Wuppertal Neuer Loveparade-Gutachter kommt von der Uni Wuppertal
Ein Verkehrsexperte soll für die Staatsanwaltschaft Duisburg zusammentragen, wie es zum Loveparade-Unglück kommen konnte. Sein Gutachten soll die Anklage unterstützen, die im April vom Landgericht Duisburg abgelehnt wurde.
Wuppertal/Duisburg. Im Verfahren um die strafrechtliche Aufarbeitung des Loveparade-Unglücks hat die Staatsanwaltschaft Duisburg wie angekündigt einen weiteren Gutachter beauftragt. Der Verkehrsexperte Jürgen Gerlach soll für die Staatsanwaltschaft zusammentragen, wie es zu der Katastrophe mit 21 Toten und Hunderten Verletzten im Jahr 2010 kommen konnte. Der 53-jährige Gerlach, Professor an der Bergischen Universität Wuppertal, sei ein ausgewiesener Experte für Verkehrssicherheit und die Sicherheit bei Großveranstaltungen, teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit.
Die „Bild“-Zeitung hatte zuerst darüber berichtet. Wann das neue Gutachten fertig sei, sei nicht abschätzbar, sagte eine Behördensprecherin. „Es wird aber angesichts der Komplexität des Verfahrens sicherlich einige Zeit in Anspruch nehmen.“
Mit dem Gutachten will die Behörde ihre Anklage gegen zehn Beteiligte der Loveparade untermauern. Das Landgericht Duisburg hatte die Anklage Anfang April nicht zum Hauptverfahren zugelassen. Zentrales Beweismittel der Anklage war ein Gutachten des britischen Panikforscher Keith Still. Es litt nach Auffassung des Landgerichts „unter gravierenden inhaltlichen und methodischen Mängeln“ und war „nicht verwertbar“.
Die Staatsanwaltschaft hält die Kritik für unberechtigt. Gegen den sogenannten Nichteröffnungsbeschluss hatten Staatsanwaltschaft und mehrere Nebenkläger daher „sofortige Beschwerde“ eingelegt. Die Entscheidung darüber muss das Oberlandesgericht Düsseldorf treffen - bis dahin wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Das Gericht muss sämtliche Unterlagen und Beweismittel nochmals bewerten.
Der neue Gutachter Gerlach leitet seit 1999 das Forschungsgebiet Straßenverkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik an der Universität Wuppertal. Seine Fachgebiete sind nach eigenen Angaben unter anderem die Sicherheit bei (Groß-)Veranstaltungen sowie der fließende und ruhende Verkehr. Der Forscher wurde mehrfach ausgezeichnet.
Bei der Loveparade in Duisburg am 24. Juli 2010 war es an einer Engstelle zu einem tödlichen Gedränge gekommen. 21 Menschen starben. Mindestens 652 Menschen wurden verletzt, einige von ihnen schwer.