Finanzanlage Kostenloses Girokonto lockt Kunden
Wuppertal · Die Commerzbank baut seit 2016 ihre Marktanteile in der Bergischen Region aus.
Eine positive Entwicklung verzeichnet die Commerzbank bei der Zahl ihrer Kunden. Und dies in einer Phase, in der die schlechten Nachrichten für die Sparbuch-Sparer nicht abreißen. Ein Ende der Niedrigzinsen ist auf Jahre hinaus nicht in Sicht, und während sich diese Problematik bis zum letzten Sparstrumpf herumgesprochen haben sollte, formuliert die Commerzbank in ihrem Jahresausblick 2020 eine These, die den Sparern ebenfalls nicht schmecken dürfte: „Negativzins ist die neue Normalität.“
Die Commerzbank spricht nicht nur mit Firmenkunden über Negativzinsen, sondern auch mit sehr vermögenden Privatkunden – das allerdings nur, wenn sie hohe Einlagen ab mehreren Hunderttausend Euro bei der Bank haben. Mario Peric, seit Oktober regionaler Bereichsvorstand Privat- und Unternehmerkunden in der Region West, ist zuversichtlich, dass die Commerzbank - auch in Wuppertal - in den kommenden Jahren trotzdem weiterhin viele neue Kunden gewinnen wird.
Hälfte der neuen Kunden wird in den Filialbanken gewonnen
„Verkaufsargument“ Nummer eins der Commerzbank ist ihr kostenloses Girokonto. „Wir halten daran fest, auch wenn das vielen in der Branche nicht schmeckt. Die Hälfte unserer neuen Kunden gewinnen wir in unserer Filialbank, indem wir sie dort auf dieses Angebot und die Vorteile ansprechen“, sagt Mario Peric. Seit 2016 verzeichne die Commerzbank einen Zuwachs um 1,5 Millionen Kunden. „Bis 2023 wollen wir eine weitere Million hinzugewinnen“, so Peric. In seinen Zuständigkeitsbereich West fallen aktuell allein 2,5 Millionen der deutschlandweit mehr als 11 Millionen Privat- und Unternehmerkunden.
Mehr als 190 000 Kunden
in der bergischen Region
In Wuppertal sowie in der gesamten Bergischen Region hat die Commerzbank in den vergangenen Jahren kontinuierlich an Marktanteilen zugelegt. „Im vierten Jahr in Folge konnten wir Kunden hinzugewinnen. Seit 2016 sind es pro Jahr rund 4000. Rund 70 Prozent haben wir hier in der Region in unseren Filialen gewinnen können“, sagt Oliver Bormann, Niederlassungsleiter Private Kunden, mit Sitz am Wuppertaler Neumarkt. Die Commerzbank steuert von dort aus die Betreuung von inzwischen mehr als 190 000 Kunden in der Bergischen Region.
Die Banking-App wird täglich von einer Million Commerzbank-Kunden genutzt. Die Digitalisierungsstrategie der Bank erreicht bereits mehr als die Hälfte der Privatkunden, fast alle Neukunden steigen direkt beim Online-Banking ein. Wenn ein Kunde der Commerzbank ein elektronisches Postfach eröffnet, lässt die Bank einen Quadratmeter Wald aufforsten. Weiterer Vorteil: Ein Berg von Kontoauszügen wird somit gar nicht erst produziert. „Wir werden die Digitalisierung unserer Prozesse weiter mit Hochdruck vorantreiben“, kündigt Oliver Bormann an.
Grundsätzlich entscheide aber der Kunde, ob er einen Service analog oder digital in Anspruch nehmen will. Angesichts der wachsenden Möglichkeiten des digitalen Services konzentriere sich die Beratung in den Filialen aber immer stärker auf komplexe Fragen der Vermögensanlage, Baufinanzierung oder Altersvorsorge. Mit neun Millionen Besuchern pro Monat sei die Frequenz trotz der zunehmenden Digitalisierung in allen Commerzbank-Filialen nahezu stabil. Deshalb bleibe die Commerzbank in der Region auch in Zukunft persönlich vor Ort.
Für den Fortbestand aller 17 Filialen in der Region wollte Mario Peric dennoch keine Bestandsgarantie abgeben. „Wir müssen alle Filialen auf ihre Reichweite und daraufhin überprüfen, ob sie noch am richtigen Standort sind“, sagt Mario Peric. Wichtig sei es, Barrieren abzubauen. Zum Beispiel, indem die Schalter abgeschafft und Hemmschwellen abgebaut würden. „Banker tragen heute nicht mehr zwangsläufig Krawatte“, sagt Peric.
Der Wunsch: ein entspanntes
Verhältnis zum Wertpapier
Laut Commerzbank drückt sich das Kundenwachstum in steigenden Umsätzen aus. Die neuen Kunden hätten das von der Niederlassung verwaltete Vermögen um mehr als 22 Prozent gesteigert. Es liege jetzt bei 5,5 Milliarden Euro, hieß es im Frühjahr dieses Jahres.
Für das kommende Jahr wünscht sich Mario Peric, dass die Deutschen angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase ein entspanntes Verhältnis zum Wertpapier aufbauen. „Der Deutsche ist ein Spar-Weltmeister und er ist nicht als Anlageweltmeister bekannt. Der Zins ist verschwunden, in Japan kennt man ihn schon seit den 1980er Jahren nicht mehr. Die sprichwörtliche German Angst ist bei der Geldanlage aber kein guter Ratgeber“, sagt Mario Peric.