Dr. Kummrows Zoogeschichten Schneeleopard auf Abwegen: Erste Reaktion ist wichtig

Tierärztin Dr. Maya Kummrow erzählt von Irbis’ Ausbruch.

Foto: Scheer

Wuppertal. Der Leopard ist außerhalb seines Geheges. Eine solche Funk-Nachricht reißt nicht nur das Tierärzte-Team, sondern den gesamten Zoo schlagartig vom Mittagstisch hoch. Der erste Fokus liegt auf der Sicherheit der Besucher: Diese werden aufgefordert, sich in Häuser zurückzuziehen und alle Tore werden geschlossen. Parallel kümmern sich Pfleger und Tierärzte um das Tier.

Meist ist dieses mindestens so beunruhigt darüber, sich nicht in vertrauter Umgebung zu befinden, wie wir. Da die wenigsten Tiere mit bösen Absichten unterwegs sind, kehren sie schnell wieder in ihr Gehege zurück, wenn denn die Ruhe bewahrt wird und der Weg dahin offen steht.

Die wichtigste Aufgabe der Mitarbeiter ist es also, dem Tier die Möglichkeit, ins Gehege zurückzukehren, anzubieten und attraktiv zu gestalten. Unser Leopard hatte sich aber schon weiter vom Gehege wegbewegt und war dadurch in Panik verfallen, so dass er in ihm unbekannten Gelände an der Zoomauer hin- und herlief.

Als sehr kräftige Katze hätte er es sicherlich schaffen können, die Mauer zu überwinden, aber seine Unsicherheit vor dem Unbekannten dahinter war größer. Weil die Pfleger keinen Druck aufbauten, blieb er da, wo er war. So war es uns möglich, aus der Deckung eines Gebäudes einen Narkose-pfeil zu schießen und ihn in Narkose wenige Minuten später wieder in sein Gehege zurück zu bringen. Am liebsten hören die Menschen die Geschichte mit der Narkose, aber möglich gemacht wird es erst durch die richtige Reaktion von Besuchern und Mitarbeitern und dem professionellen Umgang mit dem Ausbrecher.