Wahlkampf Uwe Schneidewind hatte ein „Heimspiel“ bei den Grünen

Er sagt, sein Programm sei weder schwarz noch grün. Er wolle vor allem Brücken bauen.

Hatten am Dienstagabend viel zu besprechen: Die Vorstandssprecherinnen der Grünen, Liliane Viola Pollmann (l.) und Claudia Schmidt, mit Uwe Schneidewind.

Foto: Fischer, Andreas

Am Montag stellte sich Uwe Schneidewind den CDU-Mitgliedern in der Stadthalle als möglicher schwarz-grüner Oberbürgermeisterkandidat vor. Einen Tag später hatte Schneidewind, Mitglied der Grünen in Köln, ein „Heimspiel“ im Bahnhof Blo, wo er auf Einladung der Wuppertaler Grünen ebenfalls um die Zustimmung für seine Kandidatur warb.

Die Abende unterschieden sich im Ablauf und der Dramaturgie, die Hauptrolle war gleich besetzt. Und als wichtigste Erkenntnis des politischen Castings dürfte unter dem Strich stehen: Schneidewind definiert seine Rolle weder „schwarz“ noch „grün“, passt seinen Text keiner der beiden Parteien an, die im Wuppertaler Stadtrat ein Kernbündnis bilden. Er beschrieb vielmehr seine Aufgabe mehrfach als die des Brückenbauers und warnte vor falschen Erwartungen. „Meine Kandidatur wird eine Herausforderung für die CDU - aber auch für die Grünen. Das Programm des Oberbürgermeisters wird nicht 1:1 das grüne Programm sein, es wird aber auch nicht 1:1 das Wahlprogramm der CDU“, sagte Schneidewind.

Schneidewind will sein Netzwerk von Fachleuten nutzen

In seiner Vorstellungsrede bezog sich Schneidewind auf die Philosophin Hannah Arendt und deren Hauptwerk „Vita activa“. „Mich treibt eine Vorstellung von einer Welt, in der jedem Menschen auf diesem Planeten ein lebenswürdiges Leben möglich ist, obwohl die Ressourcen der Erde begrenzt sind. Mein Ziel ist das würdevolle Leben eines jeden Menschen in Wuppertal - in der Anerkennung der Würde eines jeden Menschen“, sagte Schneidewind und fasste seine Gedanken im Begriff „erweitertes Wohlstandsverständnis“ zusammen.

Gutes Leben in der Stadt sei abhängig davon, wie die Stadt organisiert sei. Die Nordbahntrasse nannte er als Beispiel, wie die Lebensqualität für viele Menschen verbessert werden kann. Bildung sei von zentraler Bedeutung, um gleiche Lebensbedingungen zu ermöglichen. „Darin liegt die Brücke zu einer christlich motivierten Politik. Es gibt ein gemeinsames Band auf einer übergeordneten Ebene.“

Seine Vernetzung als Präsident des Wuppertal Instituts will Schneidewind einsetzen, um im Wahlkampf Experten nach Wuppertal zu holen, um mit ihnen in öffentlichen Veranstaltungen über Stadtentwicklungskonzepte zu diskutieren und zu überlegen, ob sich Erfolgsmodelle aus anderen Kommunen auf Wuppertal übertragen lassen. Schneidewind wünscht sich einen fairen Wahlkampf, in dem er bereit sei, die Wähler von Haustür zu Haustür anzusprechen und zu überzeugen. Für ihn sei es Motivation gewesen, dass der Anstoß für seine Kandidatur aus der CDU gekommen sei. Und als dann Kritik laut wurde, er könne das nicht, habe ihn der Aufschrei in der Stadtgesellschaft zusätzlich motiviert.

In einer von Vorstandssprecherin Liliane Viola Pollmann moderierten Fragerunde wurde Schneidewind auf die Knackpunkte im Verhältnis zwischen CDU und Grünen angesprochen. Die Vision werde nicht die autofreie Elberfelder Innenstadt sein, aber Wuppertal dürfe nicht das letzte Freiluft-Museum der autogerechten Stadt werden, so Schneidewind. Es gelte, neue Mobilitätsformen auszuprobieren, und damit in Stadtvierteln zu beginnen, um den Menschen so zu ermöglichen, die Verbesserungen zu erleben.

„Wir brauchen angesichts der Leerstände private Investoren für die Gebäude in der Stadt. Die Frage ist, wie gestaltet man das in einer Form, dass sich die Nordstadt nicht wie der Prenzlauer Berg in Berlin entwickelt.“ Anreize für private Investitionen gelte es auch im Bereich der Solarenergie zu schaffen.

Bürgerfreundliche Verwaltung: Ihn reize diese Aufgabe in einem nicht leichten Feld. „Es ist wichtig, die zu stärken, die mehr bewegen wollen. Man muss denen den Rücken stärken, die sich einbringen wollen“, sagte er in Richtung der städtischen Beschäftigten. Eine Missachtung gegenüber engagierten Menschen sei nicht angemessen - auch wenn es einmal Wartezeiten am Schalter gebe, sagte Schneidwind energisch und sehr emotional.

Claudia Schmidt, Vorstandssprecherin der Grünen, verwies auf den 7. Februar 2020, wenn die Basis über den Kandidaten oder die Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl im kommenden Jahr entscheidet. Sollte sich die Wuppertaler CDU bis dahin auf Uwe Schneidewind festgelegt haben, dann hat der - gemessen am Beifall am Vorstellungsabend - sehr gute Karten bei den Grünen.