dass bei den Juristen diverse sprachliche Anleihen an die alten Römer zu finden sind, wie Weeber in einem Kapitel zeigt, dürfte keinen mehr überraschen. Aber selbst die „coole“ Jugendsprache kommt nicht an Latein vorbei. Ob Flexitarier, also ein Vegetarier, der sich schon mal zum Fleisch „hinbiegt“ (flectere), der Omni, der dagegen alles (omnia) isst, oder der Oralvibrator, den meisten eher als Zahnbürste bekannt: Sie und viele andere Wörter haben ihren Ursprung vor mehr als 2000 Jahren. „Und der Kumpel hat seine Wurzeln auch im Lateinischen“, weiß Weeber, der sich selbst als Kämpfer für die alte Sprache sieht.
Um die, ist er stolz, stehe es ja eigentlich auch gar nicht schlecht. 800 000 Schüler lernen bundesweit Latein. „Die Zahl ist seit Jahren konstant. Auch an den Gesamtschulen ist es als Fach akzeptiert“, freut sich Weeber, der zwar seit 2010 offiziell in Ruhestand ist, sich aber seitdem noch in der Lehrer-Fortbildung engagiert und viele Vorträge hält.
Sein Eindruck, warum viele Ex-Pennäler eher mit Grausen an Latein in ihrer Schulzeit zurückdenken: „Langweiliger Unterricht und langweilige Lehrer.“ Die gebe es aber in jedem Fach, „ob Physik oder Englisch“, sagt Weeber. „Das ist schade, aber zum Glück nicht mehr Realität.“ Der Unterricht sei viel schülerorientierter geworden. Auch für Caesar, der sich mit seinem „Gallischen Krieg“ bei Generationen von Schülern eingebrannt hat, bricht Weeber eine Lanze. Früher, da wurde teilweise ein Jahr lang oder länger Kapitel für Kapitel übersetzt. „Tödlicher für die Motivation der Schüler geht es kaum“, so Weeber. Mittlerweile sei man aber übergegangen, „,De bello Gallico’ ideologiekritisch zu lesen, zu fragen, was Caesar dem Leser eigentlich sagen wollte“.