Nitrat-Belastung: Entwarnung für das Wuppertaler Trinkwasser

Im Gegensatz zu anderen Regionen ist in Wuppertal nicht mit explodierenden Gebühren zu rechnen.

Foto: Uwe Schinkel

Wuppertal. Überdüngte Böden führen zu überhöhten Nitratwerten im Grundwasser, was wiederum einen höheren Aufwand bei der Aufbereitung des Trinkwassers erfordert. Bei der aktuellen bundesweiten Diskussion um überhöhte Nitratwerte im Trinkwasser und steigende Wassergebühren dürfen sich die Wuppertaler allerdings entspannt zurücklehnen. Ihr Wasser kommt aus den Talsperren des Wupperverbandes und weist vergleichsweise geringe Nitratwerte auf.

Preissteigerungen bis zu 62 Prozent haben Experten dagegen in Regionen wie dem Münsterland oder dem Niederrhein prophezeit, wo bei der Trinkwasserversorgung vor allem Grundwasser angezapft wird und die Belastung der Böden durch die Düngung und Massentierhaltung hoch ist.

„Eine Gebührenerhöhung wegen einer hohen Nitratbelastung schließe ich für Wuppertal aus“, sagt hingegen Stadtdirektor Johannes Slawig. Die Stadt hat am 1. Mai 2013 den Eigenbetrieb Wasser und Abwasser Wuppertal gegründet und damit die Trinkwassersparte von den WSW übernommen. Spitzenpreise forderten schon die Stadtwerke für das Trinkwasser, Spitzengebühren erhebt nun die Stadt Wuppertal. Sie führt als Grund unter anderem den hohen Aufwand für die Talsperren an. Heinz-Günther Preis, Geschäftsbereichsleiter des Bergischen Wasser- und Umweltlabors, geht davon aus, dass sich die Trinkwassergebühren in einigen Städten demnächst denen in Wuppertal zumindest angleichen könnten.

„Das ist der Fall, wenn die Städte gezwungen sind, Anlagen zur Denitrifikation zu bauen. Das wird in Wuppertal nicht erforderlich sein, denn die Nitratwerte liegen beim Talsperrenwasser unter zehn Milligramm pro Liter und damit deutlich unter dem Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter“, sagt Heinz-Günther Preis.

Im Westen Wuppertals fließt Rheinufer-Filtrat aus Benrath durch die Wasserleitungen. Auch für diese Haushalte gibt Preis Entwarnung. „Der Wert liegt zwischen zehn und 15 Milligramm pro Liter nur wenig höher. Der Wert für die Talsperren ist so gut, dass das Wasser für die Herstellung von Säuglingsnahrung verwendet werden dürfte. Seit 20 Jahren bestehe eine Kooperation mit den Landwirten.

„Dafür ist in all den Jahren etwas gezahlt worden, aber das hat sich gelohnt. Es ist preiswerter, zu verhindern, dass etwas ins Wasser kommt, als es später wieder heraus holen zu müssen“, sagt Preis. Er erinnert sich an Zeiten, als der Nitratwert im Wasser der Herbringhauser Talsperre bei 40 Milligramm pro Liter lag. Damals gab es über einen Zulauf höhere Belastungen, die von einem Herbringhauser Geflügelzüchter verursacht wurden.

Das Problem ist schon lange gelöst, aber das Beispiel, das zeigt, wie schon ein einziger Betrieb die Nitratbilanz im Trinkwasser deutlich verändern kann. „Wir haben bei den Gebühren immer Ansätze für die Instandhaltung und für Investitionen vorgesehen. Die Trinkwassergebühren sind hoch und wegen des hohen Aufwands kann ich keine Gebührensenkung in Aussicht stellen“, sagt Stadtdirektor Johannes Slawig.

Im Bergischen Wasser- und Umweltlabor auf dem WSW-Betriebsgelände an der Brombacher Straße, wird das kostbare Nass ständig auf seine Qualität kontrolliert. „Wir werden die Folgen des Klimawandels im Auge behalten müssen“, sagt Heinz-Günther Preis. Immer häufiger komme es zu Starkregen, bei dem vermehrt Partikel und Sedimente ins Wasser gespült würden, aber auch Nährstoffe, die zu einem unerwünschten Algenwuchs in den Talsperren führen. Auch der saure Regen löse abgelagerte Sedimente, die das Trinkwasser belasten.