Wuppertal Nun klagen die Helfer den WSV an
Die Rettungsdienste weisen Kritik am Einsatz der Sanitäter beim WSV-Spiel gegen den KFC zurück. Ein Spieler soll den Notarzt verletzt haben.
Wuppertal. Christian Müller, Mittelfeldspieler des KFC Uerdingen, konnte bereits am Sonntag das Bethesda-Krankenhaus verlassen. Im Spiel des WSV gegen den KFC hatte seine Verletzung (Nasenbeinbruch und Gehirnerschütterung) am Samstag die 4322 Zuschauer im Stadion am Zoo schockiert, zumal es mehr als zehn Minuten dauerte, bis Müller aus dem Stadionvorplatz abtransportiert wurde. Die Arbeitsgemeinschaft der Wuppertaler Hilfsorganisationen (Arbeiter Samariter Bund, Deutsches Rotes Kreuz, Die Johanniter und Malteser) wies am Montag die Kritik des WSV am Einsatz zurück und erhob ihrerseits Vorwürfe gegen den Verein.
Was wäre passiert, wenn es sich um eine lebensgefährliche Verletzung gehandelt hätte? Die Zuschauer, Betreuer und Spieler befürchteten noch Schlimmeres als Müller mit einer stark blutenden Gesichtsverletzung das Bewusstsein verlor. Ärztliche Hilfe war trotz einiger verzweifelter Hilferufe aber erst nach knapp zehn Minuten zur Stelle.
WSV-Fanbetreuer Torsten Dohrs erstattete daher nach dem Spiel Anzeige gegen Unbekannt wegen unterlassener Hilfeleistung. WSV-Sportdirektor Manuel Bölstler erhob in einer Erklärung des WSV Vorwürfe gegenüber „dem Sanitätereinsatz“. Er kritisiert, dass die erforderliche Trage nicht von den bereitstehenden Sanitätern, sondern von Mitarbeitern des WSV auf das Spielfeld gebracht worden sei. Und dass der Notarzt erst mit großer Verspätung bei dem Verletzten war, obwohl mehrere Mitarbeiter des WSV auf die dringende Notwendigkeit seiner Anwesenheit bei Christian Müller hingewiesen hätten.
In der Erklärung der Hilfsorganisationen heißt es: „Die geforderten Kräfte wurden durch die Einsatzleitung im Stadion über alle vier Tribünen verteilt. Gemäß der Vorplanung wurden keine Sanitäter im Innenraum bereitgestellt.“ Das Personal (16 Sanitätshelfer, ein Notarzt, eine Einsatzleitung) sei für die Betreuung der Fans und Besucher vorgesehen gewesen. Die Besatzung des nächstgelegenen Krankenwagens sei auf der Haupttribüne eingesetzt worden. Sie sei nach der Alarmierung zum Krankenwagen geeilt, um die Trage zu holen. Dies habe sich verzögert, weil ein Polizeifahrzeug so dicht an dem Krankenwagen geparkt habe, dass die Trage zunächst nicht ausgeladen werden konnte.
Weder auf Wuppertaler noch Uerdinger Seite war ein Mannschaftsarzt anwesend, was den Ruf nach ärztlicher Hilfe erklärt. Als der Notarzt, der auf der Nordtribüne eingesetzt war, den Rasen betrat, wurde das von ihm eingeschlagene Schritttempo von zahlreichen Zuschauern und auch von WSV-Spieler Daniel Grebe offensichtlich als Provokation empfunden. Grebe war zuvor verzweifelt zu einer Gruppe von Feuerwehrmännern gerannt, um sie um Hilfe für den Verletzten zu bitten. Er schubste den Notarzt, worauf der zu Boden fiel, seine Brille verlor und sich — so die Angaben der Hilfsorganisationen — an der Schulter verletzte.
„Sanitäter und Notärzte sind angehalten, sich einem Verletzten ruhig zu nähern, um nicht mit hohem Puls an der Unfallstelle anzukommen. Hektik ist im Einsatz kontraproduktiv“, sagt Kai Vogelmann, Sprecher der Malteser in NRW. Empörend sei das Verhalten des Wuppertaler Spielers. Übergriffe auf Einsatzkräfte seien ein wachsendes Problem, so Vogelmann.
Der KFC Uerdingen hat sich am Montag der Kritik des WSV angeschlossen. „Das Verhalten der Sanitäter vor Ort und vor allem die Reaktion im Nachhinein ist für uns nicht nachvollziehbar. Das Mindeste, was wir erwartet hätten, wäre eine Entschuldigung in Richtung unseres Spielers. Die Statements, die jetzt seitens der Einsatzkräfte zu lesen sind, irritieren sehr“, heißt es in einer Stellungnahme des KFC.