Stabwechsel Vom Förster zum Pädagogen
Wuppertal · Martin Barth ist neuer Leiter des Waldpädagogischen Zentrums. Er setzt vor allem auf das Thema Nachhaltigkeit.
Nachhaltigkeit hat ganz praktische Wurzeln. Während neuerdings der Begriff in Politik und auch Werbung beliebt wird, erlaubt besonders der Wald lehrreiche Einblicke zu den großen, aber zuweilen abstrakten Fragen. Das ist Überzeugung des Waldpädagogischen Zentrum Burgholz, und sein neuer Leiter Martin Barth will dieses Zukunftsthema noch gezielter verankern.
Das Zentrum veranstaltet regelmäßig Workshops zu Bäumen, Moos und Tieren am dafür einleuchtendsten Ort: dem Wald vor der Haustür. Kräutersammeln gehört ebenso dazu wie Baumklettern für Kinder, aber auch „Wildnistraining“ für Erwachsene. Weit entfernt von beliebiger Bespaßung, verstehen diese Angebote sich als direkten Beitrag dafür, den Bezug zur Natur zu stärken. „Wir möchten den Wissensgewinn mit dem Abenteuer-Erlebnis verbinden“, sagt Kay Boenig, Leiter des Regionalforstes. Er hat über Barths Einstellung mit entschieden und ist überzeugt, dass dieser sein Wissen mit Herz weitergeben wird.
Der Anspruch des Zentrums geht weit darüber hinaus, eine allgemeine Verbundenheit mit Flora und Fauna zu wecken. Kundig begleitet, soll der Gang in die Natur sehr konkret werden: Der Jahrhundertsommer der vergangenen Monate ist demnach im Baumbestand erkennbar, genauer: in der Reaktion der einzelnen Arten. Mit dem Arboretum hat das Burgholz dafür besonders günstiges Anschauungsmaterial: Mit seiner Bepflanzung mit Bäumen aus aller Welt gibt es Gelegenheit, Klimafolgen an ganz unterschiedlichen Gewächsen zu sehen. „Die Esskastanie etwa gibt es hierzulande bislang kaum im forstlichen Anbau“, sagt Boenig. Das ist zunächst wertvoll als Erkenntnis für die Forstwirtschaft. Doch kein Zweifel: Auch bei jungen und älteren Freizeit-Besuchern verfehlt es seine Wirkung nicht, durch Schäden an empfindlichen Sorten etwa Witterung und Klimawandel ganz praktisch zu erkennen.
Martin Barth koordiniert die Arbeit der Einrichtungen
Martin Barths Aufgaben sind verknüpft mit dem UN-Förderprogramm für nachhaltige Entwicklung, das im Sinne der Nachhaltigkeit Einsichten vorantreiben will – in Zusammenhänge wie „Wald und Wasser“ oder „Wald und Klimawandel“. Insbesondere heißt das für den neuen Leiter, die Arbeit bestehender Einrichtungen im bergischen Raum zu koordinieren. Das sind neben dem WPZ selbst die Angebote am Waldinformationszentrum Steinhaus oder in der Waldschule Lindlar. Auch die Station Natur und Umwelt gehört zu den Partnern, deren Tun er systematisch zusammen bringen soll. Ein weiterer Aspekt ist es, verstärkt die Schulen anzusprechen: Die Nachfrage sei groß, sind Boenig und Barth überzeugt, zumal Umweltwissen Teil der Lehrpläne sei. Nicht immer ist aber wohl bekannt, wo es sich so lebendig in die Tat umsetzen lässt.
Das künftige Aufgabenfeld des Leiters hat also viel Organisatorisches. Klar und wichtig bleibt aber: Das Fundament ist der Wald. Barth war viele Jahre als Förster tätig und darin, wie er sagt, „bis vorige Woche“ aktiv – also bis er am WPZ die Stelle antrat. Die pädagogische Arbeit war daneben immer sein besonderes Interesse, das nun Schwerpunkt seines Tuns wird. Frisch angekommen, hat er im aktuellen Programm gleich einen Ausflug begleitet: „Warum Eulen lautlos fliegen müssen“. Die Vorführungen einer Falknerin mit „Uhu Uwe“ und „Wüstenbussard Merlin“ haben nach seiner Beobachtung die Kinder erfreut und beeindruckt. Wohl einmal mehr die Bestätigung, dass der unmittelbare Zugriff zur Natur der beste ist.