Nostalgie auf schmalen Gleisen
Im Brauhaus zeigten der Modellbahnclub vom Rott und weitere vier Vereine unter anderem Wagen und Gleise aus dem Jahr 1930.
Wuppertal. Am Samstag wurde das Barmer Brauhaus zum zweiten Mal nach 2014 zum Mekka der Modelleisenbahn-Freude, die den kleinen Zügen beim leisen Dahinschnurren durch fantasievolle Landschaften, beim Passieren von Brücken sowie beim Rangieren und Anhalten auf sorgfältig gebastelten Bahnhöfen zusahen. „Toll, was die Modell-Fans da wieder auf die Beine gestellt haben“, zeigte sich Brauhaus-Hausherr Richard Hubinger ebenso beeindruckt wie seine Gäste, die von der Empore dem bunten Treiben auf und neben den Gleisen zusahen.
„Modelleisenbahnen in fast jeder Größe“ hatte der ausrichtende MEC (Modelleisenbahnclub) vom Barmer Rott die Veranstaltung genannt, und dementsprechend waren auch fünf Vereine und ihre insgesamt neun Anlagen mit unterschiedlicher Spurbreite zu sehen. „Wir wollen die Geschichte der Modelleisenbahnen nacherzählen“, erklärte der MEC-Vorsitzende Andreas Hölschen und zeigte auf noch bestens funktionierende Wagen und Gleise aus 1930, die Mitglied Wolfgang Meier zur Verfügung gestellt hatte.
Egbert Schnütgen (79) vom Christlichen Modellbahn Team hatte neben seiner Anlage Schienen mit der Spurbreite Z, nämlich 6,5 Millimeter, und die dazu gehörigen Wagen bis zu den vergleichsweise riesigen „II M“ aufgebaut, schaute aber fast liebevoll auf die winzigen Züge, die durch eine alle vier Jahreszeiten repräsentierende Landschaft glitten. „Man sagt ja, dass mit dem Alter und der nachlassenden Sehkraft auch die Anlagen immer größer würden.“ Bei dem rüstigen alten Herrn, der auch die Bäume seiner Bahnlandschaft in Handarbeit herstellt, schien diese Weisheit nicht zu passen.
Einen nostalgischen Ausflug konnten die Besucher bei der IG Modellbahn Ronsdorf unternehmen. Die Ronsdorfer hatten nämlich unter der Leitung von Thomas Ermels in mühevoller Kleinarbeit nach alten Fotos die Landschaft nachgebaut, in der die bis 1959 fahrende Ronsdorfer Straßenbahn die Fahrgäste bis nach Solingen und Remscheid gebracht hatte. Der Clou war die Nachbildung der damaligen Krim-Brücke mit einem alten Schieferhaus im Hintergrund, an dem das kleine Bähnchen vorbeifährt. „Handwerkliche Begabung ist schon erforderlich“, sagte Ermels lächelnd und freute sich über die Anerkennung der Besucher.
Die Besucher hatten dann im Untergeschoss Gelegenheit, in historischen Filmen auf DVD die Wege von Straßenbahnen und Zügen in Wuppertal und Umgebung noch einmal zu erleben. Vor allem Herren im reifen Alter verfolgten mit wehmütigen Blicken die längst verblichenen Linien.
Natürlich war auch der Eisenbahnerclub der WSW im Brauhaus vertreten, und seine Züge liefen sich schon einmal warm für den großen Auftritt am 5. und 6. November an der Schützenstraße. Apropos WSW: Den neuen Schwebebahnzug in babyblau gab es als Modell, und den Kaiserwagen nebst Gerüst zum heimischen Nachbau.
Während Jannis (5) oben vor der MEC-Anlage stand, sie ganz toll fand und sich so etwas auch zu Weihnachten wünschte, wurden Miriam (4) und ihr Bruder Daniel (7), selbst aktiv. Sie saßen nämlich im Bastelraum und klebten mit Feuereifer und unter Assistenz von Mama und Papa eine Schutzhütte und einen Bahnhof zusammen. Die Bausätze hatten Modellbahnhersteller kostenlos für den hoffnungsvollen Nachwuchs zur Verfügung gestellt, wobei ein Feuerwehrhaus vor allem bei den Jungs reißenden Absatz fand. „Wir veranstalten diese Modellbahnausstellung alle zwei Jahre, und wir haben jetzt schon Anmeldungen für 2018“, zog Gastgeber Andreas Hölschen vom Rott schon am frühen Nachmittag ein zufriedenes Fazit.